Die Netzwerkkoordinatoren der „Frühen Hilfen“ der Landkreise Biberach, Bodenseekreis und Ravensburg laden zu einem Fachtag „Suchtmittelkonsum während der Schwangerschaft und Stillzeit“ am 2. Mai 2018 ein. Eingeladen sind Fachleute, die regelmäßig mit Schwangerschaft, werdenden Familien und Kleinkindern zu tun haben. Von 9:00 bis 16:30 Uhr gibt es dazu am Zentrum für Psychiatrie Ravensburg-Weissenau Vorträge und Fachforen. Angesprochen werden vor allem die lebenslangen Beeinträchtigungen, die Herausforderungen der Diagnostik, der Umgang mit beeinträchtigten Kindern und deren Familien, vorhandene Therapie- und Beratungsstrukturen und rechtliche Aspekte. Die Anmeldung ist online möglich unter www.biberach.de/landratsamt/kreisjugendamt/fachtag.html.
Im ersten Teil des Fachtags wird Dr. Reinhold Feldmann von der Ambulanz für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Fetalem Alkohol-Syndrom (FAS) an der Universitätskinderklinik in Münster mit seinem Vortrag detailliert auf die Folgen von Drogenkonsum während der Schwangerschaft, FAS/ FASD, Diagnostik und Behandlung eingehen. Am Nachmittag sind dann acht Fachforen geplant, die auf viele Aspekte der Arbeit mit betroffenen Kindern und deren Eltern und Betreuungspersonen eingehen. Ein Forum wird sich mit rechtlichen Aspekten und Kinderschutz befassen.
Nach Einschätzung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen trinken etwa 80 Prozent der werdenden Mütter gelegentlich oder regelmäßig Alkohol. Die Zahl der Neugeborenen mit alkoholbedingten Schäden wird in Deutschland pro Jahr auf 3.000 bis 10.000 geschätzt. Bis zu fünf Prozent der Mütter haben bei Befragungen eines australischen Wissenschaftlerteams eingeräumt, während der Schwangerschaft Cannabis konsumiert zu haben. Nach einer Studie des deutschen Krebsforschungszentrums rauchen rund 30 Prozent der werdenden Mütter noch zu Beginn der Schwangerschaft. Rauchen verursacht 20 bis 30 Prozent aller Mangelgeburten und bis zu 15 Prozent aller Frühgeburten.
Aus Sicht vieler Experten ist es in erster Linie Unwissenheit, die dazu führt, dass Alkohol und andere Suchtmittel auch während der Schwangerschaft konsumiert werden, teilweise aber auch Gleichgültigkeit. Ein weiterer Grund ist eine Suchterkrankung. Mütterlicher Suchtmittelkonsum während der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, hirnorganische Beeinträchtigungen, Entwicklungsstörungen und extreme Verhaltensauffälligkeiten. Die Netzwerkverantwortlichen für „Frühe Hilfen“ wollen mit dem Fachtag dem etwas entgegensetzen.
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