Sie galt in Baden-Württemberg als ausgestorben und steht seit Jahren auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Doch nun ist die Schiefkopfschrecke im Bodenseekreis offenkundig wieder richtig heimisch. Bereits vor einigen Jahren waren einzelne Exemplare dieser seltenen Heuschreckenart im Eriskircher Ried gesichtet worden. Freudig überrascht waren nun Mitarbeiter des Umweltschutzamtes als ihnen die Schrecke an einem weiteren Fundort unter die Augen kam. Auch fotografieren ließ sich das etwa sechs Zentimeter lange Insekt mit dem typisch spitzen Kopf.
„Die Schiefkopfschrecke benötigt besondere Lebensbedingungen, die jedoch leider immer seltener vorzufinden sind“, erläutert Gerd Odenwälder von der Naturschutzbehörde des Landratsamts. Wohl fühlt sie sich vor allem in extensiv genutzten Feuchtlebensräumen wie zum Beispiel Streuwiesen. Die vielerorts sehr intensive Landwirtschaft mit häufiger Wiesenmahd mache solche Bedingungen aber rar, erklären die Experten.
So ist es kein Zufall, dass die Heuschrecke auf einer Streuwiese ein Zuhause fand, die im Auftrag des Umweltschutzamts nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet wird. Die Landwirte erhalten von der Behörde für den hohen Aufwand und den Ertragsausfall einen finanziellen Ausgleich aus EU-Mitteln. Die Streuwiese mit Hangquellmoor befindet sich im Nordosten des Bodenseekreises. Mehr will das Umweltamt nicht verraten – zu kostbar ist ihm der Fund des seltenen Grashüpfers. „Wir wollen einfach vermeiden, dass sich Neugierige auf die Pirsch zum Heuschreckenfang begeben“, erläutert Odenwälder.
Die etwa drei Hektar große Wiese wird besonders behutsam gepflegt, damit hier seltene Tier- und Pflanzenarten eine Zuflucht finden. Wichtig ist vor allem, dass die Fläche nur einmal spät im Jahr gemäht wird. Etliche Pflanzenarten, darunter auch seltene Orchideen, können nur auf diese Weise zur Aussamung kommen und damit langfristig erhalten bleiben. Auch die Schiefkopfschrecke hat davon profitiert.