Kaninchen gut und richtig halten

Für die Haltung von Kaninchen gibt es Tierschutzvorgaben, die auch für Privatleute und Züchter gelten. Foto: Fotolia

Kaninchen gelten als „Einstiegshaustier“ - handlich, pflegeleicht, gutmütig und genügsam. Auch bei Züchtern sind die Tiere deshalb beliebt. Jedoch haben auch Kaninchen komplexe Verhaltensmuster und Ansprüche an ihre Umgebung, die bei der Haltung berücksichtigt werden müssen. Das Veterinäramt stellt aber bei Kontrollen - egal ob im Bereich Haustiere, Zucht oder Mast - immer wieder fest, dass Haltungen diesen Ansprüchen nicht genügen. Die Tierschutzbehörde gibt deshalb wichtige Hinweise, wie Kaninchen gut und richtig gehalten werden sollen:

„Das Wildkaninchen lebt in Kolonien und sucht bei Gefahr Zuflucht in Höhlensystemen. Kaninchen haben zudem einen hohen Bewegungsdrang und Bedürfnisse wie Männchenmachen, schnelle Hopser und Hakenschlagen sowie ausgestrecktes Liegen wollen befriedigt werden“, erklärt Dr. Kathrin Romahn, Tierärztin beim Veterinäramt des Bodenseekreises. Auch ein ausgeprägtes Nagebedürfnis sei typisch, so die Expertin. 

Aus diesem Wissen ließen sich Grundsätze der Kaninchenhaltung ableiten, erklärt Romahn: So muss dem Tier ausreichend Platz zur Verfügung gestellt werden. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sieht pro Zuchtkaninchen eine Fläche von 6.000 Quadratzentimetern vor, außerdem darf die Höhe des Käfigs 60 Zentimeter an keiner Stelle unterschreiten und mindestens 70 Prozent der Grundfläche müssen eine Höhe von 80 Zentimetern oder mehr aufweisen. Für Zwergkaninchen ist eine Höhe von mindestens 50 Zentimetern ausreichend. „Viele der im Zoofachhandel angebotenen Kaninchenställe erfüllen diese Anforderungen aber leider nicht“, berichtet Kathrin Romahn, die bei ihren amtlichen Kontrollen immer wieder viel zu kleine Ställe und Gehege vorfindet.

Außerdem muss jeder Käfig über eine erhöhte Bodenfläche verfügen. So steht es in der bundesweit gültigen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Die meisten Häuschen mit Flachdach, die als Rückzugsmöglichkeit in keiner Kaninchenhaltung fehlen sollten, erfüllen diesen Zweck. Dadurch haben die Kaninchen auch die Möglichkeit, sich in Ihre „Höhle“ zurück zu ziehen.

Auch bezüglich der Bodenbeschaffenheit gibt es klare gesetzliche Vorschriften. Wenn perforierter Boden verwendet wird, dürfen die Spalten- oder Lochbreiten maximal 14 Millimeter groß sein. Die Auftrittsflächen müssen mindestens genauso groß sein, am besten aber größer. „Die Haltung der Tiere auf Maschendraht verstößt gegen den Tierschutz“, stellt Romahn klar. In den meisten Fällen treffen die Tierärzte des Veterinäramtes auf einsichtige Halter, die sich gerne beraten lassen. Nur in einzelnen Fällen muss die Behörde mit amtlichen Mitteln einschreiten. 

Eine tiergerechte Fütterung ist ebenfalls entscheidend für die Gesundheit des Kaninchens. „Viele der bei Tierärzten vorgestellten Krankheitsfälle sind fütterungsbedingt“, weiß Romahn aus Erfahrung. Wasser sowie Raufutter in Form von Heu oder Stroh müssen permanent zur Verfügung stehen, damit die gesunde Darmflora erhalten bleibt. Ergänzt wird das Grundfutter durch möglichst mehrmals tägliche Gaben von Grünfutter. Die Fütterung zu großer Mengen stärkereichen Körner- oder Pelletfutters versauert hingegen den Darm der Tiere. Die Empfehlung der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sieht deshalb die maximale Menge von etwa einem Esslöffel dieses Fertigfutters pro Tag vor. „Wenn das Kaninchen nicht untergewichtig ist, kann auch ganz darauf verzichtet werden“, rät die Expertin.

Um die zeitlebens wachsenden Nagezähne abzunutzen, dient in erster Linie das Raufutter. Zusätzlich brauchen die Tiere aber auch geeignete Nagemöglichkeiten, zum Beispiel Obstbaum- oder Haselnussäste.

Kaninchen sollten nur paarweise oder in Gruppen gehalten werden, da sonst Verhaltensstörungen auftreten können. Auch ein Meerschweinchen kann einen Artgenossen nicht ersetzen, denn die Tierarten haben ganz unterschiedliche Verhaltensmuster.

Weitere Informationen können beim Veterinäramt unter Tel. 07541 204-5177 erfragt werden. Im Internet gibt es dazu nützliche Infos unter www.tierschutz-tvt.de.