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Energiepolitik im Fokus: Kreisräte auf Informationsfahrt in Vorarlberg

Kreisräte und Verwaltungsvertreter besichtigen das Pumpspeicherkraftwerk der landeseigenen Vorarlberger Illwerke AG in Tschagguns-Latschau: An einer der 35 Meter hohen Krafwerksmaschinen, die aus einem Generator, einer Wasserturbine sowie einer Pumpe bestehen. Fotos: Landratsamt Bodenseekreis

Die Zukunft der Energieversorgung aus Sicht der österreichischen Nachbarn und ganz praktische Fragen der Energiewende in Deutschland waren die Themen einer Informationsfahrt des Kreistages des Bodenseekreises am Freitag (27. September 2013) nach Vorarlberg. Die 25 Räte und Vertreter der Verwaltung besichtigten am Vormittag das Pumpspeicherwerk der Vorarlberger Illwerke AG im Montafon. „Energiepolitische Themen betreffen und interessieren uns im Bodenseekreis immer gleich in zweifacher Hinsicht“, erklärte dazu Landrat Lothar Wölfle. „Die Energiewende und die Diskussionen um erneuerbare Energiequellen betreffen auch unmittelbar die Kommunalpolitik, wie man an der Debatte um Windkraftanlagen in der Region deutlich gesehen hat. Darüber hinaus sind wir als OEW-Landkreis an der Gestaltung der Energiezukunft in Deutschland auch mittelbar selbst beteiligt“, so der Landrat. Der Bodenseekreis ist mit rund 15,8 Prozent Anteilseigner des Zweckverbandes Oberschwäbische Elektrizitätswerke, kurz OEW, die wiederum rund 46,6 Prozent der Anteile am Energieversorger EnBW halten.

Somit sei auch das Ziel dieser eintägigen Informationsfahrt nicht zufällig ausgewählt worden, heißt aus dem Landratsamt. Denn das Lünerseewerk in Tschagguns-Latschau ist Teil eines Verbundes an so genannten Spitzen- und Regelenergieanlagen, die die Schwankungen in den nationalen und europäischen Stromnetzen ausgleichen. „Stromverbrauch und Stromerzeugung müssen sich zu jedem Zeitpunkt die Waage halten. Da sich beide Größen im Tagesverlauf ständig ändern, werden Ausgleichskapazitäten benötigt, die kurzfristig viel Strom verbrauchen oder zuliefern können“, erklärte Helmut Mennel, Direktor der Vorarlberger Illwerke AG. Mit dem zunehmenden Einsatz von Wind- und Sonnenenergie hätten sich diese Schwankungen deutlich verstärkt, so dass die Betriebszeiten der Anlagen in den letzten Jahren um das Vierfache angestiegen seien. „Wir erleben die Auswirkungen der deutschen Energiepolitik hautnah, denn wir haben Leistungsverträge mit der EnBW und stellen somit unsere Kapazitäten auch der deutschen Energiewirtschaft zur Verfügung“, erklärte Mennel. Wird kurzfristig Energie benötigt treibt das Wasser aus dem 1000 Meter höher gelegenen Lünersee die Turbinen an. Ist zu viel Energie in den Stromnetzen, wird das Wasser wieder hochgepumpt. „Da man Strom nicht in großem Umfang speichern kann und Wind und Sonne nicht immer gerade zu der Zeit Energie liefern, wann man sie braucht, wird künftig ein noch größerer Bedarf an solchen Spitzen- und Regelenergiekapazitäten bestehen“, führte der Manager aus. Die Illwerke AG befinden sich im Besitz des Landes Vorarlberg. Rund 1350 Mitarbeiter sind in dem Unternehmen beschäftigt.

„Enkeltauglich“ müsse eine zukunftsorientierte Energiepolitik sein, brachte Landesrat Erich Schwärzler das Vorarlberger Credo beim anschließenden Zusammentreffen mit den Kommunalpolitikern aus dem Bodenseekreis auf den Punkt. Das Österreichische Bundesland habe sich das Fernziel gesteckt energieautonom zu werden, also seinen Energiebedarf irgendwann mit eigenen, erneuerbaren Energiequellen decken zu können. „Die Wasserkraft spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn sie ist eine der wenigen natürlichen Ressourcen, die das Land in großem Umfang hat“, sagte Schwarzer, der einem deutschen Landesminister vergleichbar unter anderem für die Bereiche Energie und Klimaschutz zuständig ist. Gemeinsam mit der Bevölkerung, der Wirtschaft und den regionalen Verbänden habe man einen konkreten Ideen- und Maßnahmenkatalog entwickelt, um bis zum Jahr 2020 dem gesteckten Ziel der Energieautonomie einen großen Schritt näher zu kommen. Hier sind beispielsweise eine angestrebte Sanierungsrate von jährlich etwa drei Prozent und die aktive Bauförderung für energiesparende Häuser fixiert. Auch für die Bereiche Industrie und Gewerbe sowie Mobilität und Raumplanung enthält der Katalog konkrete Maßnahmen. „Diese Vorgaben müssen umsetzbar und für die Menschen akzeptierbar sein“, machte Schwärzler deutlich. Auch das gehöre zur Enkeltauglichkeit dazu. Denn eine zukunftsorientierte Energiepolitik müsse die Bedürfnisse künftiger Generationen und zugleich das Machbare und pragmatisch Sinnvolle im Blick haben, so der Vorarlberger Politiker.

Den Abschluss der Kreistags-Informationsfahrt bildete eine Führung durch das neu gestaltete Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz.