Ukraine-Flucht: Lagebericht Bodenseekreis
Bis Mittwoch (16. März 2022) haben sich seit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine insgesamt 770 Personen bei den drei Ausländerbehörden im Bodenseekreis als Kriegsgeflüchtete registrieren lassen. Das Landratsamt geht von einer noch etwas größeren Zahl aus, denn die geflüchteten Menschen melden sich erfahrungsgemäß oftmals mit einigen Tagen Verzögerung bei den Behörden. Angekommene sollten sich aber schnellstmöglich beim betreffenden Einwohnermeldeamt und auch bei den für ihren Aufenthaltsort zuständigen Ausländerbehörden in den Rathäusern Friedrichshafen, Überlingen oder dem Landratsamt melden.
Aktuell kann der Großteil der im Landkreis Angekommenen in privaten Unterkünften wohnen, zumindest eine Zeit lang. Städte und Gemeinden, das Landratsamt und viele bürgerschaftliche Initiativen engagieren sich hier sehr. Um darüber hinaus Unterkünfte anzubieten, hat das Landratsamt gemeinsam mit den jeweiligen Betreibern provisorische Unterkünfte organisiert (in Klammern die Zahl der aktuell dort lebenden Menschen, Stichtag Mittwoch): Feriendorf Langenargen (64 Personen), Jugendherberge Friedrichshafen (13 Personen), Stiftung Liebenau Meckenbeuren (63 Personen), Ferienappartments Immenstaad (20 Personen).
Somit lebten zum Stichtag 160 Menschen in mittelbarer Obhut des Landkreises. Über möglicherweise gemeindlich organisierte Sammelunterkünfte gibt es noch keinen zentralen Überblick.
Um sich auf die Ankunft weiterer Geflüchteter sowie den absehbaren Auszug beispielsweise aus Ferienwohnungen vorzubereiten, richtet das Landratsamt aktuell gemeindliche und schulische Mehrzweckhallen als Notunterkünfte her. So entsteht bis voraussichtlich Ende KW 12 eine Notunterkunft mit etwa 120 Plätzen in der Seldnerhalle in Tettnang-Kau. Des Weiteren wird die Festhalle Langenargen mit rund 65 Plätzen bis voraussichtlich Anfang April ertüchtigt. Die Hallen werden mit Kabinen aus Leichtbauwänden ausgestattet, um ein Minimum an Privatsphäre zu gewährleisten. Die dort voraussichtlich mehrere Wochen lebenden Menschen sollen zentral verpflegt und gemeinsam mit bürgerschaftlichen Initiativen bestmöglich betreut werden. Eine zentrale Erstanlaufstelle im Landkreis wird aktuell ebenfalls vorbereitet.
Das Landratsamt hat auf seiner Internetseite Informationen zusammengestellt, die für angekommene Geflüchtete sowie hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger bedeutsam sind: www.bodenseekreis.de/ukraine-flucht
Es wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet. Das hier eingehende Geld soll für schnelle unbürokratische Hilfen, Härtefälle, zusätzliche Betreuungsangebote und ggf. Starthilfen verwendet werden. Infos dazu ebenfalls auf der Webseite.
Für die digitale Vermittlung privater Wohnmöglichkeiten lässt das Landratsamt aktuell ein zweisprachiges Internetportal entwickeln, das bis Mitte KW 12 online gehen soll. Das bisher verwendete Online-Formular wurde vorerst abgeschaltet, weil das individuelle Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage in der bisherigen Form administrativ nicht mehr leistbar war.
Das Landratsamt erreichen aktuell viele Hilfsangebote von Privatpersonen, Firmen und Institutionen. Landrat Lothar Wölfle zeigt sich überwältigt und berührt von so viel Mitmenschlichkeit: „Allen, die helfen und helfen wollen, danke ich sehr herzlich. Niemand weiß, wie lange die Menschen aus der Ukraine bei uns bleiben müssen. Solange sie hier sind, wollen wir das in unseren Kräften stehende tun, um ihnen diese Zeit in der Fremde und Ungewissheit so erträglich wie möglich zu machen.“