„Über einzelne Projekte zu lesen, ist das eine“, sagte Mappus im Meckenbeurer Mehrgenerationenhaus „Lebensräume für Jung und Alt“. „Vor Ort einen praktischen Eindruck von den vielen zukunftsweisenden Projekten im Land zu bekommen, das andere. Vor allem bin ich aber hierhergekommen, um das direkte Gespräch mit den Menschen zu suchen“, erklärte der Ministerpräsident.
Begrüßt wurde Mappus in der Wohnanlage in der Graf-Zeppelin-Straße durch Dr. Berthold Boll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Liebenau, der Trägerin der Einrichtung. „Der demographische Wandel erfordert, dass man generationenübergreifend denkt“, so Boll. Im Mehrgenerationenhaus werde Nachbarschaftshilfe vorgelebt und es entstünde ein Zusammenleben, wie man es früher in Großfamilien kannte, erklärte Boll. Im Mehrgenerationenhaus leben in 80 Wohnungen rund 120 Menschen im Alter von knapp einem bis 95 Jahren. Auch der örtliche Familientreff des Kreisjugendamts ist dort beheimatet.
Nach seinem Gespräch mit den Vertretern der Stiftung Liebenau sowie Mitarbeitern des Hauses machte Ministerpräsident Mappus noch eine Stippvisite im Meckenbeurer Jugendcafé, gleich gegenüber. Er sprach dort mit Jugendlichen über deren Leben und Freizeitgestaltung und es blieb sogar noch die Zeit für ein kurzes Match mit den Jugendlichen am Tischkicker.
Station Nummer zwei des Landkreisbesuchs des Ministerpräsidenten war die Firma Astrium in Immenstaad. Die Raumfahrtsparte der EADS ist weltweit führend bei der Entwicklung und beim Bau von Satelliten für den Bereich Erdbeobachtung und Wissenschaft. „Wir haben mit unseren Technologien drei Jahre Vorsprung vor den Amerikanern“, berichtete Eckard Settelmeyer, Direktor der Astrium GmbH. Damit könne man beispielsweise aus einer Höhe von 540 Kilometern Veränderung der Erdoberfläche im Millimeterbereich messen oder die Entwicklung des globalen Wasserhaushalts beobachten. Solche Erkenntnisse, so der Manager, gewännen beispielsweise bei der Überwachung des weltweiten Umweltschutzes immer mehr an Bedeutung. Es sei typisch für Baden-Württemberg, dass man sich nicht auf Lorbeeren ausruhe, sondern gleich den nächsten Schritt in die Zukunft mache, betonte der Ministerpräsident. Astrium sei beispielhaft für die Innovationskraft am Bodensee.
Am Abend gab der Ministerpräsident gemeinsam mit Landrat Lothar Wölfle einen Empfang im Überlinger Kursaal. Geladen waren ehrenamtlich engagierte Bürger aus dem Bodenseekreis. Stefan Mappus dankte den rund 450 Gästen für ihr Engagement: „Kein anderes Bundesland hat einen so hohen Anteil an ehrenamtlich engagierten Menschen wie Baden-Württemberg. Mit diesem Engagement sorgen Sie mit dafür, dass die Menschen gerne hier leben.“
In seiner rund 45-minütigen Rede ging Ministerpräsident Mappus auch auf aktuelle politische Themen ein. So zum Beispiel auf die Bedeutung des Bahnprojektes „Stuttgart 21“ für die Region, die Bildungspolitik des Landes sowie die Entwicklung des Energieversorgers EnBW. „Bildung und Verkehrsinfrastruktur sind zentrale Faktoren, von denen die künftige Wettbewerbsfähigkeit und damit der Wohlstand Baden-Württembergs maßgeblich abhängt“, betonte Mappus in Überlingen.
Das ursprünglich für den frühen Nachmittag geplante kommunalpolitische Gespräch mit den Bürgermeistern der 23 Städte und Gemeinden des Landkreises in Tettnang war vom Staatsministerium wenige Stunden vorher abgesagt worden. Grund war die kurzfristig anberaumte Pressekonferenz in Stuttgart zur Übernahme der Anteile des französischen Stromkonzerns Electricité de France (EDF) an der EnBW durch das Land. Dieser Termin wird aber nachgeholt.