Das alkoholgeschädigte Kind soll am Samstag, 9. September in vielen Ländern der Welt wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bekommen. Auch der Bodenseekreis nimmt diesen Thementag zum Anlass, auf die schwierige Situation von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen, die mit alkoholbedingten Schäden auf die Welt kommen und zeitlebens das Krankheitsbild Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) haben. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind das allein in Deutschland jährlich etwa 10.000 Babys, davon über 1.000 in Baden-Württemberg. Sie haben meist körperliche Fehlbildungen, geistige Beeinträchtigungen, Entwicklungsstörungen und extreme Verhaltensauffälligkeiten.
„Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft ist einer zu viel. Obwohl die Schädigung die Betroffenen ein Leben lang begleitet und viel Leid verursacht, ist sie in der Öffentlichkeit kaum bekannt“, erklärt Corinna Brändle, Suchtbeauftragte des Bodenseekreises. „Es kursiert noch immer das gefährliche Märchen, dass ein Schluck nichts schade. Aber genau das ist der fatale Irrtum“, macht die Expertin deutlich. Denn bereits ein Glas Alkohol reiche aus, um einem ungeborenen Kind zu schaden. Weil der Alkohol über die Plazenta ungehindert in den Blutkreislauf des Babys gelangt, hat es schnell den gleichen Blutalkoholpegel wie die Mutter. „Ungeborene benötigen aber bis zu zehnmal länger, um den Alkohol abzubauen. Er bleibt also deutlich länger im Körper und kann als Zellgift dauerhafte geistige und körperliche Schäden in dem gerade erst entstehenden Menschen anrichten“, erklärt Brändle.
Auch können sich bei zunächst unauffälligen Babys zu einem späteren Zeitpunkt und je nach Schwere der Krankheit bleibende Schäden herausstellen, die auf einen Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft hindeuten. Oft haben die Kinder mit Konzentrationsschwächen und einer verzögerten Sprachentwicklung zu kämpfen oder haben ein gestörtes Sozialverhalten.
Hilfe und Beratung
Um werdende Eltern vor den unterschätzten Gefahren von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu warnen, hat das Landratsamt Bodenseekreis die Informationskampagne „Time Out für mein Baby“ ins Leben gerufen: Alkohol muss während der Schwangerschaft unbedingt eine Auszeit haben, so die Botschaft. In Zusammenarbeit mit Kliniken, Suchtberatungen, Familientreffs, Schulen und gynäkologischen Praxen soll auf das Thema aufmerksam gemacht und dafür sensibilisiert werden. Eltern und Fachkräfte können sich auf der Internetseite des Landratsamtes informieren. Hier klären ein Film und Broschüren über die Gefahren auf: www.bodenseekreis.de/fasd
Im Bodenseekreis ist durch die Stiftung Liebenau in Meckenbeuren mit Unterstützung von der Aktion Mensch die erste Beratungsstelle für Familien, in denen durch Alkohol geschädigte Kinder aufwachsen, eröffnet worden. Die Beratungsstelle ist auch für Fachkräfte da. Infos dazu unter Tel. 0751 36633-917 oder per E-Mail unter fasd.beratung@stiftung-liebenau.de