Warm-trockenes Frühjahr: Forstamt befürchtet Borkenkäfer-Plage

Die Borkenkäferart „Buchdrucker“ (Ips typographus) wird bis zu 5,5 Millimeter groß. Foto: Lobinger, lwf.bayern.de
Quelle: Forstamt Bodenseekreis

Die außerordentliche warme und trockene Witterung der vergangenen Wochen hat in diesem Jahr die Aktivität der Fichten-Borkenkäfer schon sehr früh aufleben lassen. Hinzu kommt, dass wegen der Sturmschäden im Jahr 2009 sowie der Borkenkäferzunahme im vergangenen Jahr der Ausgangsbestand an Borkenkäfern im Bodenseekreis bereits besonders hoch sei, erklärt Dr. Michael Strütt, Leiter des Forstamtes. Bei weiter anhaltendem warm-trockenem Wetter sei demnach in Kürze mit erheblichen Borkenkäferschäden an Fichten zu rechnen. Erste „Käferbäume“ aus diesjährigem Befall sind bereits entdeckt worden. Bereits im Jahr 2011 mussten mehr als 3.500 Festmeter Borkenkäfer- und Dürrholz in den Wäldern im Bodenseekreis aufgearbeitet werden. Seit 2010 wird generell wieder ein Anstieg an Borkenkäferschäden verzeichnet.

Einen derart frühen Befall durch Borkenkäfer wie in diesem Jahr hat es bislang noch nicht gegeben. Sollten diese für die Borkenkäfer günstigen Witterungsbedingungen weiter anhalten, ist mit bis zu drei Generationen in diesem Jahr zu rechnen. Das bedeutet wahrscheinlich einen Schadensumfang wie in den Jahren 2003 und 2004 mit jeweils über 50.000 Festmeter „Käferholz“ im Jahr.

Das Forstamt weist deshalb darauf hin, dass alles getan werden muss, um dieser befürchteten Massenvermehrung rechtzeitig zu begegnen. Nach den Bestimmungen des Landeswald- und Pflanzenschutzgesetzes sind alle Waldbesitzer verpflichtet, ihre Waldbestände mit Fichten zu kontrollieren und Bäume mit Befallssymptomen - abblätternder Rinde, starkem Harzfluß, braunverfärbten Kronen und braunem Bohrmehl auf Stammfuß - unverzüglich einzuschlagen und aufzuarbeiten. Bei Nichtbeachtung müssen Waldbesitzer mit einer forstaufsichtlichen Anordnung rechnen, deren Umsetzung erzwungen werden kann.
Sofern Waldbesitzer zur Durchführung der erforderlichen Arbeiten nicht selbst in der Lage sind, bietet das Forstamt technische Hilfestellung gegen Kostenersatz an oder ist bei der Vermittlung von forstlichen Fachunternehmen behilflich.

Bei gewünschter Vermarktung des Käferholzes über das Forstamt ist dies vorab dringend mit dem zuständigen Forstrevierleiter abzusprechen. Auf Grund der momentan guten Absatzlage für Fichtenstammholz ist derzeit eine rasche Vermarktung auf hohem Preisniveau gesichert.

Weitere Informationen zu den Dienstleistungen des Forstamtes sowie den zuständigen Forstrevierleitern finden Sie auf den Seiten des Forstamts.
Informationen zum Thema Borkenkäfer unter www.borkenkaefer.org.

Hintergrundinfo:
Bei jeder Baumart gibt es Insektenarten, die nach einem Sturmereignis wie „Lothar“ im Jahr 1999 besonders massiv auftreten. Vor allem die Borkenkäfer an der Fichte sind für die Waldbesitzer ein großes Problem. Der sogenannte Buchdrucker ist die gefährlichste Borkenkäferart, weil er bei ausreichend großer Anzahl in der Lage ist, auch gesunde Fichten abzutöten.

Der Borkenkäfer befällt immer die älteren, das heißt über 50-jährigen Bäume, so dass Jungbestände durch den Käfer kaum gefährdet sind. Der Buchdrucker beginnt im April / Mai ab Tagestemperaturen von 16 Grad Celsius zu fliegen und kann bei warmer Witterung bis in den Oktober hinein Fichten befallen. Da die Fichte zunächst durch Harzen auf das Einbohren der Käfer reagiert, ist nur ein gleichzeitiger Befall des Baumes durch eine Vielzahl von Käfern erfolgreich. Dies erreicht der Buchdrucker durch das Absondern von Lockstoffen. Je mehr eine Fichte harzt, umso mehr Lockstoffe produziert ein Käfer beim Versuch sich einzubohren. Hierdurch werden weitere Artgenossen angelockt, die der Baum dann nicht mehr abwehren kann.

Wenn der Befall erfolgreich war, wird zwischen Rinde und Holz - im nährstoffreichen, sogenannten Bast - die Brut angelegt. Die Larven unterbrechen schließlich durch ihren Fraß die Saftströme des Baumes, wodurch der Baum langsam abstirbt. Ein Weibchen kann mehrmals im Jahr eine Brut anlegen und somit bis zu 120 Nachkommen erzeugen. Da auch diese im selben Jahr bereits wieder geschlechtsreif werden können, ist es durchaus möglich, dass Eltern und Kinder gemeinsam ihrem zerstörerischen Werk nachgehen. Es sind je nach Höhenlage und Witterungsverlauf bis zu drei Generationen im Jahr möglich. Borkenkäfer haben ein riesiges Vermehrungspotenzial: aus einem Käferpärchen im Frühjahr können sich im Laufe des Jahres über 10.000 Nachkommen entwickeln. Die Ursache hierfür liegt in der nur etwa sechswöchigen Entwicklungszeit vom Ei bis zum geschlechtsreifen Käfer.