Zum Bauabschnitt 2 sagt die Jury: „Mit der kraftvollen Setzung des quadratischen Baukörpers zeigen die Verfasser zum einen eine sehr selbstbewusste, aber mit der feinen Ausgestaltung zum anderen eine zurückhaltende städtebauliche Herangehensweise (…)“. Es entstehe „ein einladendes, großzügiges Entree und gleichzeitig (…) ein großer öffentlicher Raum (…)“. „Dies ist eine sehr einladenden Geste und das Amt öffnet sich wirklich für die Bürger.“ Die Hybrid-Konstruktion aus Holz und Beton füge sich „mit differenzierten Freiflächen in die Gesamtstadt ein“. Das Fazit der Jury: „Insgesamt eine Arbeit, die sich mit allen Nutzungen sowie deren Bedürfnissen auseinandergesetzt hat und dies in eine selbstverständliche, elegante, ja fast heitere Architektur mit den dazugehörigen Freiflächen umsetzt“.

Der Bauabschnitt 1 dieses Entwurfs ist insgesamt als Favorit bestimmt worden.

Architektur-Impressionen

Modell-Ansichten

Bauabschnitt 1
Städtebauliches Grundkonzept BA 1
Die Neubebauung an der Glärnischstraße nimmt die Körnung sowie Ausrichtung der benachbarten Wohnungsbauten auf und erweitert damit den östlichen Abschluss des Wohngebiets. Um die Ausdehnung der Nutzungen Kita und Leitstelle mit Wohnungen optimal zu unterstützen, werden die zwei Funktionen in zwei voneinander getrennten Gebäuden untergebracht. Das viergeschossige Wohngebäude mit der Leitstelle im Erdgeschoss übernimmt den Maßstab der vorhandenen Bauten. Die niedrigere dreigeschossige Kita stellt die Überleitung in die Landschaft dar.

Nutzung Kita
Kita und Wohngebäude werden aus Richtung Norden erschlossen. Der Neubau der Kindertagesstätte orientiert sich im Grundriss dreigliedrig in Richtung Bodensee: An den beiden Außenseiten liegen gut belichtete Nutzflächen, während die großzügige Mittelspange Raum für freie Nutzungen, Erschließung sowie großflächige Belichtung bietet.

Nutzung Wohnen/Leitstelle
Wie auch die Kita wird das Wohngebäude ebenerdig aus nördlicher Richtung erschlossen. Die 2- bis 4-Zimmerwohnungen mit Flächen zwischen 60 m² und 110 m² orientieren sich vom EG bis zum 2. OG windmühlenartig um den aus der Tiefgarage kommenden Treppenhauskern. Im Gartengeschoss des Wohngebäudes liegt die Leitstelle. Sie ist über einen separaten Eingang auf der Ostseite zu erreichen und basiert in Ihrer Aufteilung auf demselben Raster wie die darüberliegenden Wohneinheiten. Die Leitstelle ist somit für eine spätere Umnutzung als Wohnraum problemlos und mit nur kleinen Eingriffen umrüstbar.

Tiefgarage und Verkehr
Die beiden Neubauten des 1. BA sitzen über der großflächigen Tiefgarage welche sich durch ihre Aufteilung in Splittlevel in private und öffentliche Nutzung trennen lässt. Die Tiefgarage mit 250 Stellplätzen wird behutsam im Hang organisiert, eine direkte Ausrichtung zu den Hauptneubauten des Landratsamtes ist gegeben. Hier sind zusätzlich großflächige Technikflächen in mehreren Geschossen vorgesehen, um den Bedarf der Neubauten zu decken. Wie auch für den 2. BA beschrieben wird hier auf eine innovative und ressourcenschonende Versorgung geachtet. Durch die Platzierung der beiden Gebäude auf der Tiefgarage - welche sich über das Straßenniveau der Glärnischstraße erhebt - werden die Neubauten von Straßenlärm abgesetzt. Durch den relativ großen, mit Bäumen bepflanzten Zwischenraum in Richtung Straße, entsteht eine zusätzliche optische Trennung. Für besonders lärmgefährdete Fassadenflächen sind außerdem in Teilbereichen Prallscheiben denkbar. Die Einfahrt TG wird über kleinere Maßnahmen zusätzlich geschützt.

