„Die Arbeit“, so die Jury, „nimmt die vorhandenen Straßenbezüge konsequent auf und bildet nachvollziehbare Kanten, die den Stadteingang betonen“. Überwiegend als Holzkonstruktion angedacht, „berücksichtigt die Arbeit die Prinzipien des nachhaltigen Bauens exemplarisch und verfügt unter anderem durch den kompakten Baukörper über einen geringen Energiebedarf. Auch die Betriebskosten sind durch die hohe Eigenstromproduktion günstig“. Und zum Freiraum sagt die Jury: „Die Freiraumstruktur ist ansprechend und betont die Haupterschließungen von Süden und Westen“.
Städtebaulich architektonischer Ansatz
Für die Setzung der neuen Bauvolumina entlang der Zeppelin- und Glärnischstraße sind für uns die folgenden Gesichtspunkte ausschlaggebend:
- Städtebaulich überzeugende Anordnung der Baumassen in jeder Phase der Realisierung, insbesondere der räumliche Dialog zwischen dem Neubauvolumen des 2. Bauabschnitts und dem bestehenden Y-förmigen Verwaltungsgebäude („Torsoqualität“), sowie dem Gebäude Albrechtstraße 77
- Attraktive öffentliche Wegeverbindung zwischen dem Wohngebiet Oberhof und dem Seeufer durch das Wettbewerbsgrundstück
- Freigestellte, sich wenig überlagernde Gebäudevolumina, um zum einen gute Arbeitsbedingungen mit viel Außenbezug zu schaffen, zum anderen die Sichtbeziehungen zum See aus dem höher gelegenen Wohngebiet Oberhof nicht zu stark einzuschränken
- Erhalt großer Teile des wertvollen Baumbestands entlang der Zeppelinstraße
Die vorgenannten Schlüsselthemen resultieren in einer eher defensiven, stark auf die topografische und bauliche Umgebung reagierenden Entwurfshaltung, die mit der Anordnung polygonal ausgeformter Baukörper arbeitet. Sie bauen keine dominanten Richtungen oder Straßenfluchten innerhalb des Wettbewerbsumgriffs auf, schaffen gute Vorplätze und großzügige Öffnungen zum See und berücksichtigen den Baumbestand entlang der Zeppelinstraße. Die teilweise Ausbildung von Staffelgeschossen unterstützt diese Haltung und sorgt für eine angenehme Maßstäblichkeit zur umgebenden Bebauung und zu den Platzflächen zwischen den Gebäuden. Das Gebäude Albrechtstraße 77 bleibt auch in Zukunft das höchste Gebäude an dieser Stelle.
Bauabschnitte
Der 1. Bauabschnitt präsentiert sich als verspringender, dreigeschossiger Baukörper über einem Tiefgaragensockel mit fünf bis sechs Geschossen, der die Ausrichtung der Häuser des östlich anschließenden Wohngebiets Oberhof aufnimmt. Die Kindertagesstätte im östlichen Erdgeschossbereich erhält durch die Gebäudeversprünge angenehm proportionierte Freibereiche im Süden. Mit Fertigstellung des 2. Bauabschnitts, dem sogenannten Kopfbau, entsteht ein räumlich spannender, gut proportionierter Vorplatz zwischen westlichem Bestandsgebäude und Neubau, der mit Erstellung des 3. Bauabschnitts später zu einer großzügigen Freitreppe umgestaltet wird, welche die beiden Vorplätze des künftigen Landratsamts an der Zeppelin- und Glärnischstraße verbindet. Über einen Sockelbaukörper unterhalb der Freitreppe wird der 2. Bauabschnitt mit den Bauabschnitten 3 und 4 verbunden. Zugunsten einer stadträumlichen Öffnung im Bereich des Hauptzugangs an der Zeppelinstraße schlagen wir alternativ zur Machbarkeitsstudie vor, den 3. Bauabschnitt an der Glärnischstraße zu platzieren, zumal in diesem Zuge gleich die ansonsten unbefriedigende räumliche Situation im Bereich der Tiefgaragenzufahrt und des bestehenden Parkdecks innerhalb des neuen Gebäudes geklärt werden kann. Der 4. Bauabschnitt wird direkt südlich an den 3. Bauabschnitt angebaut, staffelt sich gegenüber diesem um ein Geschoss in Richtung See ab und rückt zugunsten der bestehenden Bäume von der Zeppelinstraße ab.
