Waldkalkung in Tettnang und Überlingen

Waldkalkungsarbeiten vom Gebläse- und Helikoptereinsatz im Herbst 2014 im Tettnanger Wald. Foto: Dr. Michael Strütt, Landratsamt Bodenseekreis

Für die Umsetzung der aktuellen Kalkungsmaßnahmen um Tettnang und Überlingen auf einer Fläche von circa 480 Hektar des Staatswaldes waren Vorarbeiten des Forstamtes von mehr als einem Jahr erforderlich. Auf Grundlage von Untesuchungen der Forstlichen Versuchsanstalt, ergänzt durch Bodenanalysen, wurden die notwendigen Kalkungsflächen genau abgegrenzt, aber auch die Ausschlussgebiete wie die Wasserschutzzonen I und II, grundwassernahe Standorte, naturschutzsensible Flächen und Ausschlussstreifen zu öffentlichen Straßen im Detail festgelegt. Auf den Kalkungsflächen wird eine Menge von 4,4 Tonnen je Hektar (= 440 g/qm) Dolomitkalk mit Holzasche angereichert. Das Gemisch enthält circa 10 Prozent Wasser, um die Staubentwicklung zu minimieren.

Je nach Geländesituation werden unterschiedliche Ausbringarten angewandt. Im Bereich östlich der B 467 bis zur Laimnauer Steige und zwischen Tettnang-Biggenmoos und Tettnang-Herrgottsweiler erfolgt die Ausbringung mittels Helikopter. Bei den Waldflächen im Bereich Tannau, Neuhäusle und Hinterholzhäusern sowie im Raum Überlingen-Owingen kommen fahrbare Gebläsegeräte zum Einsatz, die hochfeinen Kalkstaub von Fahrwegen und Rückgassen aus in die Waldbestände hineinblasen. Dieser Kalk ist für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht gefährlich. Zum Schutz der Spaziergänger sind die betroffenen Waldflächen während der Maßnahme aber gesperrt. Die Kosten der Waldkalkung belaufen sich auf circa 500 Euro pro Hektar.

Im Vordergrund der Maßnahme steht die Regeneration der Waldböden. Durch die mit der Industrialisierung steigenden Säureeinträge sind vielenorts in Baden-Württemberg die Böden zunehmend stark verkümmert. Der Oberboden in den Wäldern ist oftmals verarmt an Kalzium, Magnesium und Kalium, während Stickstoff ausreichend zur Verfügung steht. Der Kalkungsbedarf ist leicht erkennbar an für unsere Region unnatürlichen Humusformen (Moder, Rohhumus) mit schlechter Streuzersetzung und gehemmter Bodenaktivität. Durch gezielte Kalkungsmaßnahmen kann das Bodenleben aktiviert und der Ernährungszustand der Waldbäume deutlich verbessert werden. Waldkalkungen haben jedoch nicht das Ziel, im Sinne einer Düngung das Baumwachstum zu steigern.

Zusätzliche Fachinformationen bietet das aktuelle Kalkungsmerkblatt der Abt. Boden und Umwelt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (www.fva-bw.de). Ansprechpartner im Landratsamt Bodenseekreis ist Markus Benner, Forstamt, Tel. 07541 204-5572