Am deutschen Bodenseeufer gibt es jetzt eine eigenständige regionale Tourismusorganisation, die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH. Die neue Gesellschaft wurde am 7. März 2013 in Friedrichshafen durch die notariell beurkundete Unterzeichnung des Gesellschaftervertrages aus der Taufe gehoben. Gründungsgesellschafter sind die Landkreise Bodenseekreis, Lindau, Sigmaringen sowie die Stadt Stockach und die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen aus dem Landkreis Konstanz. Die Geschäftsführung der DBT wird ab April Christoph Kunz übernehmen. Der gebürtige Freiburger war zuvor für die schweizerische Samnaun Tourismus sowie in Bad Säckingen am Hochrhein und Waldshut-Tiengen beruflich aktiv. Die neue Gesellschaft wird zunächst Büros im Hauptgebäude des Landratsamts Bodenseekreis beziehen.
Der Bodenseekreis ist mit 70 Prozent der Geschäftsanteile der mit Abstand größte Gesellschafter. Der Landkreis Lindau hält 21 Prozent der Geschäftsanteile, der Landkreis Sigmaringen fünf und die Stadt Stockach und Gemeinde Bodman-Ludwigshafen gemeinsam vier Prozent. Das Stammkapital beträgt 100.000 Euro. Die Anteile am Stammkapital sowie auch die jährlichen Gesellschafterzuschüsse werden von den Übernachtungszahlen hergeleitet, wobei für die Landkreise Lindau und Sigmaringen nur die Hälfte beziehungsweise ein Drittel der jeweiligen kreisweiten Übernachtungen zugrundegelegt wird, da sich deren Gebiete auch in andere touristische Regionen erstrecken. Es ist geplant, die Gesellschaft mit einem jährlichen Gesellschafterzuschuss von insgesamt 425.000 Euro auszustatten. Hinzu kommen geplante Einnahmen von 125.000 Euro.
Die DBT soll auf deutscher Seite eine regionale Dienstleistungs- und Koordinationsstelle schaffen. Sie soll im Sinne eines Verbandes aktiv Destinationsmanagement für die deutsche Bodenseeregion betreiben und als Kommunikator zwischen den hiesigen Akteuren fungieren. Außerdem soll die DBT strategisch und operativ Marketing- und Vertriebsaufgaben übernehmen. Hierzu zählen beispielsweise Messe- und Internetauftritte, Marktforschung sowie das Einwerben von Fördermitteln.
Die Notwendigkeit einer gesamtregionalen Tourismusorganisation auf der deutschen Bodenseeseite war unter anderem durch ein umfassendes Positionierungsprojekt der Internationalen Bodenseetourismus (IBT) deutlich geworden. Hier hatten Wirtschaftswissenschaftler und Tourismusexperten untersucht, wie sich die Vierländerregion Bodensee künftig präsentieren und organisieren sollte, um sich auf den nationalen und internationalen Tourismusmärkten als Destination behaupten zu können. Hierzu sei es unabdingbar, dass sich auch die deutsche Bodenseeregion einheitlich vermarkte, so die Einschätzung der Touristiker. Vorbilder sind hier die regionalen Organisationen am österreichischen sowie schweizerischen Bodenseeufer. Bislang hat es auf deutscher Seite aber nur vereinzelt lokale Tourismusverbunde gegeben. „Schließlich ist es einem Gast egal, in welchem Landkreis er übernachtet oder in welcher Gemeinde er touristische Angebote in Anspruch nimmt. Er möchte an den deutschen Bodensee und die hiesige Angebotsvielfalt möglichst einheitlich und übersichtlich präsentiert bekommen“, sagt Landrat Lothar Wölfle, Landrat des Bodenseekreises. „Kundenorientierung statt Kirchturmdenken ist nötig, um den Tourismus am Bodensee zu stärken“, bekräftigt dies der Lindauer Landrat Elmar Stegmann.
Der Neugründung waren intensive Gespräche auf politischer und fachlicher Ebene in den vergangenen zwei Jahren vorausgegangen. Unter Federführung der Landräte des Bodenseekreises und Lindau wurden schließlich ein Aufgabenportfolio und ein Finanzierungskonzept erarbeitet. „Es ist sehr schade, dass der Landkreis Konstanz sich bislang noch nicht dazu entschließen konnte, die DBT aktiv mitzugestalten“, so die Gründungsgesellschafter bei der Vertragsunterzeichnung. Die Tür stehe aber weiterhin und auch weit offen.
Die deutsche Bodenseeregion zählt mit jährlich rund sechs Millionen Übernachtungen zu den bekanntesten und stärksten Tourismusregionen Baden-Württembergs und Süddeutschlands. Als Teil der Vierländerregion Bodensee hat sie zudem auch eine besondere internationale Strahlkraft. Mit der DBT werde sie erstmals als Gesamtheit wahrnehmbar, so die Gründungsgesellschafter.