„Wir blasen der häuslichen Gewalt den Marsch“, ist der Slogan einer Initiative des Blasmusikerverbandes Bodenseekreis. Mit großen Postern wollen die Kapellen ab sofort bei ihren Konzerten auf ein Tabuthema aufmerksam machen: Gewalt, die in den eigenen vier Wänden und innerhalb von Familien stattfindet. „Wir wollen deutlich machen, dass man nicht wegschauen darf, wenn es im persönlichen Umfeld den Verdacht oder gar eindeutige Belege für häusliche Gewalt gibt“, sagt Verbandsvorsitzender Walter Stegmaier. „Gerade ehrenamtlich und sozial engagierte Mitglieder von Vereinen und Gruppierungen mit ihrer tiefen Verwurzelung in der Gesellschaft stehen unserer Meinung nach in einer besonderen Verantwortung. Wir wollen sie ermutigen, genau hinzuschauen und aktiv zu werden, wenn es Hinweise auf Gewalt gegen Frauen, Kinder oder sonstige benachteiligte oder schutzbefohlene Personen gibt“, begründet Stegmaier das Engagement des Blasmusikerverbandes.
Laut Bundesfamilienministerium erleiden schätzungsweise 40 Prozent aller Frauen mindestens einmal in ihrem Erwachsenenleben körperliche oder sexuelle Übergriffe. Jede vierte Frau hat demnach schon einmal Gewalt durch den eigenen Partner erfahren müssen.
„Gewalttätige Übergriffe sind kein Problem ausschließlich von Randgruppen, sondern finden mitten in der Gesellschaft statt“, sagt Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Landratsamts. Die Scham der Opfer und das Wegschauen der Mitmenschen gäben vielen Tätern die nötige Deckung, um unbehelligt zu bleiben und immer weiterzumachen, so Wäscher-Göggerle. Die Plakataktion solle dazu beitragen, Licht in solche Graubereiche zu bringen. Der Blasmusikerverband mit seinen rund 5.000 Mitgliedern in 60 Vereinen und Kapellen sei hierfür ein wichtiger Botschafter, der in der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen würde.
Das Poster verweist auf die Internetseite des Landkreises, wo Informationen zum Thema häusliche Gewalt und vor allem Kontaktmöglichkeiten zu Hilfsangeboten zu finden sind. Beispielsweise die Telefonnummer des Beschützenden Hauses (07541 4893626), wo bedrohte Frauen Unterschlupf finden.
Weitere Informationen hier.
<media 6217>Plakat</media>