Ausstellungseröffnung in Meersburg: Dionysos – Spuren eines Mythos

Elżbieta SIWIK

In der Galerie Bodenseekreis in Meersburg dreht sich bis Ende Juni alles um Dionysos, den antiken Gott des Rausches, der Ekstase und der Verwandlung. Zwar tritt die Gottheit nicht persönlich in Erscheinung, doch ihre Anwesenheit wird im Roten Haus am Schlossplatz 13 deutlich zu spüren sein. Denn über sechzig Arbeiten deutscher und polnischer Künstlerinnen und Künstler liefern Beweise dafür, dass das Dionysische auch in der Gegenwart lebendig ist. Die Ausstellung „Dionysos – Spuren eines Mythos" ist Freitag (28. April 2017) ab 18:00 Uhr zu besichtigen. Um 19:00 Uhr findet dann die Vernissage im Spiegelsaal des neuen Schlosses statt. Sie ist bis zum 25. Juni 2017 dienstags bis sonntags und feiertags von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt zwei Euro.

Doch was hat es mit dem Mythos auf sich? „Im antiken Kult war das dionysische Erleben Grenzüberschreitung und Verwandlung zugleich. Es ging darum, die eigene Identität zu verlassen und in eine fremde Existenz überzuwechseln: vom Menschlich-Rationalen ins Animalisch-Irrationale“, erklärt Galerieleiterin Heike Frommer. Dieses Heraustreten, die Ekstase, sei auf unterschiedliche Weise forciert worden, etwa durch Rauschmittel wie den Wein, aber auch durch rhythmisierten Tanz, durch sexuelle Ausschweifungen und nicht zuletzt durch Maskierungen. „Die Ausstellung bezieht sich auf die Wesenszüge des Dionysischen“, erklärt Frommer, „sie erzählt von kultischen Ritualen, von Erotik und Fruchtbarkeit, von Exzess, Verwandlung und Metamorphose. Es geht auch um Grenzerfahrungen und Masken, um Trancetanz und Magie.“ All diese Elemente waren Teil des uralten Kults, aus dem das griechische Theater erwuchs. Wo sie heute zu finden sind, ist Thema der aktuellen Ausstellung.

Die Werke der polnischen und der deutschen Künstler verschmelzen sozusagen zu einem dionysischen Ereignis. Mittendrin die Ausstellungsbesucher. In den Gemälden, Grafiken und Fotografien verbildlichen sich Spuren des Kultes. Unter den Künstlern aus beiden Ländern sind junge und etablierte sowie national und international bekannte. Auf polnischer Seite sind das Namen wie Tadeusz Brzozowski, Jan Lebenstein, Maria Jarema, Jerzy Tchórzewski und Jacek Waltoś, auf deutscher Seite sind darunter Künstler wie Markus Lüpertz, Walter Stöhrer, Horst Antes, Erich Heckel oder Otto Dix. Die Ausstellung entstand in Kooperation zwischen der Galerie Bodenseekreis und der Städtischen Galerie Częstochowa (Tschenstochau) und kam durch die Partnerschaft der beiden Landkreise Tschenstochau und Bodenseekreis zustande. Von Mitte Juli bis Ende August wird sie dann in Polen gezeigt.

 

Bildinfo:
Elżbieta SIWIK
Aus dem Zyklus EKSTASE, Fotografie