Der Biber nagt an der Kreisgrenze - Biberspuren im Bodenseekreis nehmen zu

Im Jahr 1846 wurde in Baden-Württemberg der letzte Biber als wertvolle Jagdbeute erlegt. Nach fast 130 Jahren währender Abwesenheit kehrt der Biber nun auf natürlichem Wege wieder in seine angestammten Lebensräume zurück. Seit dieser Zeit hat sich die Landschaft durch den Einfluss des Menschen sehr stark verändert. Heute besiedelt der Biber daher nicht nur naturnahe, sondern zunehmend auch stark veränderte Gewässer und somit Lebensräume aus zweiter Hand. Hier profitiert er von seiner einzigartigen Fähigkeit, eine Gewässerlandschaft so zu verändern, dass sie ihm langfristig Lebensraum bietet.

Mit Ausnahme des Bodenseekreises ist der Biber inzwischen wieder im gesamten Regierungsbezirk Tübingen vertreten. Derzeit wird hier von einer Zahl von fast 700 Bibern in knapp 200 Revieren ausgegangen. Der Biberbestand hat sich damit innerhalb eines Jahres um über 30 Prozent erhöht. Aufgrund seines nationalen und internationalen Schutzstatus ist es verboten, dem Biber nachzustellen, ihn zu fangen, zu verletzen, zu töten oder seine Wohn- und Zufluchtsstätten zu beschädigen oder zu zerstören.

Um einerseits den Schutz des Bibers zu gewährleisten und andererseits die Interessen der Grundstückseigentümer zu berücksichtigen, wurde ein landesweites Bibermanagement eingerichtet. Durch Gehölzverbiss und Fraß an Feldfrüchten, Unterminierung von Uferböschungen durch Biberröhren oder Vernässung von Grundstücken kommt es immer wieder zu Konflikten. Fast immer sind diese Konflikte jedoch auf einen engen Streifen entlang des Gewässers begrenzt oder können durch unterschiedliche Maßnahmen, wie das Anpflanzen von Weichlaubhölzern, Elektrozäunen oder den Einbau von Dammdrainagen reduziert werden. Auch wenn in der Regel im Einvernehmen mit dem betroffenen Grundstückseigentümer eine Lösung für den Biber gefunden werden kann, so gibt es im Einzelfall die Möglichkeit, eine Ausnahme von den Schutzvorschriften zu erteilen.

Inzwischen finden sich auch im Bodenseekreis Biberspuren. Die untere Naturschutzbehörde geht derzeit davon aus, dass es sich nur um einzelne Besucher und keine ansässigen Familienverbände handelt. Eine Besiedelung des Bodenseekreises wird jedoch immer wahrscheinlicher. Die Naturschützer des Landratsamtes werden daher die Entwicklung weiter beobachten. Ansprechpartner innerhalb des landesweiten Bibermanagements ist für den Bodenseekreis bei der unteren Naturschutzbehörde Herr Dieter Schmid (Tel. 07541 204-5467).