Bauabschnitt 2
Städtebauliches Gesamtkonzept
Mit dem Baukörper des 2. Bauabschnittes wurde ein Gegenüber zum markanten und hohen Bestandsgebäude Albrechtstraße 77 geschaffen. Durch die städtebauliche Setzung entsteht zwischen den Gebäuden, eine Torsituation, welche die Einfahrt zur Innenstadt von Friedrichshafen markiert. Die Bauabschnitte 3 und 4 werden zusammen mit dem 2. Bauabschnitt in eine klare geometrische Ordnung gebracht um die Prägnanz und Präsenz des Gebäudeensembles zu stärken. Gleichzeitig bilden sie die Verbindung zu der etwas niedrigeren Bestandsbebauung nordwestlich des Baugrundstückes. Alle Baukörper sind gut proportioniert, flächeneffizient geplant und mit dem richtigen Maß an Distanz zugunsten einer angenehmen Aufenthaltsqualität zueinander positioniert. Die drei Bauten stehen auf einem gemeinsamen, verbindenden Sockel, der sich in die natürliche Landschaft einbettet und aus der gegebenen Topografie erwächst. Durch die ansprechend gestalteten Zwischenräume entsteht eine geschützte Platzsituation von hoher Aufenthaltsqualität. Um diese noch zu steigern und um einen zusätzlichen Mehrwert für die Bürger zu schaffen wird die Topographie am östlichen Rand des Sockels künstlich erhöht und so eine öffentliche Aussichtsplattform für die Bürger mit Blick auf den Bodensee geplant. Gleichzeitig markiert die daraus entstehende Spitze als Landmark einen Hochpunkt am Verkehrsknotenpunkt Glärnischstraße/Albrechtstraße und gewährleistet die notwendige Distanz zwischen öffentlich nutzbarem Freibereich und Straßenraum.

Erschließung und Durchwegung
Der Neubau des Landratsamtes wird zweiseitig erschlossen: Aus Richtung der geplanten Tiefgarage bzw. fußläufig über die neu geschaffene Platzsituation, aus Richtung Süden über das ÖPNV-Netz mit bestehenden Bus- und Bahnhaltestellen, bzw. mit dem Fahrrad aus Richtung Innenstadt. Beide Eingänge sind über eine großzügige Hallentreppe verbunden, es entsteht somit eine bürgerfreundliche, sowie fußläufig sinnvolle Nord-Süd-Achse durch das Gebäude. Fahrradstellplätze liegen nahe der Eingänge, angelagert an den Landschaftsinseln, dezentral verortet.

Nutzung
Das Eingangsgeschoss Straßenebene wird über den Sockel erweitert und ermöglicht dadurch die Gestaltung eines weitläufigen Entrees. Alle Hauptnutzungen wie Bürgeramt, Kasse, Poststelle, Foyer und Sitzungssaal sind in diesem Eingangsbereich des Landratsamtes übersichtlich, auf einem Geschoss, organisiert. Über das Anheben der Landschaftsplatte wird eine großflächige Belichtung der im Sockelbereich angeordneten öffentlichen Räume gewährleistet, gleichzeitig erfährt der von der Allgemeinheit nutzbare Sitzungssaal eine räumliche Aufweitung. Über die Platzebene betreten, eröffnet sich dem Besucher das großzügige Foyer mit öffentlichem Café, welches sich auch über die angrenzende Freifläche entlang der Aussichtsplattform erstreckt. Mitarbeiter des Landratsamtes gelangen von hier aus über eine Sicherheitsschleuse in die Bürogeschosse. Die Büroflächen erstrecken sich über die Geschosse 1. OG (Platzebene) bis zum 7. OG. Durch die Planung der Büroflächen innerhalb eines flächeneffizienten Rasters wird es ermöglicht auf unterschiedlichste Nutzungen des Gebäudes, beispielsweise als Open-Space, Multispace, aber auch als Einzelbüros einzugehen. Auf Veränderungen und Umstrukturierungen kann somit schnell und wirtschaftlich reagiert werden, das Gebäude ist damit auch in Hinblick auf eine zukünftige (Um-)Nutzung nachhaltig nutzbar. Im obersten Geschoss befindet sich die Küche sowie Kantine für die Mitarbeiter des Landratsamtes Friedrichshafen. In Richtung Bodensee ist der Kantine eine „grüne“ Dachterrasse mit Blick auf und über den See vorgelagert. Durch die Ausbildung der Terrasse als offener Wintergarten ist diese ganzjährig und auch bei schlechtem Wetter nutzbar.