Erschließung, Stellplätze, Ver- und Entsorgung
1. Bauabschnitt:
Die Erschließung für private Pkw (KiTa) und Fahrzeuge der Feuerwehr erfolgt über die von Straße E abgehende Stichstraße zum westlichen Grundstücksbereich (vgl. Bebauungsplan Oberhof). Von hier werden die Wohnungen und die KiTa über Fußwege erschlossen. Die Tiefgaragenzufahrt befindet sich gemäß Vorgabe an der Glärnischstraße.
2. Bauabschnitt:
Die Stellplätze für den 2. Bauabschnitt werden in der Tiefgarage des 1. Bauabschnitts nachgewiesen. Das zweigeschossige Foyer des künftigen Landratsamts wird über zwei Eingänge erschlossen, einen an der Zeppelinstraße und einen an der Glärnischstraße. Die öffentliche Hauptadresse befindet sich an der Glärnischstraße in direkter Nähe zur Tiefgarage des 1. Bauabschnitts, von wo aus man das Gebäude über eine Galerieebene betritt. Ebenfalls im Norden, jedoch vom oberen Vorplatz abgewandt, befindet sich auch die leicht abgesenkte Anlieferung. Aber auch der südliche Zugang, wo sich die Bus- und Bahnhaltestellen befinden, wird insbesondere für Nutzer des ÖPNV künftig ein attraktiver Ankunftspunkt werden. Ein gestaffelter Tiefgaragensockel erstreckt sich vom bestehenden, künftig durch den 3. Bauabschnitt zum Teil überbauten Parkdeck bis zur Zeppelinstraße.
Freianlagen
Der von Norden kommende Grünzug wird aufgegriffen und durch das Wettbewerbsgebiet weitergeführt. Im 1. Bauabschnitt entsteht ein Landschaftsplateau mit einem Spielplatz für das Wohnen, sowie den Außenbereichen der Kindertagesstätte. Entlang des unteren öffentlichen Weges verläuft eine Stützmauer. Der Weg im Osten bildet einen barrierefreien Anstieg auf das Landschaftsplateau. Gemäß des Bebauungsplans wird der Bauabschnitt von Norden erschlossen und sichert dadurch die Anlieferung sowie den Hol- und Bringverkehr für die Kindertagesstätte. Acht Stellplätze stehen oberirdisch zur Verfügung. An den Hauszugängen befinden sich insgesamt 20 Fahrradstellplätze und kleine Aufenthaltsnischen. Im 2. Bauabschnitt wird der Grünzug durch Pflanzinseln über die Straße hinweg fortgesetzt. Durch deren gezielte Platzierung und Drehung entstehen dabei spannungsvolle Zwischenräume, die sich an den Zugängen zu großzügigen Eingangsbereichen weiten. Sitzbänke und kleine Spielbereiche erhöhen die Aufenthaltsqualität und bieten Platz für die wartenden Besucher und Mitarbeiter. Zwischen den Gebäuden wird die große Freitreppe durch Rampen ergänzt, um eine barrierefreie Durchwegung sicherzustellen. Überspannt wird der Grünzug durch eine lockere Baumsetzung aus heimischen Arten. Der Baumbestand im Westen und Süden wird soweit wie möglich erhalten.
Innere Organisation
1. Bauabschnitt:
Im westlichen Gebäudeteil befindet sich die Leitstelle, die übrigen Flächen im Erdgeschoss werden durch die KiTa belegt. Die zwei darüber liegenden Wohngeschosse werden über zwei Hauptzugänge und Treppenkerne erschlossen. Ein kleiner zentraler Lichthof sorgt für durchweg gut belichtete Wohnungsgrundrisse.
2. Bauabschnitt:
Ein zweigeschossiges, tagesbelichtetes Foyer mit einer die beiden Eingänge verbindenden Freitreppe empfängt die Besucher des Kopfbaus. Das Bürgeramt befindet sich im Erdgeschoss und bietet neben dem unter einem Oberlicht angeordneten zentralen Empfangs- und Informationsbereich großzügige Wartezonen und Flächen für Information und ggf. Wechselausstellungen. Der große, in zwei Räume aufteilbare Sitzungsraum befindet sich im Erdgeschoss und kann für Veranstaltungszwecke mit dem Foyer zusammengeschaltet werden. Die Besprechungs- und Beratungsplätze sind im südöstlichen Bereich des Erdgeschosses angeordnet. Im Zuge der Erstellung des 3. und 4. Bauabschnitts werden diese je nach Bedarf über eine erdgeschossige Verbindung unter dem nördlichen Vorplatz an den 2. Bauabschnitt angeschlossen. Im obersten Geschoss befindet sich die Kantine mit einer umlaufenden „Seeterrasse“ und spektakulärem Blick über den Bodensee.
