Mein Konzept in der Serie Unpersönliche Bildnisse gilt dem System der Ikone. Das Sujet ist Judith und Holofernes. Aufgrund des Herstellungsprozesses besitzen meine Entwürfe von Gesichtern keine leibliche Referenz zur außerbildlichen Wirklichkeit mehr. Indem ich eine frontale Aussicht wie bei einem biometrischen Passbild vorführe, versuche ich, die Inszenierung wegzulassen. Wurde in den standardisierten Porträts ein Individuum ohne künstlerisches Surplus geschildert, so erscheint das unpersönliche Bildnis als ein Zeichen, das eigene Bedeutung verloren hat - wie ein leeres Gefäß. Es ist ein prähumanes Gesicht und strahlt durch eine nicht festzulegende Identität beunruhigende Fremdheit und Mehrdeutigkeit aus. Das Gesicht erlaubt mehr Interpretationsmöglichkeiten als ursprünglich gedacht - wie eine Textpassage, die vom Kontext getrennt wurde. Das Gesicht (Zeichen) wird statt des Geistes von Judith einen neuen, anderen Geist und ein neues, anderes Leben (Bedeutung) akzeptieren.