Sicherheitskonzept
Die öffentlich nutzbaren Bereiche sind für die Besucher ohne Einschränkungen auffindbar. Die sensiblen Büro- und Besprechungsflächen sind über Schleusen von den Geschossen Straßen- und Platzebene erreichbar. Bürger, die zu Beratungen in diese Bereiche müssen, werden hierzu von Mitarbeitern abgeholt. Eine strenge Trennung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen ist somit gleichermaßen gegeben wie die Möglichkeit für vertrauliche Gespräche in geschütztem Rahmen. Die Anlieferung erfolgt über die weniger frequentierte, südwestliche Ecke des Neubaus an der Zeppelinstraße, die interne Verteilung per Lastenaufzug.

Nachhaltigkeit
Alle Bauabschnitte sollen als Holzbauten realisiert werden. Während der 1. BA als klassischer Holz-Massivbau-Holzbau geplant ist, soll der 2. BA in hocheffizienter Holz-Hybridbauweise entstehen. Der nachwachsende Rohstoff Holz kann aus heimischer Forstwirtschaft gewonnen werden, lange Transportwege werden vermieden, die vorteilhafte Kombination der Werkstoffe ermöglicht es den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Das städtebauliche Konzept in die Höhe statt in die Fläche zu bauen verkleinert den Footprint des Gebäudes und reduziert den Anteil versiegelter Flächen. Auf den durch die kompakte Bauweise gewonnenen Flächen ist großzügige Begrünung geplant, wodurch Verschattung für die Besucher erzeugt wird und der allgemeinen Erhitzung städtischer Flächen entgegengewirkt werden kann. Der Ansatz der Nachhaltigkeit zieht sich von Freianlagen über Materialien und Konstruktionsweise bis in das Fassadenkonzept. Hier bietet die der thermischen Hülle vorgehängte Glashaut verschiedene, das Gesamtkonzept unterstützende Mehrwerte: Neben konstruktivem Holzschutz ermöglicht die doppelte Hülle auch in luftigen Höhen manuelles Lüften bei geöffnetem Fenster, auf aufwendige und wartungsintensive Lösungen kann damit verzichtet werden. Neben Wind- und Sonnenschutz bietet die doppelte Hülle auch gegen den zu erwartenden Straßenlärm eine Lösung. Den Beschäftigten des Landratsamtes wird es ermöglicht, ganz nach Bedarf Fenster zu öffnen ohne Störungen durch äußere Einflüsse erwarten zu müssen.

Freianlagen
Der Strenge der Gebäudekonstellation wird die üppige Begrünung der Freianlagen entgegengesetzt Der Freiraum umspielt und durchdringt die städtebauliche Figur. Nördlich und westlich werden die neuen Baukörper über einen Gehölzpuffer an die umgebenden, heterogenen Strukturen angebunden. Die grüne Intensität an den Übergängen prägt die Qualität und bildet einen Puffer zu den benachbarten Strukturen. Vorhandene erhaltenswürdige Bäume im Süden an der Zeppelinstraße werden im Konzept integriert. Landschaftsinseln durchdringen die baukörperlichen Setzungen in freier Form und geben dem Freiraum mit ihrer charakteristischen Form, eine ausdrucksvolle Identität. Die Landschaftsabdrücke schaffen zwischen den Baukörpern eine hohe Aufenthaltsqualität. Klimaresistente Baumarten wie Robinien, Zürgelbaum, Tulpenbäume und Birken bilden Baumhaine auf der Landschaftsplatte. Die Unterpflanzung erfolgt aus naturnahen Präriestauden und Gräserpflanzungen, die mit Splittflächen durchdrungen werden und so in Teilen durchwandelbar sind. Bankobjekte schaffen hier Aufenthaltsbereiche, die auch in den heißen Sommermonaten mit einem wohltuenden „Grünen Schatten“ eine attraktive Aufenthaltsqualität anbieten. Am südlichen Entree an der Zeppelinstraße bilden weitere „Grüne Bauminseln“ einen Puffer zur hochfrequentierten Straße und lenken die Nutzer und Besucher zu den südlichen Bahnhaltestellen. Die Anbindung nach Norden, zum Landschaftsraum und zum Wohngebiet Oberhof, wird über eine neue Querung der Glärnischstraße hergestellt. Der östliche, topografisch akzentuierte Keil, bildet eine im Stadtraum ablesbare Landschaftsfigur, mit hoher Prägnanz. Die Adressierung wird über die skulpturale Erscheinung gestärkt, die mit der Baumbepflanzung in seiner landschaftlichen Erscheinung wirkungsvoll im Stadtraum ablesbar ist. Mit autochthonen Wiesenansaaten und naturnahen Staudenpflanzungen wird die Biodiversität unterstützt und auf diese Weise das Projekt nachhaltig entwickelt. Durch Reduzierung der befestigten Flächen und die Verwendung von offenporigen, wasserdurchlässigen Belägen, wird das anfallende Oberflächenwasser reduziert. Die Dachbegrünung und integrierte Rigolen im nichtunterbauten Freiraum reduzieren die Abflussmengen bei Starkregenereignissen und unterstützen die ökologische Qualität des Projekts.