Gastronomiekonzept
Das Gastronomiekonzept soll eine mitarbeiterorientierte, individuelle Verpflegung mit attraktiven Angeboten auf ernährungsphysiologisch hohem Niveau und bei gleichzeitig wirtschaftlicher Betriebsweise ermöglichen. Ein hochwertiger gastronomischer Auftritt, verbunden mit angenehmer Atmosphäre, soll im Mitarbeiterrestaurant die gewünschte hohe Akzeptanz gewährleisten und die Einrichtung zu einem Kommunikationsort werden lassen. Die Ausgabestationen (Pavillons) werden nach den Hauptgerichten gegliedert. Somit enthält ein Pavillon sämtliche Menükomponenten, und der Gast muss im Regelfall auch nur ein Pavillon anlaufen (One Stop Konzept). Alle Pavillons sind jeweils autonom ausgestattet oder mit angeschlossenem Zugang zur warmen und kalten Küche angeordnet. Die Versorgung der Theken erfolgt zeitlich entkoppelt, also außerhalb der Servicezeiten, und ermöglicht einen nachschubfreien Betrieb während der Hauptbetriebszeit.
Tragwerk
Die Tragkonstruktion der Gebäude des 1. und 2. Bauabschnitts ist eine Mischkonstruktion. Es wird darauf geachtet, die Materialien ihren Eigenschaften und Stärken entsprechend einzusetzen. Alle unterirdischen Bauteile sind selbstredend in Betonbauweise errichtet. In den unterirdischen Betonbau eingespannt sind die aufgehenden Kerne mit der Vertikalerschließung. Sie sind das Rückgrat der Konstruktion und steifen diese in horizontaler Richtung aus. Die Gründe für die Materialwahl liegen in erster Linie beim Brandschutz, beim Schallschutz und der Wirtschaftlichkeit.
1. Bauabschnitt
Über der Tiefgarage und dem Erdgeschoss in Stahlbetonskelettbauweise werden die die beiden Obergeschosse mit den Wohnungen als Skelettbau mit Stützen aus Buchen-Furnierschichtholz und deckengleichen Trägern aus Stahlträgern ausgeführt. Sie sind zusammengesetzt aus Brettsperrholzplatten und einem vor Ort gegossenen Überbeton. Der Beton hat mehrere Funktionen. Er erhöht die Tragfähigkeit der Balken und sorgt für die nötige Masse für den Schallschutz. Gleichzeitig bindet er das Holzskelett an die aussteifenden Kerne.
2. Bauabschnitt
Aufgrund der erforderlichen Stützweiten in den öffentlichen Bereichen erstreckt sich die Stahlbetonskelettkonstruktion vom Untergeschoss bis ins 1. Obergeschoss und schließt mit einer 70 cm starken Transferplatte ab. Der darüber liegende Bereich der Tragstruktur wird wie im 1. Bauabschnitt als Holzverbundkonstruktion ausgeführt. Die Gebäudehülle und vom Kern unabhängige Innenwände sind nichttragende Bauteile. Die Gebäudehülle ist aus vorgefertigten Elementen aufgebaut, die gleichzeitig mit der Tragstruktur montiert werden. Innenwände sind Teil des Gebäudeausbaus.
