Mit Plastik und anderem Restmüll belasteter Biomüll gefährdet die Herstellung von Biokompost und ist ein ernstes Umweltproblem. Deutschlandweit starten deshalb mehr als 70 Abfallwirtschaftsbetriebe nun eine gemeinsame Kontroll-Initiative. Auch der Bodenseekreis ist dabei: Falsch befüllte Biotonnen werden ab sofort von den Müllwerkern stehen gelassen. An die Tonne gehängte Karten erklären, warum die Tonne nicht geleert wurde und was man jetzt tun kann. Für „sauberen“ Bioabfall gibt es aber auch mal ein Lob.
Die Abfallexperten des Bodenseekreises sehen die zunehmende Falschnutzung der Biotonnen mit Sorge. Immer öfter und in viel zu großen Mengen werden darin nicht-biologische Abfälle „entsorgt“, vor allem Plastiktüten, biologisch abbaubare Kunststofftüten und Restmüll. Es ist sehr aufwendig, den Kunststoff wenigstens teilweise wieder aus dem Biomüll auszusortieren. Sauberen Bioabfall bekommt man dadurch nachträglich aber nicht mehr. Es bleibt immer Kunststoff im Kompost zurück. Weil der Bioabfall viele Pflanzennährstoffe enthält, wird er als biologischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Somit gelangen aber auch die Kunststoffreste als Mikroplastik auf die Felder und Beete. Von dort aus können die Partikel dann sogar in die Nahrungskette kommen. Außerdem stört das Plastik die Funktion der Vergärungsanlagen, mit denen Bio-Strom erzeugt wird.
Der Bodenseekreis ist hier auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen und klärt seit Sommer 2023 mit Hilfe der Umweltkampagne #wirfuerbio auf. „Wir wollen dort ansetzen, wo das Problem seinen Ursprung hat: In den Küchen und Biotonnen. Denn nur aus sauberen Bioabfällen ohne Störstoffe kann saubere Komposterde werden. Umweltschutz beginnt zu Hause bei jedem Einzelnen von uns“, betont Stefan Stoeßel, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes Bodenseekreis. Ab 18. September 2023 werden deshalb offenkundig falsch befüllte Biotonnen nicht geleert. Die Behälter werden in diesem Fall mit einem Papieranhänger versehen, der auch Hinweise zur richtigen Sammlung von Bioabfällen enthält. Der Haushalt, zu dem die Tonne gehört, hat die Möglichkeit, die Fremdstoffe bis zur nächsten Abfuhr zu entfernen oder den Inhalt der Tonne kostenpflichtig als Restmüll entsorgen zu lassen. Die Kontrollaktion im gesamten Kreisgebiet ist bis Mitte Oktober geplant. Das Abfallwirtschaftsamt hat hierfür fünf zusätzliche Personen engagiert, die mit sachkundigem Blick in die Biotonnen schauen.
Mit sauber getrenntem Bioabfall kann also jede und jeder einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Denn aus den Lebensmittelresten, Küchen- und Grünabfällen wird in der Vergärung Biogas gewonnen. Aus diesem wird wiederum Strom erzeugt. Die Gärreste werden in einem zweiten Schritt zu wertvollem Dünger, um neue Lebensmittel zu erzeugen und auf chemische Düngemittel zu verzichten.