September 2016:
Besuch aus dem Partnerlandkreis Leipzig
Der Bodenseekreis hatte am vergangenen Donnerstag bis Sonntag (22. bis 25. September 2016) Besuch aus dem Partnerlandkreis Leipzig. Landrat Henry Graichen führte die Gruppe aus 14 Kreisräten und Leipziger Verwaltungsmitarbeitern an, die am Donnerstagabend (22. September 2016) in Friedrichshafen eintraf.
„Wir freuen uns jedes Mal sehr, wenn wir Kontakt mit unseren Leipziger Partnern haben, denn es gibt viele ähnlich gelagerte Herausforderungen, aber auch ganz unterschiedliche Gegebenheiten. Beides zusammen macht den Austausch immer wieder spannend und man nimmt immer was mit aus den Gesprächen“, sagte Landrat Lothar Wölfle bei der offiziellen Begrüßung am Freitagvormittag im Landratsamt. Sein Leipziger Amtskollege Henry Graichen bedankte sich für den „herzlichen Empfang und die Einblicke in die Themen und Projekte des Bodenseekreises“. Für Graichen, der im Juni 2015 zum neuen Landrat des Landkreises Leipzig gewählt worden ist, war es der erste offizielle Besuch im Bodenseekreis.
Der Freitag stand dann auch ganz im Zeichen kommunalpolitischer Themen. So wurde präsentiert, wie die Einheitliche Behördenrufnummer 115 im Bodenseekreis mit Leben gefüllt wird. Auch das E-Mobilitäts-Forschungsprojekt EMMA stieß bei den Gästen aus dem Landkreis Leipzig auf großes Interesse. „Wir wollen bei uns ebenfalls eine Infrastruktur mit Ladesäulen für Elektroautos aufbauen und interessieren uns deshalb sehr für die fachlichen Erfahrungen damit im Bodenseekreis“, bemerkte Landrat Graichen dazu. Wie viel Antrieb EMMA dem Bodenseekreis gebracht hat, haben die Leipziger gleich am nächsten Tag bei einer Probefahrt Richtung Gehrenberg mit der EMMA-Flotte und den elektrischen Dienstwägen des Landratsamts erleben können.
Außerdem lernten die Gäste aus dem Partnerkreis dann zwei weitere Besonderheiten des Bodenseekreises kennen: den Flughafen, dessen Hauptgesellschafter der Landkreis und die Stadt Friedrichshafen mit je knapp 40 Prozent sind, und die Zeppelin Reederei gleich nebenan. Auch eine Schifffahrt und weitere touristische Sehenswürdigkeiten haben auf dem Besuchsprogramm natürlich nicht gefehlt. Ein gemeinsamer Abend mit hiesigen Kreisräten und Führungskräften des Landratsamts im Gebhardsweiler Traktormuseum bot dann eine weitere Gelegenheit für kommunalpolitische Gespräche und gegenseitiges Kennenlernen.
April 2015 - Räte besuchen Landkreis Leipzig
Mitglieder des Kreistags und Führungskräfte der Verwaltung des Bodenseekreises haben am vergangenen Wochenende (23. bis 26. April 2015) den Partnerlandkreis Leipzig in Sachsen besucht. Im Mittelpunkt der dreitägigen Informationsreise standen sowohl der fachliche Austausch zu konkreten kommunalpolitischen Themen, als auch das Kennenlernen von Land und Leuten.
„Zu Beginn unserer Partnerschaft stand die Aufbauhilfe für die neuen Bundesländer im Mittelpunkt. Nun sind wir Partner auf Augenhöhe, die nach wie vor neugierig aufeinander sind und voneinander lernen wollen“, sagte Leipzigs Landrat Dr. Gerhard Gey bei der Begrüßung der 23 Gäste vom Bodensee. Außerdem sei heute das Wasser als prägendes Element eine weitere Gemeinsamkeit beider Landkreise, erklärte Gey. Denn mit der Renaturierung der ehemaligen Braunkohletagebaue südlich der Stadt Leipzig entstehe hier gerade einer der künftig größten Binnengewässerverbunde Deutschlands.
Die Politiker und Verwaltungsleute aus dem Bodenseekreis machten sich sodann auch vor Ort ein Bild von der dynamischen Entwicklung der Region. Ihr Tagungsort befand sich direkt am Ufer des noch jungen Störmthaler Sees. Erst vor genau einem Jahr ist die 730 Hektar große Wasserfläche für die öffentliche Nutzung freigegeben worden. „Als wir 2011 das letzte Mal hier zu Besuch waren gab es am Ufer zwar schon Steganlagen und Dalben, aber noch kein Wasser“, erinnerte sich Landrat Lothar Wölfle. Heute gibt es hier einen kleinen Yachthafen, Strände und sogar eine schwimmende Insel, die an eine dem Tagebau geopferte Kirche erinnern soll. „Ich bin beeindruckt von der dynamischen Entwicklung dieser Landschaft und auch von der dahinter stehenden Leistung der Leipziger Kreisverwaltung“, sagte Wölfle.