Energie- und Nachhaltigkeitskonzept
Das technische Konzept zielt auf höchste Energieeffizienz und minimale Umweltbelastung bei gleichzeitig hohem Nutzerkomfort ab. Die Beheizung und optionale Kühlung wird konsequent auf Niedertemperatursysteme ausgelegt, um bestmöglich mit regenerativen Energien betrieben werden zu können. Als Energiequellen sind dabei Grund- bzw. Bodenseewasser, Eisspeicher oder die geothermische Aktivierung der Tiefgaragenaußenwände in Verbindung mit einer Wärmepumpe denkbar. Zur Deckung des Gebäude- und Nutzerstrombedarfs wird eine großflächige PV-Anlage in 10°-flacher Ost-West-Ausrichtung auf allen belegbaren Dachflächen vorgesehen. Die Raumkonditionierung des Gebäudes erfolgt in den Regelbereichen über die Fußbodenheizung/-kühlung des Hohlraumbodens. AufgGrund des moderaten Fensterflächenanteils kann diese auch zur sommerlichen Komfortverbesserung eingesetzt werden, ohne dass zu kühle Fußbodentemperaturen erforderlich wären. Die Belüftung der Räume erfolgt als hybrides System: Zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste im Winter und Sicherstellung einer Mindestluftqualität erfolgt eine mechanische Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und adiabater Fortluftkühlung. Die Zuluft wird über den Deckenkoffer in der Mittelzone in die Aufenthaltsräume eingebracht, strömt von dort in die Flure über und wird zentral an den Kernen abgesaugt. Eine ergänzende freie Fensterlüftung ist jederzeit möglich. Im 1. Bauabschnitt werden Fassadenlüftungselemente vorgesehen, welche sich mit einem dezentralen Lüftungsgerät oder mit einer schalldämmenden, opaken Lüftungsklappe bestücken lassen. Hierdurch kann, je nach Lärmbelastung der Fassade und Schutzbedürftigkeit des Raumes, eine adäquate Belüftung und Schalldämmung gewährleistet werden. Zur Minimierung der Umweltauswirkungen und insbesondere der CO2-Emissionen wird neben der hohen Energieeffizienz auch bei der Gebäudekonstruktion ein möglichst hoher Anteil nachwachsender Rohstoffe eingesetzt. Neben dem hybriden Holz-/Beton-Tragwerk sind auch die Fassaden in den Obergeschossen als Holzelemente ausgeführt. Durch den Einsatz von Zellulose- oder Naturfaserdämmstoffen dient das Gebäude als CO2-Senke und miniert damit den CO2-Fußabdruck auf ein Minimum.
Brandschutzkonzept
Nutzungen:
Bauabschnitt 1: KiTa, Leitstelle Fw, Wohnen, TG
Bauabschnitt 2: Büro, Kantine, Foyer mit Ausstellung, Lager
Bewertung auf Grundlage der LBO BW, LBOAVO, VStättVO (für Versammlungsräume BT2 – Foyer, Kantine, sofern diese im Geltungsbereich der VStättV genutzt werden sollen), GaVO für die Garage BA1. Die Einstufung erfolgt in die Gebäudeklasse 3 (1. Bauabschnitt Höhe 6,7m <7m) und als Sonderbau (KiTa, Garage -14m u. GOK) Gebäudeklasse 5 (2. Bauabschnitt Höhe >13m, aber <22m, Nutzungseinheit >400m²) und als Sonderbau (Versammlungsstätte).
Abschnittsbildung, Tragwerk und Decken
Der 1. Bauabschnitt wird über eine innere Brandwand in 2 Brandabschnitte <40m unterteilt. Zusätzlich erfolgt eine Gliederung über F30- Trennwände von Wohnungen/Nutzungseinheiten. Die Garage ist in Rauchabschnitte <5.000m² untergliedert. Der 2. Bauabschnitt wird ebenfalls über eine innere Brandwand in 2 Brandabschnitte von bis zu 47 m unterteilt. Brandwände und Treppenraumwände werden in Massivbauweise errichtet. Zusätzlich erfolgt für die Obergeschosse eine Gliederung in Teil- Nutzungseinheiten ca. 400 m². Tragende und aussteifende Bauteile im 2. Bauabschnitt werden feuerbeständig ausgeführt (Gebäudeklasse 5). Feuerbeständige Bauteile sind aus brennbaren Baustoffen zulässig, „wenn die geforderte Feuerwiderstandsdauer nachgewiesen wird und die Bauteile so hergestellt und eingebaut werden, dass Feuer und Rauch nicht über Grenzen von Brand- oder Rauchschutzbereichen, insbesondere Geschosstrennungen hinweg, übertragen werden können.“ Keller und Sockel (EG und 1. OG) des 2. Bauabschnitts werden konventionell in Massivbauweise, die Obergeschosse in Holz-Beton-Verbundbauweise erstellt (F90-B). Für die Geschossdecken sind Holz- Verbunddecken („F90-BA“), für die Außenwandbekleidungen normalentflammbare Holzbekleidungen vorgesehen.
Rettungswege
Für die Wohnungen im 1. Bauabschnitt werden neben direkten Zugängen zu den notwendigen Treppenräumen bzw. über notwendige Flure Rettungswege über anleiterbare Stellen je Nutzungseinheit nachgewiesen. Gruppenräume der KiTa im EG BT1 erhalten direkte Ausgänge ins Freie. Vertikale Rettungswege im 2. Bauabschnitt werden ausschließlich baulich durch notwendige Treppenräume in Massivbauweise mit Ausgängen ins Freie über Treppenraumerweiterungen sichergestellt. In den Bürobereichen im Regelgeschoss des 2. Bauabschnitts werden Nutzungseinheiten von ca. 400 m² gebildet; Rettungswege werden auch über die benachbarte Teileinheit desselben Nutzers nachgewiesen.
