Auf welche Barrieren stoßen Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Alltag? Welche Veränderungen sind notwendig im Hinblick auf ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft? Zur Erörterung dieser Fragen haben die Gemeindepsychiatrischen Verbünde, die Organisationen der Betroffenen und die Landratsämter aus dem Bodenseekreis und dem Landkreis Ravensburg Menschen mit psychischer Erkrankung ende Oktober 2017 zu einer gemeinsamen Veranstaltung ins Gemeindepsychiatrische Zentrum in Friedrichshafen eingeladen. Unter der fachkundigen Einführung und Moderation durch Sissy Wiedemann und Kathrin Roßberg von der Einrichtung „Brücke“ in Lübeck haben rund 30 Teilnehmende ihre eigenen Erfahrungen geschildert und Barrieren benannt, auf die sie täglich treffen, zum Beispiel bei der Suche nach einer Wohnung oder einer Arbeitsstelle.
In weiteren Gesprächsgruppen wurde lebhaft diskutiert über die finanzielle Situation von Betroffenen, über die Angebote der psychiatrischen Versorgung, über das Zusammenleben in der Familie, mit Freunden und in der Gesellschaft. Einige der zahlreichen Fragen lauteten: „Wie belastbar bin ich am Arbeitsplatz?“, „Soll ich meine Erkrankung mitteilen oder verschweigen?“, „Gibt es spezielle Erste-Hilfe-Kurs über den Umgang mit psychischen Erkrankungen?“, „Wie gehe ich mit Stigmatisierung in der eigenen Familie um?“.
Diese und andere Fragen gaben den Impuls für ein Podiumsgespräch am Nachmittag, bei dem Rainer Schaff, Sprecher des Gemeindepsychiatrischen Verbunds Bodenseekreis, Dr. Michael Konrad, Vorstandsmitglied im Dachverband Gemeindepsychiatrie, Sebastian Dierig, Behindertenbeauftragter der Stadt Überlingen und Barbara Mayer, Sachgebietsleiterin für berufliche Teilhabe im Jobcenter des Bodenseekreises mit ihren Statements die Diskussion eröffneten. Alle Beiträge wiesen übereinstimmend auf notwendige Verbesserungen hin. Positive Veränderungen zum Beispiel bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt stellt das neue Bundesteilhabegesetz in Aussicht.
Der Fachtag endete musikalisch mit selbst geschriebenen und vertonten Songs, die die Teilnehmenden eines zeitgleich stattfindenden Musikworkshops unter der Regie von Albert Bücheler zur Aufführung brachten. Es war eine gelungene und lebendige Veranstaltung, bei der die Situation von Menschen mit psychischer Erkrankung im Mittelpunkt stand. Sie stieß auf große Resonanz und beschrieb künftige Aufgabenfelder auf dem Weg zu Inklusion und Teilhabe.