Die Straßenmeistereien des Bodenseekreises sind für den Winterdienst einsatzbereit. Die Winterdienstsaison begann für die Räumexperten schon Mitte Oktober mit einer sogenannten Winterdienstversammlung. Hier werden die Routen- und Schichtpläne der Mannschaften besprochen. „Bereits anlässlich der heftigen Schneefälle Ende Oktober haben wir gezeigt, wie schnell unsere Räumteams im Ernstfall auf der Straße sind“, sagt Gerhard Hermle, Leiter des Sachgebietes Betrieb und Unterhaltung im Straßenbauamt des Landkreises. „Es war übrigens einer der frühesten Einsätze in der Geschichte unserer Straßenmeistereien“, so Hermle.
23 Fahrzeuge mit viel Technik
Für die Glättebekämpfung stehen den Straßenmeistereien des Bodenseekreises insgesamt 23 Einsatzfahrzeuge zur Verfügung. Zehn davon gehören dem Landkreis und sind direkt bei den Straßenmeistereien in Markdorf, Tettnang und Überlingen stationiert. 13 weitere Fahrzeuge sind für den Winterdiensteinsatz bei externen Unternehmern angemietet. Die Mehrzahl der eingesetzten Streuer ist mit Thermographie-Geräten (Temperaturfühler) ausgestattet, die in Verbindung mit der eingebauten Computertechnik die erforderliche Menge des Streumaterials geschwindigkeitsabhängig regelt. Diese Technik gewährleistet den wirtschaftlichen und umweltschonenden Einsatz des Streusalzes nach dem Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
„Bei aller Technik entscheiden aber vor allem die Erfahrung und das Können unserer Fahrer über den Erfolg der winterlichen Einsätze“, sagt Gerhard Hermle. Insgesamt arbeiten im Bodenseekreis 61 Männer im Winterdienst, die in zwei Schichten sowie einem Basisdienst organisiert sind.
Feuchtsalz ist die beste Wahl
Die Salzhallen des Bodenseekreises sind zu Saisonbeginn mit 2.800 Tonnen Streusalz gefüllt. Um Engpässen in besonders harten Wintern vorzubeugen, haben die Straßenmeistereien einen Liefervertrag, der die öffentlichen Winterdienste bevorrechtigt. Der Landkreis setzt ausschließlich die Feuchtsalztechnologie FS 30 ein: Unmittelbar vor dem Ausbringen wird das feste Streusalz mit einer Salzlösung (Sole) auf dem Streuteller gemischt. Das Mischungsverhältnis beträgt 70 Prozent Trockensalz und 30 Prozent Sole. Für die Sole wird Natriumchlorid, also Kochsalz, verwendet, die von den Straßenmeistereien in speziellen Löseanlagen selbst hergestellt wird. Feuchtsalz ist in Gebieten mit relativ geringen Schneemengen und häufiger Glätte am wirksamsten. Es kann gut dosiert und verteilt, also sehr sparsam eingesetzt werden. Rollsplitt kommt auf außerörtlichen Straßen wegen der hohen Geschwindigkeiten nicht in Frage.
Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen unter Kontrolle
Die Straßenmeistereien des Landkreises kümmern sich um die außerörtlichen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Bodenseekreis. Innerhalb der Ortsdurchfahrten werden die hierfür zuständigen Städte und Gemeinden bei Bedarf und nach Kräften unterstützt.
Bei der Routenplanung hilft ein Computerprogramm, das neben der Reichweite der einzelnen Fahrzeuge auch die unterschiedliche Gewichtung der Straßen berücksichtigt. „Bundesstraßen, gefährliche Stellen und Steigungen haben bei uns oberste Priorität. Vor Ort kann aber der Fahrer entscheiden, welche Stelle er zuerst anfährt“, erklärt Hermle. Wenn alles gut läuft und es nicht massiv nachschneit, ist das gesamte außerörtliche Straßennetz des Bodenseekreises innerhalb von drei Stunden komplett geräumt und gestreut.
Ab 3:00 Uhr morgens im Einsatz
Der Winterdienst ist so organisiert, dass im Zeitraum von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr die Befahrbarkeit nach besten Kräften gewährleistet werden soll. Für die Besatzungen der Schneepflüge und Streuer bedeutet das: Ausrücken schon um 3:00 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geht es gerade mal eine halbe Stunde später los. Die Schicht beginnt aber noch früher: Bereits um 2:00 in der Nacht gehen die Einsatzleiter auf Kontrollfahrt. Wenn nicht ohnehin gleich klar wird, dass ein Einsatz ausgelöst werden muss, helfen Wetterdaten aus dem Straßenwetterdienst-Informationssystem (SWIS). Außerdem liefert eine Glättemeldeanlage an der B 31 bei Nesselwangen nützliche Echtzeitinfos.
Eine besondere Herausforderung ist es, wenn der Schneefall erst im Tagesverlauf einsetzt oder länger anhält. Dann verdichtet der rollende Verkehr den Schnee schnell zu einer geschlossenen Decke. Im Berufsverkehr kommt erschwerend hinzu, dass die Räumfahrzeuge oftmals nur langsam durchkommen und damit wertvolle Zeit verloren geht. Auch muss im Winter immer mit stellenweiser Reif- und Eisglätte gerechnet werden. Eine Garantie auf freie Fahrt kann es für die Autofahrer deshalb nicht geben.
Appell an die Autofahrer
Alle Verkehrsteilnehmer sollten bei Schnee und Eis die nötige Vorsicht walten lassen. Eine dem Straßenzustand angepasste Fahrgeschwindigkeit vermindert das Risiko von Unfällen und manchmal ist es sogar besser, das eigene Fahrzeug stehen zu lassen. Jedes Jahr kommt es mehrfach zu massiven Behinderungen und auch Unfällen durch Fahrzeuge ohne die erforderliche Winterausrüstung. „Prüfen Sie daher Ihre Bereifung und nehmen nötigenfalls Schneeketten an Bord. Und wenn es möglich ist, erleichtern Sie den Schneepflügen das Durchkommen“, appellieren die Straßenmeister des Bodenseekreises an alle Autofahrer.
Zahlen und Fakten
• Länge des zu pflegenden Straßennetzes: 660 Kilometer
• Mitarbeiter im Winterdienst (inkl. externe Firmen): 61
• Anzahl der Räumfahrzeuge: 23
• Kilometerleistung der gesamten Räumflotte während eines durchschnittlichen Winters: rund 140.000 Kilometer
• Winterdienst auf Radwegen: insgesamt 29 km, Mo.-Fr. 7:00 bis 16:00 Uhr, Fr. bis 13:00 Uhr
• Reichweite einer Salzladung der Streu- und Räumfahrzeuge: 25 bis 70 Kilometer, je nach Fassungsvermögen der Streugeräte und ausgebrachter Menge pro Kilometer
• Salzverbräuche der vergangenen Winter: 2009/10 6.946 t, 2010/11 5.026 t, 2011/12 4.462 t
• Kosten des Winterdienstes der Kreis-Straßenmeistereien, je nach Härte und Dauer des Winters: 0,5 bis 1,6 Mio. Euro
• Neuwert eines voll für den Winterdienst ausgestatteten Spezial-LKW der Straßenmeistereien: rund 300.000 Euro
• Preis eines Streuautomaten mit Depotbehälter für einen LKW: 32.000 bis 43.000 Euro
• Preis eines Schneepflugs/Räumschilds: 11.000 bis 16.000 Euro