Pressemitteilung des Sozialministeriums BW von Sonntag, 22.3.2020, 20.55 Uhr:
Ein privates Labor aus der Region Oberschwaben hat verschiedenen Gesundheitsämtern im Land am heutigen Sonntag mitgeteilt, dass die ihm in der vergangenen Woche zur Auswertung übergebenen Coronavirus-Proben auf Grund nicht vorhandener zur Testung notwendiger Chemikalien zum Großteil nicht rechtzeitig analysiert werden konnten und deshalb zu einem Teil nicht mehr verwertbar seien. Es handelt sich insgesamt um rund 2.000 Proben aus den Landkreisen Tübingen, Biberach, Ravensburg und dem Bodenseekreis. Davon stammen die meisten Proben (ca. 1.000) aus dem Kreis Tübingen.
Das Vorgehen des Labors hält alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger weiter in Ungewissheit und ist nicht akzeptabel.
Das Gesundheitsministerium hat sich deshalb mit den betroffenen Landkreisen auf folgendes Vorgehen verständigt:
Personen, bei denen im Zeitraum zwischen 14.- 18.3.2020 in den genannten Kreisen eine Probenahme auf das Coronavirus erfolgte, die bis heute noch kein Ergebnis erhalten haben und die jetzt noch grippeähnliche Symptome sowie Fieber von mindestens 38 Grad Celsius haben, werden gebeten, sich umgehend mit ihrem zuständigen Gesundheitsamt (bzw. im Landkreis Ravensburg mit dem jeweiligen niedergelassenen Arzt, der den Test veranlasst hat) in Verbindung zu setzen, um eine Nachtestung zu veranlassen.
Bei Personen, die jetzt keine grippeähnlichen Symptome mehr haben, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass das Testergebnis negativ ausgefallen wäre. Sollten diese Personen in den kommenden Tagen jedoch erneut solche Symptome und Fieber von mindestens 38 Grad Celsius entwickeln, werden auch sie darum gebeten, sich beim zuständigen Gesundheitsamt (bzw. im Landkreis Ravensburg bei den niedergelassenen Ärzten) zu melden.
Parallel wird gemeinsam mit dem Labor geprüft, ob wenigstens noch ein Teil der dort vorhandenen Proben ausgewertet werden kann.
Alle Beteiligten bedauern diese Entwicklung außerordentlich, werden jedoch alles tun, um wenigstens den jetzt noch deutlich Erkrankten Gewissheit zu verschaffen.
Dazu Landrat Lothar Wölfle:
„Ich teile den Ärger und kann das Gefühl der Ungewissheit nachvollziehen, das nun die betroffenen Menschen haben, die noch auf ihre Testergebnisse warten. Aus den Testreihen, die wir im CTZ zwischen Sonntag, 15. und Mittwoch, 18. März gemacht haben, betrifft das laut unserer Dokumentation rund 350 Personen. Die genaue Anzahl werden wir mit dem betreffenden Privatlabor noch klären müssen.
Wir haben mit unserm CTZ möglichst lange den Ansatz einer breiten Testung verfolgt. Denn ich kann es persönlich gut nachvollziehen, dass jeder größtmögliche Gewissheit über seinen oder ihren Gesundheitsstatus haben möchte. Es hatte sich aber bereits im Laufe der vergangenen Woche abgezeichnet, dass diese Idee eines Screenings angesichts der begrenzten Laborkapazitäten nicht durchzuhalten und am Ende medizinisch auch nicht mehr sinnvoll ist.
Der Ausfall des Analysebetriebs in dem von uns beauftragten Labor und die vielen daraus resultierenden vergeblichen Proben, machen schmerzhaft deutlich, wie wichtig es nun ist, dass wir die medizinischen Kapazitäten konsequent auf die Menschen konzentrieren, die sie wirklich brauchen.“
Aus diesem Grund hält das Landratsamt Bodenseekreis die Verlautbarung der aktuell dem Gesundheitsamt bekannten labordiagnostisch bestätigten Fälle nicht mehr für sinnvoll. Diese Zahl vermittelt kein realistisches Bild vom tatsächlichen Ausbreitungsgeschehen im Bodenseekreis.
Derzeit befinden sich im Bodenseekreis drei Personen wegen Corona in stationärer Behandlung. Bei sechs weiteren stationären Patienten stehen die Laborbefunde noch aus. Rund 430 Personen befinden sich aktuell in behördlich angeordneter Quarantäne. Bei insgesamt 91 Menschen ist die Quarantäne zwischenzeitlich abgelaufen.