Chancen und Hilfen für Alleinerziehende

Fachpublikum bei der Vorstellung des Projektes UNA, das die Jobchancen von Alleinerziehenden im Bodenseekreis verbessern helfen soll.

Plötzlich mit einem kleinen Kind alleine zu sein – diese Erfahrung kann jede Mutter, jeden Vater treffen. Derzeit lebt im Bodenseekreis in jeder achten Familie nur ein Elternteil alleine mit minderjährigen Kindern. Rund 2.900 Alleinerziehende sind es insgesamt im Landkreis. Die Herausforderung, Erziehung und den Lebensunterhalt alleine neu organisieren zu müssen, stellt für die betroffenen Eltern oft eine Krise dar. Die Unterstützung von vielen Seiten wird dann erforderlich, privat und institutionell. Das neue Unterstützungsnetz für Alleinerziehende im Bodenseekreis - kurz: UNA - soll in dieser oft sehr unübersichtlichen Situation Hilfe anbieten.

Das Projekt UNA wurde der Fachöffentlichkeit beim Jahrestreffen des Netzwerks MOBILE – Frühe Hilfen für Eltern zur Förderung des Kindeswohls am 22. November 2010 im Friedrichshafener Roncalli-Haus vorgestellt. „Viele Alleinerziehende brauchen Unterstützung, um ihre beruflichen Perspektiven zu verbessern oder überhaupt wieder im Arbeitsleben Tritt zu fassen“, sagte Andreas Köster, Sozialdezernent im Landratsamt und Schirmherr des Projektes. Er bekräftigte die Bedeutung der Kooperation verschiedener Träger, die bereits in der Unterstützung von Familien und Alleinerziehenden tätig sind.

Gemeinsames Ziel ist laut Projektleiterin Gabriele Schenk die Verbesserung der Chancen von Alleinerziehenden auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Für diese komplexe Aufgabe soll ein eng kooperierendes und aufeinander abgestimmtes Netzwerk im ganzen Bodenseekreis entstehen. Die Netzwerkakteure können durch kreative Lösungen die Jobchancen von Alleinerziehenden verbessern helfen und damit auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. So kann zum Beispiel eine ledige werdende Mutter schon beim frauenärztlichen Termin direkt den Weg nicht nur zur Schwangerenberatung, sondern auch zur „Gruppe junger Mütter“ beim Familientreff finden. Von dort aus kann dann eine Beratung durch das Jobcenter organisiert werden, um die Finanzierung eines eigenen Haushalts sicherzustellen und gleich auch die berufliche Zukunftsperspektive zu bedenken. Dieses Zusammenspiel könne aber nur funktionieren, wenn alle Beteiligten voneinander wüssten und gemeinsam diese Verantwortung übernehmen, hieß es bei der Präsentation von UNA.

Eine Umfrage unter betroffenen Eltern habe ergeben, dass dies ein erfolgversprechender Ansatz sei, sagte Schenk. Die rund einhundert Befragten zeigten sowohl ihre Motivation, vor allem in Teilzeit arbeiten zu wollen, als auch ihren Bedarf nach weiterer Unterstützung bei der anspruchsvollen Aufgabe, Familie und Beruf zu vereinbaren. „Wir wollen dabei nicht alles neu erfinden,“ betont die UNA-Projektleiterin, „sondern an vorhandene Angebote und Netzwerke anknüpfen und ein Unterstützungssystem schaffen, das den Alleinerziehenden im Bodenseekreis die Teilhabe an der Gesellschaft und am Arbeitsleben ermöglicht, die sie wünschen und brauchen.“

Irmgard Teske, Professorin an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, gab in einem Impulsreferat  Einblicke in Konzepte, Analysen und Chancen einer gelungenen Netzwerkarbeit. Eine solche Zusammenarbeit sei eine sehr wichtige Ressource, sowohl für die Alleinerziehenden, als auch die Partner, so die Expertin.

Die Idee für das Projekt UNA kam aus einer Arbeitsgruppe des Programms MOBILE. „Wir sind überzeugt, dass eine beruflich stabile Situation die Alleinerziehenden stärkt und damit auch für das Kindeswohl förderlich ist“, erklärte Barbara Mayer-Frenznick, Mitglied des Projektsteuerungsteams und Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Bodenseekreis. Gemeinsam mit dem Kreisjugendamt, dem Christlichen Jugenddorfwerk (CJD) Bodensee-Oberschwaben und dem Beruflichen Fortbildungszentrum Friedrichshafen ist das Jobcenter Bodenseekreis seit Juni 2011 Projektträger von UNA. Es ist damit eines von bundesweit rund einhundert ähnlichen Projekten unter dem Dach des deutschlandweiten Programms „Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das vom Europäischen Sozialfonds  mitfinanziert wird.