Sicherheitstechnik
Für den 2. Bauabschnitt und die KiTa im 1. Bauabschnitt sind flächendeckende Brandmelde- und Alarmierungsanlagen vorgesehen. Eine Löschanlage ist nur für die Garage im 1. Bauabschnitt erforderlich. Ferner sind hier Wandhydranten und eine BOS-Gebäudefunkanlage vorgesehen.
Die Arbeit nimmt die vorhandenen Straßenbezüge konsequent auf und bildet nachvollziehbare Kanten, die den Stadteingang betonen. Dies erfolgt in der Höhenentwicklung nicht durch eine Konkurrenzstellung zum bestehenden Verwaltungsturm, sondern durch eine eindeutige Reduzierung auf 5 Vollgeschosse. Durch die Freiraumzäsur zwischen den Bauabschnitten 2 und 3 wird eine Durchlässigkeit erreicht, die die ansonsten recht große Grundfläche der Gebäude gliedert. Der Umgang mit dem fallenden Geländeverlauf ist sowohl in den Gebäuden als auch im Freiraum gelungen. Das Gebäude auf der Nordseite der Glärnischstraße (1. BA) nimmt die Ausrichtung der angrenzenden Bebauung auf, allerdings mit der Konsequenz, dass die Grundrisse und vor allem die Qualität des der Kita zugeordneten Freiraums gewisse Schwächen aufweist. Die Freiraumstruktur ist ansprechend und betont die Haupterschließungen von Süden und Westen. Die Adressbildung und Orientierung ist gegeben, vor allem auch die direkte Wegeführung aus der Tiefgarage in die Gebäude. Die funktionale Qualität der Tiefgarage ist in der Übersichtlichkeit verbesserungswürdig, vor allem auch in Bezug auf die Trennung Fussgänger/Fahrverkehr. Eine ausreichende Durchgrünung ist vor allem auch vor dem Hintergrund der Problematik durch die Klimaerwärmung gegeben.
Innere Organisation:
1. Bauabschnitt
Das Raumprogramm wird prinzipiell erfüllt, allerdings wird hier vor allem die Funktionalität der Kita und speziell die des Freiraums kritisiert. Zur ausreichenden Belichtung der Wohnungen ist aufgrund der etwas verschachtelten Grundrissstruktur ein Lichthof erforderlich.
2. Bauabschnitt
Das Intro in den 2. BA bildet ein zweigeschossiges Foyer, das sowohl von Süden als auch von Westen über verschiedene Ebenen erreichbar ist. Bei dem dem Foyer zugeordneten Sitzungssaal wird eine Tageslichtnutzung nur bedingt möglich sein. Der 3. BA kann über das Foyer nach Westen angebunden werden. In den Obergeschossen sind die Büros zweibündig angeordnet und über zwei Treppenhäuser im Ringsystem erreichbar. Eine Flexibilität in der Büronutzung ist gegeben. Im obersten Geschoss ist eine großzügige und attraktive Kantine vorgesehen mit Blickbezug zum See und einem angedachten Gastronomiekonzept.
Tragwerk, Energie und Nachhaltigkeit:
Die gewählten Tragwerkssysteme basieren überwiegend auf Holzkonstruktionen und sind in ihrer Konzeption mit nachwachsenden Rohstoffen positiv zu bewerten. Insgesamt berücksichtigt die Arbeit die Prinzipien des nachhaltigen Bauens exemplarisch und verfügt unter anderem durch den kompakten Baukörper über einen geringen Energiebedarf. Auch die Betriebskosten sind durch die hohe Eigenstromproduktion günstig. Die vorteilhaften Aufenthalts- und Arbeitsplatzbedingungen in den Büros sind durch die angemessenen Fensterflächenanteile, das effiziente Sonnenschutzkonzept sowie einer wirksamen Nachtluftkühlung durch fassadenintegrierte Elemente sichergestellt. Jedoch kann der innenliegende Sitzungsraum im Erdgeschoss nur maschinell belüftet und durch Kunstlicht belichtet werden.
Resümee:
Zusammenfassend betrachtet handelt es sich um einen wertvollen Beitrag mit guten Qualitäten, der aber gewisse Schwächen in der Raumqualität aufweist.
Architekturbüro
Auer, Weber Assoziierte GmbH, München mit
Landschaftsarchitekten Grabner Huber Lipp, Freising