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Partnerkreis-Landrat: Deutsche Wiedervereinigung war entscheidender Moment für Polen

Der Landrat des polnischen Landkreises Tschenstochau war in diesem Jahr Festredner der traditionellen Feierstunde des Bodenseekreises am 3. Oktober. Am Tag der deutschen Einheit schaute Krzysztof Smela im Hagnauer Gwandhaus aus polnischer Sicht auf den Prozess der deutschen Wiedervereinigung zurück und sagte vor den rund 140 Gästen: „Insgesamt wird bei uns die deutsche Wiedervereinigung im historischen Kontext heute als ein positives Ereignis betrachtet, das Stabilität und Entwicklung in Europa gebracht hat.“ Dies sei nicht selbstverständlich, denn die Vereinigung der beiden deutschen Staaten rief damals auch Befürchtungen im Nachbarland hervor. „Aus politischer Sicht war die Wiedervereinigung Deutschlands auch ein entscheidender Moment für Polen auf der internationalen Bühne. Der Zusammenbruch des Kommunismus und das Ende der deutschen Teilung fielen mit dem politischen Wandel in Polen zusammen, was dem Land ermöglichte, seine Beziehungen zum Westen zu vertiefen. Heute sehen viele Polen in der deutschen Wiedervereinigung das symbolische Ende des Kalten Krieges und den Beginn einer neuen Ära für Europa“, so Smela. Ohne die Überwindung der „künstlichen“ Teilung des Nachbarlands unter dem Dach der europäischen Staatengemeinschaft wäre auch der Anschluss Polens an die westlichen Sicherheitsstrukturen nicht möglich gewesen, betonte Smela. Die aktuelle russische Aggression gegen die Ukraine zeige, wie wichtig die damalige Weichenstellung für Polen heute sei.

Auch ökonomisch sei durch die deutsche Einheit eine positive Entwicklung für sein Land angestoßen worden. Der Landrat wies darauf hin, dass Polen heute der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands sei, was auch in seinem Landkreis positive wirtschaftliche Impulse gebracht habe. „Rückblickend auf die vergangenen Jahre habe ich keinen Zweifel daran, dass der Abschluss des Abkommens mit dem Bodenseekreis eine der bedeutendsten Entscheidungen der Landkreisverwaltung Tschenstochaus in ihrer ersten Amtszeit war“, resümierte Smela. „Angesichts der Tatsache, dass das Jahr 1999 das erste Jahr des Bestehens des Landkreises Tschenstochau und die Zeit des Aufbaus seiner Strukturen war, waren die kommunalen Erfahrungen unserer Freunde vom Bodensee und ihre Bereitschaft, diese mit uns zu teilen, von unschätzbarem Wert.“

Krzysztof Smela nutzte seine Ansprache, um dem Bodenseekreis einen besonderen Dank aus dem ukrainischen Partnerkreis Tschenstochaus zu überbringen: Altlandrat Lothar Wölfle erhielt für sein Engagement in der Ukraine-Hilfe persönlich eine Auszeichnung verliehen. Wölfle betonte, dass er diese stellvertretend für den Kreistag und den gesamten Landkreis entgegennehme. Im März 2022 hatte der Kreistag beschlossen, den Landkreis Tschenstochau mit insgesamt 100.000 Euro bei der Beschaffung von Hilfsgütern für dessen Partnerkreis Kołomyja im Südwesten der Ukraine zu unterstützen.  

 

Bildinfo: Krzysztof Smela, Landrat des polnischen Partnerkreises Tschenstochau, bei seiner Ansprache zur Feierstunde des Bodenseekreises am Tag der Deutschen Einheit im Hagnauer Gwandhaus (rechts im Bild Übersetzerin Magdalena Linnig). (Foto:Christel Voith)