Tragwerkbeschreibung
Das Tragwerk für den Neubau ist als hybride Konstruktion aus Stahlbeton und heimischen Holz geplant. Diese Bauweise ist eine in bautechnischer und energetischer Sicht sehr vorteilhafte Kombination der Werkstoffe, die zugleich ökonomisch und ökologisch ist. Diese Bauweise ermöglicht den zielgerichteten Einsatz der Werkstoffe und hilft so den benötigten Ressourcenverbrauch zu minimieren. Ressourcenschonend beziehungsweise nachhaltig ist auch der klar strukturierte Baukörper selbst, der eine maximale innenräumliche Flexibilität - auch in Hinblick auf zukünftige Umnutzungen - ermöglicht und zugleich einen direkten und damit äußerst wirtschaftlichen Lastabtrag zulässt. Hinsichtlich der gestellten Anforderungen an die Robustheit und Dauerhaftigkeit erfolgt die Ausbildung des bereichsweise in das Erdreich eingegrabenen Sockelgeschosses sowie des Erschließungskerns komplett aus Stahlbeton. Die geplante fugenlose Bauweise führt hier zu einer sehr robusten, dauerhaften und unterhaltsarmen Konstruktion. Zudem können alle sich aus der Hochhausrichtlinie ergebenden Anforderungen an den Brandschutz der Konstruktion ohne weitere zusätzliche Maßnahmen allein durch die Einhaltung der in den Normen vorgegebenen Mindestabmessungen sichergestellt werden. Für die aufgehenden Geschosse wird dagegen überwiegend der Werkstoff Holz eingesetzt. Holzstützen in einem regelmäßigen Raster bilden zusammen mit den ringförmig verlaufenden Unterzügen einen Holz-Skelettbau als Traggerüst. Als Geschossdecken kommen Holz-Beton-Verbunddecken zum Einsatz. Gegenüber einer reinen Holzdecke bietet die gewählte Ausführung der Decken Vorteile bezüglich des Nutzungskomforts, insbesondere hinsichtlich der Schallübertragung und des Schwingungsverhaltens. Am Deckenrand kragt die Betonergänzung aus und fungiert so zugleich als feuerbeständige Decke als Schutz gegen einen Brandüberschlag. Holz ist ein sehr leichter, nachhaltiger Baustoff mit hervorragenden statischen Eigenschaften. Holz besitzt zudem gute Dämmeigenschaften und ermöglicht die Ausbildung einer hoch wärmedämmenden Gebäudehülle in Passivhaus-Qualität. Durch die Lage der tragenden Holzkonstruktion innerhalb der Gebäudehülle kann auf einen chemischen Holzschutz komplett verzichtet werden. Der erforderliche Brandschutz der Holzbauteile kann ohne großen zusätzlichen Aufwand erreicht werden, indem bei der Dimensionierung der Konstruktion eine entsprechende Abbrandtiefe berücksichtigt wird. Der Einsatz von Holz in den aufgehenden Geschossen führt zu einer deutlichen Gewichtsreduktion im Vergleich zu einer konventionellen Massivbauweise, was sich wiederum positiv auf die Dimensionierung aller Stützen, Wände und Gründungsbauteile auswirkt. Die Gründung des Bauwerks erfolgt gemäß der im geotechnischen Bericht aufgeführten Gründungsempfehlung in den tragfähigen Geschiebemergeln als wirtschaftliche Flachgründung in Form einer elastisch gebetteten Bodenplatte, gegebenenfalls in Kombination mit lokalen Baugrundverbesserungen oder Tiefgründungselementen. Alles in allem stellt die gewählte Tragkonstruktion ein leistungsfähiges und gleichzeitig sehr wirtschaftliches und robustes Tragsystem dar. Eine weitgehende Vorfertigung von Bauteilen wird dabei angestrebt. Gerade die Holzkonstruktion erlaubt eine hohe werksseitige Vorfertigung mit einfach zu transportierende Bauteile und einer schnelle Endmontage auf der Baustelle.

