Glücksspielsucht und der riskante Umgang mit Medien bei Kindern und Jugendlichen standen am 29. September 2011 im Mittelpunkt der „Arbeitsgemeinschaft Sucht im Bodenseekreis“. Aus Anlass des bundesweiten Aktionstages zu diesem Thema trafen sich im Landratsamt rund 50 Fachleute unter anderem aus der Politik, Beratung, Selbsthilfe, Therapie, Pädagogik sowie der Polizei, um sich über aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich zu informieren.
Andreas Prenn, Leiter der „SUPRP-Werkstatt für Suchtprophylaxe“ in Vorarlberg erläuterte in seinem Vortrag die Glückspielsucht als Krankheit. „Bei keiner anderen Sucht ist die Gefahr der Verarmung so groß“, so der Experte. „Glücksspielautomaten in Spielotheken bergen das größte Suchtrisiko. Je mehr Angebote vorhanden sind, desto mehr pathologische Spieler gibt es“, erklärte Prenn, der seine Aussagen anhand einer österreichischen Studie zur Prävention der Glückspielsucht untermauerte.
Die Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft erörterten auch die politische Dimension des Problems. Sozialdezernent Andreas Köster sagte, er verfolge die Anfragen und Anträge zur Eröffnung von Spielhallen im Landkreis mit großem Interesse. Oft gebe es dann auch in den Gemeinden intensive Diskussionen, denn die Versuchung im Hinblick auf zusätzliche Steuereinnahmen sei groß. Es gebe aber einige positive Beispiele, wo neue Spielhallen abgelehnt worden sind, so Köster.
Den Umgang mit Computer und Internet und damit eine weitere, wie harmlose Freizeitgestaltung zu risikohaftem und abhängigem Konsum führen kann, beschrieb Frank Happich, Stationsleiter im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie beim Südwürttembergischen Zentrum für Psychiatrie in Weißenau. „Die Verfügbarkeit von Handys und Computer sind in nahezu allen Haushalten gegeben. Die tägliche Onlinenutzung ist in den letzten Jahren stark angestiegen“, erläutert Happich anhand von Studienergebnissen. Er fordert klare Regelungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen im Umgang mit den Medien. „Wir haben auf der Station stark eingeschränkte Handy-Zeiten. Jugendliche können sich manchmal gar nicht vorstellen, dass sie nicht ständig erreichbar sein sollen“, so die Erfahrung aus seinem Arbeitsalltag.
Die aktuelle Studie „Prävalenz der Internetabhängigkeit“ (kurz: PINTA I) der Universitäten Lübeck und Greifswald im Auftrag der Drogenbeauftragten der Bundesregierung war ebenfalls Gegenstand der Fachdiskussion im Landratsamt. In der Studie werden vier Prozent der 14- bis 16-Jährigen als Internetabhängig beschrieben. Ganze 15,5 Prozent dieser Altersgruppe werden als problematische Internetnutzer eingeschätzt. Die Studie kann auf der Webseite der Drogenbeauftragen der Bundesregierung heruntergeladen werden: www.drogenbeauftragte.de.