Nach der Wehrdienstreform: Statt Zivis sollen künftig Freiwillige bei der Landschaftspflege helfen

Der letzte Zivi des Umweltschutzamtes Sebastian Wissinger (r.) wird vom Leiter des Pflegetrupps, Dipl.-Ing. (FH) Landespflege, Dieter Schmid, und seinem Stellvertreter, Dipl. Biologe Gerd Odenwälder, (v.l.) mit einer Versperplatte verabschiedet. Schon seit Juni arbeiten beim Umweltschutzamt des Bodenseekreises keine Zivildienstleitenden mehr. Für die interessante und lehrreiche Tätigkeit können sich junge Menschen nun aber im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes bewerben. Foto: Landratsamt Bodenseekreis

Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht endet auch beim Landratsamt Bodenseekreis die Ära der Zivildienstleistenden. Insbesondere im Umwelt- und Forstbereich kamen Zivildienstleistende als Helfer zum Einsatz. Beim Pflegetrupp des Umweltschutzamtes kümmerten sie sich unter anderem darum, die vielfältigen Biotopflächen im Landkreis zu erhalten und unter Anleitung der Ökologen des Amtes naturschutzfachlich zu entwickeln. Mit dem neu geschaffenen Bundes-Freiwilligendienst (BFD) hofft das Landratsamt, diese bewährte Institution weiterführen zu können. Bereits ab Juli sind beim Umweltschutzamt dafür Stellen eingerichtet.

Fünf Zivistellen hatte der Landschaftspflegetrupp des Umweltschutzamtes, die nun verwaist sind. Seit 1986 absolvierten insgesamt 99 junge Männer ihren Zivildienst bei der Naturschutzbehörde des Bodenseekreises. „Diese führten überwiegend Maßnahmen zur Biotopgestaltung und Landschaftspflege durch. Es wurden neue Hecken gepflanzt und zur Verjüngung alter Hecken Abschnitte wieder auf Stock gesetzt“, erklärt Andreas Pflug, Leiter der Naturschutzbehörde. „Auch die Mahd von kleinflächigen Feucht- und Trockengebieten bildete im Herbst und Winter den Schwerpunkt der Aufgaben. Im Sommer war der Pflegetrupp hauptsächlich mit dem Zurückdrängen problematischer Neophyten wie Goldrute und Indisches Springkraut auf wertvollen Biotopflächen beschäftigt“, so Pflug weiter. Zum einhundertsten Zivildienstleistenden beim Umweltschutzamt hat es leider nicht mehr gereicht: Obwohl ein Bewerber bereits zum 1. Februar 2011 eingestellt war, musste dieser dann seinen Dienst bereits nicht mehr antreten. Ende Mai ist mit Sebastian Wissinger dann auch der letzte Zivi des Umweltschutzamtes ausgeschieden. Mit der Überreichung eines zünftigen Vespers wurde er vom Leiter des Pflegetrupps, Dieter Schmid, und seinem Stellvertreter, Gerd Odenwälder, verabschiedet.

Der Zivi-Pflegetrupp hatte sich in zweieinhalb Jahrzehnten zu einer wichtige Stütze der Landschaftspflege im Bodenseekreis entwickelt. „Neben der großflächigen Pflege durch Landwirte und Maschinenringe war der Pflegetrupp eine wertvolle Ergänzung für Kleinbiotope und insbesondere Problemflächen, die nur in Handarbeit zu bewältigen sind“, sagt Andreas Pflug. Vom Ersatz eines Schutzgebietsschildes über Ausmähen von Grabenrändern bei Libellenvorkommen bis hin zum Aufstellen von Amphibienzäunen hätte der Pflegetrupp vielen kleine Tätigkeiten erledigt, die andernfalls nur mit hohem Aufwand und Kosten extern hätten vergeben werden müssen, so Pflug.

An die Stelle des Zivildienstes tritt nun der Bundesfreiwilligendienst (BFD), bei dem sich Frauen und Männer für das Allgemeinwohl auch im ökologischen Bereich engagieren können. Der freiwillige Dienst dauert in der Regel zwölf Monate mit einer Bandbreite von sechs bis 18 Monaten.
Schwerpunkt ist auch hier die praktische Pflegearbeit in den Biotopen vor Ort. Daneben können die Teilnehmer auch vielfältige Artenkenntnisse erwerben, lernen ökologische Zusammenhänge besser verstehen und erhalten vielfältige Einblicke in das Aufgabenspektrum der Naturschutzverwaltung. Für junge Menschen mit einem ökologisch ausgerichteten Berufsziel bietet der BFD beim Umweltschutzamt deshalb eine wertvolle Praxiserfahrung und eine gute Orientierung. In jedem Fall kann es eine bereichernde Lebenserfahrung sein, sich freiwillig für Natur und Landschaft in unserer schönen Region einzusetzen.