Erntedankfest als Zeichen der Wertschätzung

Rund 300 Mitglieder, Gäste und Freunde des Vereins Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) Bodenseekreis e.V. fanden sich am 21. Oktober 2018 im Sennhof am Schloss in Heiligenberg zum traditionellen Erntedankfest ein. Funktionäre von Bauernverbänden und des Maschinenrings wie auch Vertreter aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik feierten vor den liebevoll arrangierten Gaben die diesjährige Ernte.

Pfarrer Volker Blaser erinnerte daran, dass diese Ernte nicht nur des Menschen Werk ist. In jedem Wachsen und Gedeihen sei das Geheimnis der Schöpfung enthalten. Gott schenke und der Mensch nehme es in Dankbarkeit an. Allerdings werde diese Dankbarkeit in unserer satten Zeit oft vergessen. „Wertschätzung von Nahrungsmitteln und deren Herstellung sind in unserer Überflussgesellschaft oft schwierig zu vermitteln. Wenn die Regale voll sind, kann alles in Frage gestellt werden“, meinte Georg Rauch, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbands Überlingen-Pfullendorf. Oft werde der Landwirtschaft die Kompetenz aberkannt und die eigene Meinung allgemeingültig erklärt. Dieser Umstand erschwert es oft, Sachlagen klar zu vermitteln. Eine Vorsorgemaßnahme in Form eines Masterplans Wasser sprach Bündnis 90/Die Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Hahn an. Nicht nur auf Bundes- und Landesebene müsse agiert werden. Auch Kreise und Gemeinden seien in der Pflicht, Pläne für die regionalen Folgen des Klimawandels zu machen. Auch wenn die Wetterereignisse nicht immer direkt für den Kunden erlebbar seien, wirke sich der Klimawandel auf lange Sicht auf die Region aus. Trotz des trockenen Sommers seien die Apfel- und Weinernte in der Region gut. Getreide und Ackerfrüchte erreichten im Durchschnitt gute Erträge. Was allerdings jedem irgendwann auffiel sei das fehlende Grün auf den Wiesen. In anderen Landesteilen noch mehr, doch auch hier seien Verluste in der Futtergewinnung stark spürbar. Zustimmung erhielt Martin Hahn von FDP-Landtagsabgeordneten Klaus Hoher beim Thema Demokratie. „Streitet mit uns“, forderte er die Anwesenden auf. Nur durch Kritik und Kommunikation können komplexe Sachverhalte verstanden und Lösungen akzeptiert werden. Dr. Hermann Gabele, Amtsleiter des Landwirtschaftsamtes im Bodenseekreis berichtete von einer internationalen Tagung mit Agrarkommissar Phil Hogan, der den Mitgliedsstaaten bei der Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab dem Jahr 2020 mehr Verantwortung übertragen wolle. Alfred Rock, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Heiligenberg, stellte das Erntedankfest als einen jährlichen Höhepunkt der Gemeinde Heiligenberg vor. Seine Verbundenheit mit der Landwirtschaft und sein baldiger Abschied aus der Kommunalverwaltung veranlassten Bürgermeister Frank Amann, ihm das Grußwort zu überlassen. Im Rückblick stellte er fest, dass jeder Mensch, auch Bäuerinnen und Bauern, Zeit zum Abschalten, Ruhen, Erholen und Danken bräuchten. Betriebsabläufe zu optimieren und die Lebensqualität nicht aus den Augen zu verlieren sei eine große Herausforderung, die Betriebsleiter in Zukunft stärker berücksichtigen müssten. Hierfür sei Bildung ein wertvoller Schlüssel. So vielfältig sich der Bodenseekreis von Meersburg bis Heiligenberg und von Sipplingen bis Neukirch darstellt, so unterschiedlich seien seine Menschen. Anton Müller, Vorstand des Vereins Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) Bodenseekreis e.V. betonte die Innovationsfähigkeit und Flexibilität von Landwirten und Hauswirtschafterinnen mit einer fundierten Bildung. Besonders hieß er die Abschlussjahrgänge 1968 und 1978 der Fachschulen für Landwirtschaft in der Fachrichtung Landbau und Hauswirtschaft aus Überlingen und Tettnang willkommen.