Immer wieder tritt in meinen Arbeiten das Körperliche in den Vordergrund. Baumwollstoffe, wie Hautschichten übereinander auf den Keilrahmen aufgezogen, lassen die Farben auf verschiedenen Ebenen durchschimmern, ähnlich einer Narbe, die, kaum mehr erkenntlich, von vergangenen Erfahrungen und Verletzungen erzählt. Oft verwende ich dabei Pigmente aus Erden und Steinen, die ich auf Reisen gesammelt habe, und fange damit andere Orte und Zeiten ein. In den früheren Arbeiten schienen die figurativen, konkreten Motive unscharf durch die abdeckende Baumwolle. Verschwommen wie Erinnerungen wirkten sie wie Objekte, die, aus dem Weltall geworfen, auf einer Fläche zum Liegen gekommen sind. Mit den neuen Bildern wird das Abdeckende entfernt. Der Körper, mein Körper, wird von verbergenden Schichten befreit, es gilt, ihn zu ent-decken. Doch in seiner Nacktheit entwickelt er Warencharakter, die einzelnen Körperteile werden zum Fetisch, gar zur Marke.

Text: Lena Grewenig und Marc Günther