Brandschutzkonzept
Grundlagen
Der Neubau des Landratsamts ist entsprechend § 2 Landesbauordnung Baden-Württemberg (LBO) in die Gebäudeklasse 5 einzustufen und nach § 38 LBO als Sonderbau zu bewerten. Der Sitzungssaal im Erdgeschoss und die Kantine im 8. Obergeschoss werden entsprechend der Versammlungsstättenverordnung (VStättVO) betrachtet, das Bürohochhaus wird in Anlehnung an die Muster-Hochhausrichtlinie (MHHR) beurteilt.

Abschnittsbildung
Das Gebäude wird als ein einziger Brandabschnitt mit unter 40 m Abschnittslänge betrachtet. Lediglich im Erdgeschoss wird die zulässige Brandabschnittslänge überschritten, um das Forum Bürgerservice mit dem großen Sitzungssaal möglichst offen gestalten zu können. Die brandschutztechnische Unterteilung erfolgt darum im Erdgeschoss kleinteilig mit feuerbeständigen Trennwänden aber ohne ausgebildete Brandwände. Aufgrund der geringen Gebäudetiefe kann die Feuerwehr von der Erdgeschoss Straßenebene und der Platzebene aus, wirksame Löschmaßnahmen vornehmen. Das Gebäude wird in Holzhybridbauweise feuerbeständig geplant. Diese Ausführung soll für das gesamte Gebäude durch eine flächendeckende Sprinkleranlage ermöglicht werden. Die Sprinkleranlage ermöglicht ebenfalls die Gestaltung der Fassaden-Sonnenschutzbauteile aus Holz. Im Hochhaus wird der Brandüberschlag von Geschoss zu Geschoss durch mindestens 1 m auskragende feuerbeständige Betonplatte zwischen den Geschossen ausreichend lange behindert. Zudem werden Holzbauteile in Geschossdeckenebene durch den Einbau einer Trennschicht aus nichtbrennbaren Baustoffen so ausgeführt, dass die Übertragung von Brand und Rauch mindestens 90 Minuten lang verhindert wird. Alle verwendeten Dämmstoffe sind nichtbrennbar geplant. Der Gebäudekern mit Treppenraum, Aufzugs- und Installationsschächten wird in massiver feuerbeständiger Bauweise nichtbrennbar errichtet. Dadurch können standardmäßig auf dem Markt erhältliche Schottungen und Brandschutzklappen verwendet werden und die Oberflächen des Fluchttreppenraums müssen nicht zusätzlich bekleidet werden. Ein Regel-Bürogeschoss hat eine Brutto-Grundfläche von ca. 1.180 m². Um eine größtmögliche Flexibilität bei der Nutzung der Flächen mit Großraumbüros, Kombi- oder Einzelbüros zu ermöglichen, wird auf die Ausbildung von notwendigen Fluren verzichtet.

