Der 23. März 2012 ist in Deutschland zum Equal Pay Day (Tag der gleichen Entlohnung) erklärt worden. Das Datum markiert den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um das selbe Entgelt zu erhalten, wie ihre männlichen Kollegen bereits am 31.12. des Vorjahres. In Deutschland findet der Equal Pay Day sogar 21 Tage später als der europäische Tag für Entgeltgleichheit statt. Die Frauen- und Familienbeauftragte des Bodenseekreises, Veronika Wäscher-Göggerle, weist darauf hin, dass die Bundesrepublik damit eines der Schlusslichter in der Europäischen Union bildet. Frauen verdienen hierzulande im Durchschnitt 17 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – bei gleicher Qualifikation und Arbeit.
„Die Unternehmen und die Politik müssen an einem Strang ziehen, damit die Benachteiligung von Frauen endlich ein Ende hat“, sagt Veronika Wäscher-Göggerle. Familienfreundliche Arbeitszeiten und der Ausbau der Kinderbetreuung sowie das gleiche Gehalt für beide Geschlechter sind dafür Grundvoraussetzungen. „Ziel des Equal Pay Day ist es, die Debatte über die Gründe der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen auch im Bodenseekreis einmal mehr ins Bewusstsein zu bringen, eine Sensibilität für das Problem zu schaffen sowie Entscheider zu mobilisieren, damit sich die Lohnschere schließt“, so Wäscher-Göggerle weiter. Denn diese Lohnschere hat Auswirkungen auf das gesamte Leben von Frauen: Aufgrund der niedrigeren Löhne und Gehälter erwirtschaften Frauen weniger Vermögen und beziehen niedrigere Renten.
In Deutschland wächst die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen von durchschnittlich 23 Prozent zu einer Rentenlücke von 59 Prozent an. Laut dem Business and Professional Women Club (BPW) führt das zu einem großen Armutsrisiko für Frauen, einer enormen Belastung der Sozialkassen und es schwächt nicht zuletzt die Inlandsnachfrage durch die eingeschränkte Kaufkraft von Frauen.
Die Ursachen der Lohnlücke sind vielfältig. Im Wesentlichen sind es drei Punkte, die sich in vielen Studien als besonders prägend herausstellen:
- Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter.
- Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger aus familiären Gründen.
- Individuelle und kollektive Lohnverhandlungen haben nicht nachhaltig dazu beitragen können, die Schlechterbewertung „typischer Frauentätigkeiten“ zu beenden.
Der Equal Pay Day hat seinen Ursprung in den USA der sechziger Jahre. In Deutschland ist er erstmals im Jahr 2008 vom BPW ausgerufen worden. Er wird heute von einem breiten Aktionsbündnis getragen, dem auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Frauenrat (DF) sowie der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) angehören.