Lothar Wölfle hat am 29. November 2012 offiziell die Gemeinde Heiligenberg besucht. Bürgermeister Frank Amann empfing den Gast aus dem Landratsamt zunächst in seinem Büro im Rathaus. Hier gab der Schultes einen Überblick über aktuelle Themen und Projekte der nördlichsten Bodenseekreisgemeinde. „Wir wollen Ihnen zwei Orte präsentieren, die bemerkenswert in ihrem jeweiligen Bereich und gleichzeitig typisch für das Leben in Heiligenberg sind“, kündigte Amann die sich anschließenden Hauptprogrammpunkte des Besuchs an.
Der erste Programmpunkt war die Firma Escad Medical GmbH im Ortsteil Wintersulgen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Pfullendorf und weltweit rund 550 Mitarbeitern hatte erst wenige Tage zuvor den diesjährigen Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg verliehen bekommen. Ausgezeichnet wurde der von der Firma neu entwickelte Prozess zur Reinigung, Trocknung, Transport und Lagerung flexibler Endoskopschläuche, wie sie beispielsweise bei einer Magen- oder Darmspiegelung verwendet werden. „Das sind sehr empfindliche Geräte, die mit hohem technischen Aufwand gereinigt und sterilisiert werden, wobei höchste Hygieneanforderungen erfüllt werden müssen“, erklärte Geschäftsführer Bernd Rath. „Wir haben Geräte und Abläufe entwickelt, die die Übergänge zwischen diesen einzelnen Prozessschritten sicher und nachvollziehbar machen, beispielsweise einen intelligenten Trocknungs- und Lagerungsschrank für die Edoskope“, so der Manager weiter. Eine der ersten Anwender des Heiligenberger Produkts sei die Universitätsklinik in Ulm gewesen. Jetzt würden immer mehr Krankenhäuser die Vorteile des Systems erkennen, mit dem auch Zeit und Kosten gespart werden könnten, berichtete Rath. Bis nach Australien habe man das Produkt bereits geliefert.
Lothar Wölfle ließ sich die innovative Medizintechnik detailliert erklären. „Es ist für mich immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Einfallsreichtum und auch unternehmerische Energie hinter den vielen Firmenschildern in unserem Landkreis zu entdecken ist“, sagte der Landrat. Auf den ersten Blick beschauliche Orte entpuppten sich bei genauem Hinsehen oftmals als Heimat weltweiter Spitzentechnologie. „Das ist typisch für den Bodenseekreis“, so der Landrat.
Der zweite Hauptprogrammpunkt führte Lothar Wölfle in das Kinderheim Kastanienhof, ebenfalls im Ortsteil Wintersulgen. Hier leben derzeit acht Jungen zwischen sieben und 15 Jahren unter einem Dach mit der Familie Berger. Wie in einer großen Pflegefamilie kümmern sich Eva und Robert Berger gemeinsam mit insgesamt drei Erzieherinnen um die Jungen. „Die Kinder und Jugendlichen kommen aus Familien aus mehreren Landkreisen der Region“, erklärte Sozialpädagogin Eva Berger, die die private Jugendhilfeeinrichtung seit rund 20 Jahren mit ihrem Mann führt. „Sie gehen hier in der Umgebung zur Schule. Nichtsdestotrotz ist es das Ziel unserer Arbeit, dass die Kinder wieder in ihren Familien leben können“, so Berger. Ein enger Kontakt und viel Austausch mit den Eltern sowie auch regelmäßige Wochenendaufenthalte zu Hause gehören daher zum Konzept der Einrichtung.
Die Jungen waren offenkundig sehr gespannt auf den Besuch aus Rathaus und Landratsamt. „Ich kenne Sie aus der Zeitung“, sagte einer der Jungen zum Landrat, als er diesem sein Zimmer zeigte. Richtig zur Sache gehen sollte es aber am Kicker- und Billardtisch im großen Wohnzimmer des Kastanienhofs: In gemischten Teams spielten Wölfle und Amann mehrere Runden und mussten dabei auch einige gegnerische Punkte verbuchen.
„Ich habe mich sehr darüber gefreut, wie herzlich mich die Buben empfangen haben. Ich wäre gerne noch zum Abendessen geblieben“, sagte danach der Landrat. Zum abendlichen Vesper war der Kreischef aber bereits mit Heiligenberger Gemeinderäten verabredet. Politische Themen aus der Erwachsenenwelt dominierten hier wieder die Gespräche.
Dieser Besuch ist Teil einer ganzen Serie von Gemeindevisiten, bei denen der Landrat die Städte und Gemeinden des Bodenseekreises offiziell besuchen will. „Ich möchte mir ein noch genaueres Bild vom Leben der Bürger des Kreises in ihren Gemeinden machen“, erklärte Wölfle. „Außerdem war und ist das Landratsamt ja an vielen Projekten vor Ort beteiligt. Ich will schauen, wie sich diese entwickelt haben und mir auch Anregungen für die künftige Arbeit holen“, so der Landrat weiter.