10 Jahre Kreispartnerschaft Bodenseekreis/Tschenstochau

Der Bodenseekreis unterhält seit 10 Jahren eine Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis Tschenstochau. Eine Delegation aus dem Bodenseekreis mit Mitgliedern des Kreistages, der Kreisverwaltung sowie des deutsch-polnischen Freundeskreises unter Leitung von Landrat Lothar Wölfle reiste zum Jubiläum nach Polen. Beim Festakt im Landratsamt Tschenstochau überreichte Landrat Lothar Wölfle eine Kopie des Bildes vom Hambacher Fest, als 1832 die deutsche und polnische Fahne solidarisch nebeneinander wehten.

Die Initiative zur Kreispartnerschaft ging 1998 vom Deutschen Landkreistag aus. Vor dem Hintergrund der zum 1. Januar 1999 wieder gebildeten Landkreise in Polen wurden die deutschen Landkreise gebeten, die dortige Staats- und Verwaltungsreform durch Partnerschaften zu unterstützen. Ziel war Hilfestellung beim Aufbau der Verwaltungsstrukturen zu geben und den für 2004 vorgesehenen EU-Beitritt Polens mit vorzubereiten. Die Präambel der Partnerschaftsvereinbarung, die am 29. September 1999 unterschrieben wurde, beginnt daher auch mit den Worten:„Im Bestreben zur europäischen Integration auf der Ebene der Landkreise beizutragen“.

Bei vielen Kreisen, die sich für die Aufbauhilfe bereiterklärten, bestanden bereits Kontakte zu Institutionen in Polen. Die Entscheidung des Bodenseekreises für den Landkreis Tschenstochau liegt in der traditionsreichen Verbindung zum Paulinerkloster in Tschenstochau begründet. Ungeachtet einer Wegstrecke von mehr als 1000 km bestand über Jahrhunderte ein enges Band zwischen Tschenstochau und Langnau, heute Teilort von Tettnang, in dem sich zwischen 1405-1787 das größte Kloster der deutschen Provinz des Paulinerordens befand. Mit der Ikone der Schwarzen Madonna im Kloster Jasna Gora beheimaten die Pauliner in Tschenstochau seit dem 14. Jahrhundert das polnische Nationalheiligtum, das jährlich von Millionen von Pilgern besucht wird.
Die aktuelle Zusammenarbeit zwischen den Landkreisverwaltungen bezieht sich insbesondere auf die Bereiche Sozialhilfe, Umweltschutz, Verkehr, Bildung, Sport und Kultur. Von der Zusammenarbeit auf diesem Gebiet profitieren insbesondere die Kinder in Pflege- und Kinderheimen, Schüler, Sportler und Künstler und auch Mitglieder von Volkstanzensembles.

Landrat Andrzej Kwapisz lobte den offenen und herzlichen Erfahrungsaustausch, der trotz Sprachbarrieren und großer Entfernung gute Früchte trägt. Besonders erwähnte er die dynamische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Sozialarbeit und den Investitionszuschuss im Jahr 2002 in Höhe von 120.000 € für die Beendigung des Baus des Sonderschulheimes für geistig behinderte Kinder in Bogumilek.

Landrat Lothar Wölfle dankte in seiner Ansprache all denjenigen, die in den vergangenen 10 Jahren zum Gelingen der Partnerschaft beigetragen haben. Entscheidend sei, dass Menschen zusammen finden. Vor dem Hintergrund der teilweise tragischen deutsch-polnischen Geschichte dankte er den polnischen Freunden für ihr Entgegenkommen. Dank der Partnerschaft lernen sich die Menschen kennen und verstehen. Wechselseitig bekomme das jeweilige Land ein menschliches Gesicht. Als schönes Beispiel für die gemeinsame deutsch-polnische Geschichte nannte er das Hambacher Fest von 1832, als die deutsche und polnische Fahne von Studenten getragen nebeneinander im Kampf um Demokratie und Meinungsfreiheit wehten. Landrat Lothar Wölfle bekräftigte, sich weiter für die deutsch-polnische Partnerschaft einzusetzen, die im Jahr 2005 mit dem Preis des Botschafters der Republik Polen ausgezeichnet wurde. Landrat Wölfle hat seinen polnischen Kollegen zu einem Gegenbesuch am zweiten Oktoberwochenende in den Bodenseekreis eingeladen.

Der ehemalige Landrat des Bodenseekreises, Siegfried Tann, der am 29. September 1999 mit seinem damaligen Kollegen Wieslaw Bak die Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnete, sagte in seinem Grußwort, die Völkerverständigung zwischen Polen und Deutschen gehöre für ihn zum Traum eines friedlichen Europa. Wieslaw Bak brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Partnerschaft auch von künftigen Generationen getragen werde.
In einem Rückblick auf die letzten 10 Jahre zeigten Landrat Lothar Wölfle und die Kreispartnerschaftsbeauftragte des Bodenseekreises, Johanna Dudzinski-Tann, auf, wie auch Beispiele im Kleinen, so Jugendbegegnungen, Schulpartnerschaften, Sportlerkämpfe und Kulturtage helfen, sprachliche und kulturelle Barrieren in der gemeinsamen Europäischen Union zu überwinden.
Die Delegation besuchte im Anschluss ein Pflegeheim, ein Kinderheim sowie eine Heimsonderschule. Es wurden zudem 2 Klöster besichtigt. Eine Paddelfahrt, ein Grillabend am Lagerfeuer und Folkloretänze rundeten das Programm ab.