Regionales Suchthilfenetzwerk Bodensee-Oberschwaben: Kinder suchtkranker Eltern

In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Familien mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Diese Kinder sind in vielfältiger Weise durch die elterliche Erkrankung betroffen und stellen die größte bekannte Risikogruppe zur Entwicklung eigener Suchtstörungen dar. Man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Kinder suchtkranker Eltern später selber eine Sucht entwickeln und ein weiteres Drittel andere psychische Störungen aufbaut. Nur ein Drittel wird als psychisch gesund beschrieben.

Seit vielen Jahren ist die Risikogruppe der Kinder suchtkranker Eltern ein Thema in der Suchtkrankenhilfe. Das Regionale Suchthilfenetzwerk Bodensee-Oberschwaben hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Thema „Kinder suchtkranker Eltern“ befasst und die regionalen Hilfen für diese Kinder aufgezeigt. Die Suchtberatungsstellen der Caritas und Diakonie, die Deutsche Rentenversicherung und die Jugendämter der Landkreise halten verschiedene Angebote gerade für diese Zielgruppe bereit. Wichtig bei den Hilfen ist, dass jeweils das gesamte Familiensystem mit erfasst wird.

Alle Unterstützungsangebote der Jugendhilfe richten sich grundsätzlich auch an Kinder und Jugendliche, deren Eltern eine Suchterkrankung haben. Primärer Fokus der Hilfen liegt auf dem Gelingen von Erziehung und in der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei der Teilhabe und der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten. Da es wichtig ist, ein Frühwarnsystem zu installieren, setzen die Landkreise auf dezentrale Anlaufstellen. Flächendeckend sind Familientreffs eingerichtet worden sowie in einzelnen Gemeinden Jugendtreffs.

Im Bodenseekreis bietet die Suchtberatungsstelle der Diakonie ab Herbst 2014 wieder eine spezielle Gruppe für Kinder suchtkranker Eltern im Alter von sechs bis elf Jahren und von zwölf bis 17 Jahren an. Damit Kinder und Eltern in Notlagen rechtzeitig kompetente Hilfe bekommen, wurde in Friedrichshafen das Netzwerk Mobile gegründet. In Mobile arbeiten die Fachkräfte aus den Bereichen Familienbildung, Beratung, Gesundheitswesen und Jugendhilfe eng zusammen. Das Netzwerk soll auf den ganzen Landkreis ausgeweitet werden.

Im Landkreis Ravensburg können aus dem Förderprogramm für Kinder, Jugendliche und Familien Projekte für Familien mit besonderen Belastungen gefördert werden. Allein der Suchtberatungsstelle der Caritas sind in Ravensburg 385 Kinder unter 18 Jahren bekannt, die in einer Familie mit mindestens einem suchtkranken Elternteil leben. Deshalb wird bei allen intensiveren Beratungsfällen, bei denen das Zusammenleben mit Kindern eine Rolle spielt, auf die besondere Situation der Kinder ein spezielles Augenmerk gelegt. Im Rahmen der Begleitung von Personen in Substitutionsbehandlung kümmert sich eine Beraterin schwerpunktmäßig um betroffene Familien. Ziel hierbei ist die Stärkung der Elternkompetenz und das Bereithalten von Angeboten für die Kinder. Desweiteren besteht eine Selbsthilfegruppe für Familien, die eng mit der Beratungsstelle zusammenarbeitet.

Weitere Informationen bei den Suchtberatungsstellen der Caritas (Tel. 0751 3625680) und der Diakonie (Tel. 07541 950180) oder bei der Geschäftsstelle des Suchthilfenetzwerks in Ravensburg (Tel. 0751 85-3123) und Friedrichshafen (Tel. 07541 204-5640).

Bei der Deutschen Rentenversicherung besteht das Angebot der Kinder- und Jugendrehabilitation. Krankheiten im Kindes- und Jugendalter können bei unzureichender Behandlung die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen und sich sogar auf die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit im Erwachsenenalter auswirken. Deshalb werden spezielle Rehabilitationsleistungen für Kinder und Jugendliche angeboten. Nähere Infos unter dem kostenlosen Servicetelefon 0800 1000-4800 oder unter www.deutsche-rentenversicherung.de.

Zur Information:
Im März 2006 gründeten die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis zusammen mit der Caritas Bodensee-Oberschwaben, dem Evangelischen Kirchenbezirk Ravensburg, dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, den Zieglerschen Anstalten und der ANODE das Regionale Suchthilfenetzwerk Bodensee-Oberschwaben. Weitere Mitglieder sind Vertreter der Krankenkassen, der Rentenversicherung, der Agentur für Arbeit, der Polizei, der Selbsthilfe, der Krankenhäuser, der Ärzteschaft und der Justizvollzugsanstalt. Ziel des Netzwerks ist, die regionale Suchtkrankenversorgung in den Landkreisen Ravensburg und Bodenseekreis im Interesse der von Suchtproblemen betroffenen Menschen weiter zu entwickeln und die Zusammenarbeit der verantwortlichen Träger und Leistungsanbieter zu intensivieren und verbindlicher zu gestalten.