Minderjährige sollen an den Tankstellen des Bodenseekreises keine Chance haben, Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Dieses gemeinsame Ziel haben sich Tankstellenbetreiber, die Polizei, das Landratsamt, Verbände und weitere Einrichtungen der Jugendarbeit gesetzt. „Auch bei bestem Willen ist es in der Praxis nicht immer leicht, dem Jugendschutzgesetz gerecht zu werden“, sagt Gerhard Wilhelm, der in Tettnang eine Tankstelle betreibt. Genau dafür haben Experten Informationsmaterialien für das Verkaufspersonal entwickelt, die am Mittwoch im Landratsamt der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Diese Materialien sollen vor Ort bei der Entscheidung helfen, ob einem jugendlichen Kunden alkoholische Getränke und Tabakwaren verkauft werden dürfen.
„Es kommt vor, dass unsere Verkäufer in der Hektik des Geschäfts das Alter der Kunden falsch ausrechnen oder die erlaubte Getränkeart verwechseln“, berichtet Tankstellenbetreiber Wilhelm. „Manche Jugendliche fangen auch Diskussionen an, wenn ihnen bestimmte Alkoholika nicht verkauft werden“, ergänzt er. In diesen und anderen typischen Fällen helfen dem Tankstellenpersonal klare Argumente und Übersichten, besonnen zu bleiben. Zu den Informationsmaterialien gehört auch eine Alterskontrollscheibe. Ähnlich wie eine Parkscheibe erleichtert sie es den Verkäufern, das auf dem Personalausweis aufgedruckte Geburtsdatum in das aktuelle Alter umzurechnen und festzustellen, ob der Kunde schon 16 beziehungsweise 18 Jahre alt ist.
„Diese Informations- und Hilfsmaterialien sind in einer kompakten Mappe zusammengestellt und wurden an die Tankstellen im Landkreis verteilt“, sagt die Landratsamtsmitarbeiterin für Suchtprävention Annabel Eisele, die die kreisweite Projektgruppe „Jugend und Alkohol“ koordiniert. Eisele weiter: „Die Tankstellenbetreiber reagieren sehr positiv auf das Angebot. Für viele ist der Jugendschutz wirklich eine Herzenssache.“ Die kostenlose Mappe kann unter Tel.: 07541 204-5121 beim Landratsamt bestellt werden.
Laut statistischem Bundesamt haben sich in Baden-Württemberg die Fälle jugendlicher Alkoholpatienten seit 2001 mehr als verdoppelt. Auch im Bodenseekreis nimmt die Zahl Jugendlicher mit Alkoholvergiftung stetig zu, berichtet die Polizei. „Gerade in der Fasnachtszeit ist es wichtig, Minderjährigen den Zugang zu Alkohol zu erschweren“, sagt Kriminaloberrat Oskar Schreiber von der Polizeidirektion Friedrichshafen. „Hier müssen alle Verantwortung übernehmen. Wir hoffen deshalb, dass das Engagement der Tankstellen eine Beispielwirkung für andere Alkoholverkaufsstellen hat“, so Schreiber.
Die Projektgruppe „Tankstellen gemeinsam für den Jugendschutz“ ist Teil der Arbeitsgemeinschaft Sucht im Bodenseekreis. Hier arbeiten Behörden, Beratungsstellen, Einrichtungen und Vereine eng zusammen, um vor allem Jugendliche vor den Folgen von Sucht und Abhängigkeiten zu bewahren.
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