Wasser hatte auch Grimma, die größte Stadt des Landkreises, über die sächsischen Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht: 2002 und 2013 wurde es von extremen Hochwassern überflutet und verursachte Schäden von 250 und 170 Millionen Euro. Markierungen an den Hauswänden in der historischen Innenstadt zeugen von den damals meterhohen Pegelständen. „Seit 2007 entsteht hier für rund 54 Millionen Euro ein durchgängiger Hochwasserschutz, der 2017 fertig werden soll und die Stadt vor einem der Wahrscheinlichkeit nach alle einhundert Jahre vorkommenden Hochwasser schützen soll“, erklärte Oberbürgermeister Matthias Berger den Gästen vom Bodensee. Auf einer Länge von zwei Kilometern entstehe hier eine zwölf Meter tief reichende Mauer mit rund 100 Toren und Verschlüssen, um dem Druck von Fluss- und Grundwasser standhalten zu können. „Um die Anlage künftig innerhalb von drei Stunden vollständig zu verschließen, haben wir eigens eine Wasserwehr gegründet, in der viele Bürgerinnen und Bürger aktiv eingebunden sind und Verantwortung tragen“, erläuterte Berger bei einem Stadtrundgang. Die Alarmierung erfolge gleichzeitig über Sirenen, SMS, Internet sowie Radio und Fernsehen.
Fachlich hatten sich die Kommunalpolitiker und Verwaltungschefs ebenfalls gegenseitig viel zu berichten. Die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen ist in beiden Landkreisen gleichermaßen eine Herausforderung. Zwar könnten im Landkreis Leipzig viele Flüchtlinge in leerstehenden Wohnungen untergebracht werden. Aber auch in Sachsen sei die vom Bundesland gezahlte Pauschale nicht auskömmlich, sodass die Kommunen etwa die Hälfte der tatsächlichen Kosten aus eigenen Mitteln zu bestreiten hätten, erklärte der 2. Beigeordnete und zuständige Dezernent Dr. Thomas Voigt. Planlose Zuweisungen des Landes und fehlende ausländerrechtliche Regelungen, infolgedessen einige Asylbewerber teilweise viele Jahre lang in Gemeinschaftsunterkünften leben müssten, seien für die dortige Kreisverwaltung eine große Herausforderung. Um den landläufig bekannten negativen Schlagzeilen aus Sachsen etwas entgegenzusetzen, „müssen und wollen wir die überwiegend positiven Seiten dieses Themas nach vorne holen“, erklärte Voigt, denn es gebe im Landkreis Leipzig viele Beispiele menschlicher Begegnungen, gelebter Willkommenskultur und gelungener Integration.
Auch die Sozialpolitik, Integration und Inklusion älterer Menschen mit Behinderung sowie die Tourismusförderungen waren intensiv mit den Leipziger Kreisräten, Dezernenten und Amtsleitern diskutierte Themen. Eine Führung durch das Zentrum der Boomstadt Leipzig und Treffen mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus dem Landkreis standen ebenfalls auf dem Programm. „Ihr herzlicher Empfang, viele Beispiele engagierter und erfolgreicher Kommunalpolitik sowie interessante Denkanstöße werden wir mit nach Hause an den Bodensee nehmen“, bedankte sich Landrat Wölfle bei den Leipziger Gastgebern.
Der Bodenseekreis pflegt seit 1990 einen engen Kontakt zum Leipziger Umland, damals dem Landkreis Grimma. Aufgrund einer Verwaltungsreform im Jahr 1994 wurde der Kreis Grimma mit dem Kreis Wurzen zum Muldentalkreis zusammengelegt, der wiederum 2008 im heutigen Landkreis Leipzig aufging. Dieser erstreckt sich wie ein südlicher Kragen um die Stadt Leipzig. Die Einwohnerzahl ist mit rund 258.000 nur etwas größer wie die des Bodenseekreises (rund 210.000 Einwohner). Seine Fläche ist mit 1.647 Quadratkilometern aber mehr als doppelt so groß (Bodenseekreis: 665 Quadratkilometer).
Zuletzt war im Mai 2014 eine Leipziger Fachgruppe aus dem Bereich Umwelt und Kreisentwicklung zu Gast bei ihren Pendants des Landratsamts Bodenseekreis und auch beim Kreisfamilienfest am 3. Oktober 2014 in Salem war Besuch aus dem sächsischen Landkreis dabei.