Pflege-Azubis leiten ihre eigenen Pflegestationen

Patienten versorgen, Behandlungen koordinieren, Dienstpläne erstellen: 27 Pflegeauszubildende aus dem dritten Lehrjahr haben zwei Wochen lang vier Pflegestationen im Landkreis geleitet - begleitet durch erfahrene Pflegeprofis. Aktuell absolvieren die jungen Menschen ihre Ausbildung an der Marie-Curie-Schule in Überlingen und stehen kurz vor den Prüfungen. Durch das gemeinsame Stationsprojekt mehrerer Pflegeeinrichtungen im Bodenseekreis soll der Pflegenachwuchs an die Herausforderungen ihres künftigen Berufsalltags herangeführt werden. Wo sie sonst also eher das Lehrbuch parat hatten, waren sie nun gefordert, Verantwortung zu übernehmen.

Dabei waren die Aufgaben der Auszubildenden so vielfältig, wie es der nun mal Pflegeberuf ist: So mussten sie den Dienst als Schichtleitung organisieren, einen Wohnbereich betreuen und die Menschen dort versorgen. Mit Ärztinnen und Ärzten mussten medizinische Maßnahmen abgesprochen oder Entlassungen und Aufnahmen von Patienten koordiniert werden. Auf sich allein gestellt waren die jungen Menschen dabei nie. In jeder Einrichtung standen ihnen erfahrene Pflegefachkräfte mit Rat und Tat zur Seite.

„Durch das Stationsprojekt habe ich sehr eindrücklich gelernt, Verantwortung zu übernehmen und einen guten Einblick in alltägliche Dinge bekommen. Beispielsweise, wie man eine Patientenübergabe macht und wie wichtig vor allem die Kommunikation im Team ist, damit wir unseren Stationsalltag so organisieren, dass wir allen Menschen gerecht werden können“, berichtet Auszubildende Mona aus dem Heliosspital Überlingen.

Etwas Bauchschmerzen vor Aktionsstart hatte Auszubildende Janine Kurz: „Ich hatte vorher Bedenken, weil ich in eine für mich neue Einrichtung gekommen bin und dort weder die Struktur noch die Abläufe kannte. Ich wurde aber sehr gut aufgenommen.“ Eine große Herausforderung sei das Zeitmanagement gewesen. Bewohnerinnen und Bewohner mussten versorgt, gleichzeitig das Telefon bedient und dabei noch die nötige Ruhe ausgestrahlt werden, so die Auszubildende. Ihr Fazit fällt durchweg positiv ausfällt aus: „Es ist ein super Projekt für den Berufseinstieg. Ich werde es immer weiterempfehlen.“

Azubi-Stationen gab es in der Lingzaudiakonie, dem Heliosspital und dem Haus Rengold in Überlingen sowie dem Haus St. Nikolaus in Owingen. Koordiniert wurde die Aktion, die vom 27. November bis 8. Dezember 2023 stattfand, von der Marie Curie Schule Überlingen, einer beruflichen Schule des Landkreises. „Ich bin wahnsinnig stolz und begeistert, wie unsere Auszubildenden in den letzten Wochen ihre Pflegebereiche mit unglaublich viel Herzblut gewuppt haben. Danke auch an die Pflegeeinrichtungen, die das Projekt ermöglicht haben. Durch dieses Zusammenspiel ist es wirklich ein großer Erfolg geworden“, sagt Abteilungsleiterin Dorothee Marckmann-Bauer.

Diese Bewertung der Aktion kommt auch aus den beteiligten Pflegeeinrichtungen: „Im Stationsprojekt konnten sich die Auszubildenden wichtiges Knowhow aneignen, das ihnen Sicherheit für den Berufseinstieg gibt“, betont Manuela Buschle, Geschäftsführerin der Lingzaudiakonie. Für sie ist auch klar: „Der Pflegeberuf ist ein zukunftsweisender Beruf. Das zeigt auch die umfangreiche und hochprofessionelle Ausbildung. Wer also den Pflegeberuf ergreifen möchte, sollte das sofort tun und nicht zögern.“

Einrichtungsleiterin Yvonne Denzler vom Haus St. Nikolaus in Owingen hätte die jungen Menschen am liebsten gleich behalten: „Die entspannte Stimmung und Ruhe im Haus waren ein Zeichen der koordinierten und guten Arbeit der Auszubildenden. Die Menschen haben sich in ihren Händen hier sehr wohl gefühlt. Eigentlich könnten sie direkt hierbleiben.“ Ganz so weit ist es aber noch nicht. Nun stehen in den nächsten Monaten erst einmal die entscheidenden Prüfungen auf dem Programm. Für die angehenden Pflegefachkräfte heißt es dann, das erlernte Wissen aus Theorie und dem Stationsprojekt unter Beweis zu stellen.

Über die Pflegeausbildung

Seit 2020 gibt es die sogenannte generalistische Pflegeausbildung, die Altenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in einer Ausbildung vereint. Dadurch haben Auszubildende die Möglichkeit, innerhalb der pflegerischen Versorgungsbereiche zu wechseln. Die Ausbildung von drei Jahren umfasst einen praktischen Teil mit rund 2.500 Stunden und einen theoretischen Teil mit rund 2.100 Stunden. Auszubildende, die sich speziell für die Altenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege interessieren, können nach dem zweiten Lehrjahr ihren gewünschten Fachbereich wählen.

Für den Besuch einer Pflegeschule muss kein Schulgeld gezahlt werden. Lehr- und Lernmittel werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Ab März 2024 steigt zudem die Vergütung. So erhalten Auszubildende im ersten Lehrjahr 1.340,69 Euro, im zweiten 1.402,07 Euro und im dritten Lehrjahr 1.503,38 Euro Brutto. Die Ausbildung beginnt ja nach Einrichtung immer Anfang August oder Anfang September.


Bildinfo:
 
Vordere Reihe: Drei Pflegeauszubildende mit Manuela Buschle (Geschäftsführerin Linzgaudiakonie). Hintere Reihe von links: Monika Topp (Sozialplanung Bodenseekreis), Franceska Janisz (Kursleiterin 3. Ausbildungsjahr Marie Curie Schule), Ignaz Wetzel (Sozialdezernent Bodenseekreis), Dorothee Marckmann-Bauer (Abteilungsleitung Marie Curie Schule) und Uta Stutterheim (Pflegedienstleiterin Linzgaudiakonie).