Am vergangenen Samstag feierten der Bodenseekreis und der Landkreis Tschenstochau das 5-jährige Kreispartnerschaftsjubiläum.
Das Partnerschaftsfest fand im Bürgerhaus Friedrichshafen-Kluftern statt. Mitglied der 27-köpfigen Delegation war auch Wieslaw Bak heute Kreistagsvorsitzender, der damals als Landrat des Landkreises Tschenstochau die Partnerschaftsurkunde mit unterschrieben hat.
Landrat Siegfried Tann würdigte in seiner Ansprache die gelebte Völkerverständigung zwischen Polen und Deutschen und die guten Ergebnisse der Verwaltungshilfe für den Landkreis Tschenstochau. Durch den EU-Beitritt von Polen zum 1. Mai 2004 gestalte sich nun Vieles einfacher.
Sein Kollege, Landrat Mieczyslaw Chudzik dankte für die vielfältige Unterstützung. Viele Begegnungen auf der Arbeitsebene der Verwaltungsmitarbeiter sowie auch freundschaftlicher Art wie beispielsweise Schüler- und Bürgerreisen wurden durch die Kreispartnerschaft möglich.
Johanna Dudzinski, Partnerschaftsbeauftragte des Bodenseekreises und Vorsitzende des Freundeskreises referierte über die Entwicklung der Kreispartnerschaft. Begonnen hat alles 1998 mit einer Tagung des Bodenseekreises zur Geschichte des Pauliner Ordens. So gehört das Kloster in Jasna Góra mit dem polnischen Nationalheiligtum der Schwarzen Madonna ebenso zum Paulinerorden wie das ehemalige Konvent in Langnau bei Tettnang. Zeitgleich bat der Landkreistag Baden-Württemberg die Landkreise um Unterstützung der polnischen Landkreise beim Aufbau ihrer Selbstverwaltung. Vor diesem gewachsenen historischen Hintergrund entschloss sich der Bodenseekreis im Februar 1999 zu einer ersten Kontaktaufnahme mit dem Landkreis Tschenstochau. Die erste Delegation reiste unter Leitung des Ersten Landesbeamten Joachim Kruschwitz nach Polen. Nach den dort gewonnenen Erfahrungen stimmte der Kreistag des Bodenseekreises der Partnerschaft zu und am 29. September 1999 wurde bei einem ersten offiziellen Gegenbesuch von den beiden Landräten die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet.
Eine Vielzahl von Fachgesprächen folgten inzwischen zu den Themen Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Umweltschutz, Kultur sowie insbesondere Jugend- und Sozialarbeit.
Anlässlich eines Informationsbesuches von 13 Kreistagsmitgliedern im Jahr 2001 wurde aus deren Mitte angeregt, die Investitionen des Partnerkreises Tschenstochau in dessen soziale Einrichtungen mit einem Zuschuss zu bedenken. Als förderungswürdiges Vorhaben wurde das seit 1998 im Rohbau stehende Sonderschulheim für geistig behinderte Kinder in Bogumilek, das ca. 50 km östlich von Tschenstochau liegt und das wegen finanziellem Engpass nicht weitergebaut werden konnte, ausgewählt.
In der Schule waren rund 56 Kinder im Alter von 8 bis 18 Jahren mit mittleren und schweren geistigen Behinderungen untergebracht.
Die bisherige Unterbringung der Kinder in den Räumen der ehemaligen Traktoristenunterkunft war völlig unzureichend. Bis zu 8 Kinder mussten sich einen kleinen Schlafraum teilen. Der Kreistag gewährte einen Zuschuss von 120.000 €.
Durch diesen Investitionszuschuss des Bodenseekreises, der Rest wurde von polnischer Seite finanziert, wurde es möglich, dass das seit fast 4 Jahren nicht fertiggestellte Sonderschulheim in Bogumilek eröffnet werden konnte.
Die Erfahrungen aus inzwischen 5 Jahren zeigen, dass die Landkreispartnerschaft lebt. Was mit einem Treffen auf Verwaltungsebene begann, ist inzwischen zu einem eng geflochtenen Netz von Veranstaltungen, Freundschaften, Fachaustausch und Kontakten zwischen vielen Gruppen gewachsen.
Die Chronik der Kreispartnerschaft zeugt von vielen Begegnungen, Freundschaften und einer fruchtbaren Zusammenarbeit.
Als nächstes Projekt wird kommende Woche eine 35-köpfige Delegation aus dem Partnerkreis Tschenstochau zum Erfahrungsaustausch und Fachgesprächen über die Stellung behinderter Menschen in der Gesellschaft den Bodenseekreis besuchen. Die Mitglieder der Delegation sind alle im Sozialbereich beim Landkreis, den Gemeinden und freien Trägern im Kreis Tschenstochau tätig. Die Konferenz wird aus EU-Mitteln bezuschusst.
Musikalisch begleitet wurde das Partnerschaftsfest vom Musikverein Kluftern mit Trompete und Klavier sowie dem Jugendblasorchester Mykanow mit Akkordeon unter der Leitung von Gerhard Hartwig, Dirigent des MV Kluftern.
Hinweis:
Übrigens, mehr zur Kreispartnerschaft erfahren Sie auch in der neuen lesenswerten Ausgabe „Leben am See“, Band 22, das im örtlichen Buchhandel erhältlich ist.
Hier fasst auch der frühere Landrat und jetzige Kreistagsvorsitzende Wieslaw Bak seine Gedanken in Worte:
„In fünf Jahren Partnerschaft auf dem Weg ins gemeinsame Europa haben wir viel geschafft. Neben den Kontakten der Verwaltung ist es uns gelungen, die Bürger und vor allem die Jugend, welche in den nächsten Jahren das neue Europa gestalten wird, zusammenzubringen. Lasst es uns weiter so machen. Unser Weg ist sicher richtig.“