Fachtag Suchtprävention

Die Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen im Bodenseekreis informierten sich über aktuelle Entwicklungen der Suchtprävention  durch Präventionsmöglichkeiten im Kindergartenalltag  und über Wege zur Kooperation. Zum Fachtag Suchtprävention eingeladen hatten die Beauftragte für Suchtprävention, die Erziehungsberatungsstellen der Caritas und die Suchtberatung der Diakonie
 
In der Begrüßung durch die Beauftragte für Suchtprävention des Landratsamtes Bodenseekreis, Christine Bakalski, wurde deutlich, dass Suchtprävention ein wichtiges und hochaktuelles Thema ist. Bereits seit den  90-er Jahren ist der Landkreis hier aktiv. Sie dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Beratungsstellen für ihre engagierte Mitarbeit bei der Vorbereitung.
 
Bernadette Lembke, Leiterin der  Erziehungsberatungsstelle Überlingen, stellte in den Mittelpunkt ihres anschaulichen und fachlich fundierten Vortrags aktuelle Forschungsergebnisse der Suchtvorbeugung. Welche Faktoren die Widerstandskraft von Kindern fördern, um erfolgreich mit belastenden Situationen umzugehen, verdeutlichen Ergebnisse der Resilienzforschung, die Bernadette Lembke im ersten Teil ihres Impulsvortrags „Starke Kinder“ vorstellte.

Unter anderem wird die Widerstandskraft  erhöht, wenn bereits im Kindesalter die Fähigkeit trainiert wird, mit schwierigen Situationen zunehmend selbstständig und in angemessener Form klarzukommen und das Kind über eine optimistische Lebenseinstellung verfügt. Die Familie kann durch eine emotional positive, das Kind unterstützende Erziehung mit mindestens einer stabilen Bezugsperson, sowie  durch eine Erziehung, die das Vertrauen und die Selbständigkeit des Kindes fördert gute Voraussetzungen schaffen, die Widerstandskraft zu stärken.

Für den Kindergarten ergaben die Forschungsergebnisse, dass klare, transparente Regeln und Strukturen, ein wertschätzendes Klima und  angemessene Leistungsanforderungen stärkend wirken.
In einem zweiten Schwerpunkt ging Bernadette Lembke auf die besondere Bedeutung der Bindung von Kindern ein. Ein Kind, das weiß, ich bin wichtig für andere, ein Kind, das weiß, ich kann Probleme allein lösen, finde  auch Hilfe bei anderen, ein solches Kind kann seelisch gesund aufwachsen. Die Bindungserfahrungen der ersten Lebensjahre werden von Kindern in das spätere Leben übertragen. Die Referentin zitierte einen afrikanischen Spruch, nachdem es 100 Leute braucht, um ein Kind großzuziehen. Eine tiefe Weißheit, die klar die Bedeutung der Erzieherinnen und Erzieher unterstreicht und damit auch ihre Aufgabe nach Förderung von Selbstständigkeit, Leistungswillen, Mut und Selbstvertrauen in einem Klima der Wertschätzung.

Im Impulsvortrag von Jürgen Schuler, Leiter der Suchtberatung der Diakonie ging es  um beobachtbare Defizite bei Suchtpatienten. Danach verfügen diese beispielsweise über ein geringes Selbstwertgefühl, wenig Konflikt- und Erlebnisfähigkeit sowie ein Mangel an Selbstständigkeit und Selbstverantwortung. Diese Defizite verdeutlichten noch einmal die Notwendigkeit, die genannten stärkenden Erziehungsinhalte konsequent umzusetzen

Beide Vorträge verfolgten die Erzieherinnen und Erzieher mit  vielen fachkundigen Fragen, die deutlich werden ließen, dass ihnen das Thema unter den Nägeln brennt. Auf die Frage, ob Fernseher und PC süchtig machen können, verdeutlichten Bernadette Lembke und Jürgen Schuler, dass Fernsehen oder PC ein positives Gefühl auslösen können. Die entscheidende Ebene für das Handeln ist die Beantwortung der Frage, warum spielen sich da positive Verknüpfungen im Gehirn ab. Im Mittelpunkt kann also nicht das vermeintliche Suchtmittel stehen, sondern der Mensch.
Eine andere Teilnehmerin wollte wissen, ob ein Schluck Bier für ein Kind durch seinen unangenehm bitteren Geschmack nicht eine gute, abschreckende Wirkung haben kann. Die Antwort war ein klares und eindeutiges „Nein“, denn die Suchtvorbeugung verfolgt u.a. das Ziel, den Konsumbeginn so weit wie möglich nach hinten zu verschieben und da soll es auch beim Probieren, egal in welchem Zusammenhang keine Ausnahme geben.

In den folgenden moderierten Gesprächsrunden und Workshops setzte sich die offene und engagierte Arbeits- und Gesprächsbereitschaft fort. Kinder fördern und Grenzen setzen waren zwei inhaltliche Aspekte, die  diskutiert wurden. Vertiefung fanden die Möglichkeiten zur Stärkung der Kinder und die Erziehung zum bewussten Umgang mit Medien, Spielzeug und Süßigkeiten sowie die Zusammenarbeit und Gesprächsführung mit Eltern.

Für die Weiterarbeit gab es zum Tagungsabschluss eine Wunschliste an die Fachdienste des Landkreises, auf der an oberster Stelle die Unterstützung für Elternabende zum Umgang mit Medien und zum Konsumverhalten stand. Außerdem wurden mehr Fallbesprechungsgruppen, eine Fachberatung und die Fortsetzung von Fortbildungsangeboten zur Suchtvorbeugung gewünscht.

Die Fachdienste sicherten die weitere Unterstützung zu und werden im Qualitätszirkel Suchtprävention Bodenseekreis die Weiterarbeit abstimmen.