Rettungswegekonzept
Als zentraler Rettungsweg für das Hochhaus ist ein innenliegender Sicherheitstreppenraum mit Vorraum/Schleuse geplant. Er ist in allen Bürogeschossen innerhalb von maximal 35 m Rettungsweglänge erreichbar. Im Erdgeschoss führen die Rettungswege direkt ins Freie. Die Rettungswege für den Sitzungssaal im EG werden gemäß VStättVO für bis zu 344 Personen (Stehplätze) ausgelegt (2,40 m). Für die Kantine im 8. OG mit einer Gastraumfläche von 432 m² und ca. 220 Sitzplätzen, werden die Rettungswege für bis zu 400 Personen ausgelegt (2,40 m). Veranstaltungen mit mehr als 400 Personen sind dort nicht zulässig aber auch nicht geplant. In den Büro-Regelgeschossen sind maximal 80 Arbeitsplätze geplant. Die Rettungswege in den Bürogeschossen werden entsprechend ASR je Geschoss für bis zu 200 Personen ausgelegt (1,20 m).

Brandschutzeinrichtungen
Einer der drei Aufzüge wird als Feuerwehraufzug entsprechend MHHR ausgebildet. Die Rauchfreihaltung von Treppenraum, Vorraum und Feuerwehraufzug erfolgt über eine redundante Rauchschutz-Druckanlage mit gesicherter Abströmung und Sicherheitsstromversorgung. Das gesamte Gebäude wird mit einer automatischen Sprinkleranlage ausgestattet. In jedem Geschoss werden im Vorraum vor dem Feuerwehraufzug Wandhydranten Typ F – nass – für die Feuerwehr vorgehalten. Falls erforderlich, erhält die zur Kantine offen geplante Küche eine Fettlöschanlage über Fritteusen und Großbratpfannen. Aufgrund der Bauweise und der Ausdehnung des Gebäudes ist zur Brandfrüherkennung eine flächendeckende, automatische Brandmeldeanlage (Vollschutz, Kat. 1) mit interner Alarmierung und Alarmaufschaltung auf die Leitstelle der Feuerwehr geplant. Diese kompensiert auch den Verzicht auf die Ausbildung von notwendigen Fluren in den Bürogeschossen. Entsprechend VStättVO wird eine Entrauchung für den Sitzungssaal, das dreigeschossiges Forum Bürgerservice und die Kantine mit geometrischen Öffnungsflächen von 1 % der Grundfläche über Dach oder 2 % der Grundfläche über Fenster). Im Gebäude sind eine Sicherheitsbeleuchtung und eine Blitzschutzanlage geplant.

Energie- und Klimakonzept
In der energetischen Grundkonzeption des Gebäudes wurden Antworten auf aktuelle Fragestellungen im Klima- und Ressourcenschutz sowie zur Nachhaltigkeit formuliert. Die Basis bildet eine kompakte Bauform, die durch ein günstiges A/V-Verhältnis einen niedrigen Energiebedarf ermöglicht. Der Dämmstandard liegt deutlich unterhalb der gesetzlichen Forderungen und erlaubt so eine CO2-neutrale Energieversorgung. In der Konstruktion des Gebäudes wurde auf den Werkstoff Holz gesetzt und dabei zum einen auf seine Rückbaufähigkeit mittels lösbarer Schraubverbindungen geachtet, zum anderen durch konstruktive Maßnahmen ein Witterungsschutz an der Fassade ausgebildet. Zur Reduktion des elektrischen Strombedarfs wurde auf eine hohe Tageslichtnutzung geachtet. Der sommerliche Wärmeschutz wird über gesteuerte und drehbare Holzlamellenelemente an der Fassade in Kombination mit einer selektiven hochwertigen Sonnenschutzverglasung realisiert. Thermische Speichermassen dämpfen die Raumtemperaturschwankungen, offenporiges Holz im Innenbereich trägt auch zur Feuchtigkeitsstabilisierung bei. Zudem wurde auf eine klassische zentrale Lüftungsanlage verzichtet und stattdessen auf öffenbare Fenster gesetzt. Die Raumluftqualität wird zudem über Displays am Arbeitsbereich angezeigt. In den oberen Stockwerken können optional dezentrale Lüftungsgeräte fassadennah integriert werden. Mit zunehmender Klimaveränderung werden am Bodensee die Frosttage seltener, eine Wärmerückgewinnung in der Lüftungsanlage im Bezug zum eingesetzten Strom für die Ventilatoren immer unrentabler. Der Schalleintrag in die geöffneten Fenster wird über vorgesetzte großformatige Prallscheiben in Funktion einer Doppelfassade reduziert, die zugleich einen Witterungsschutz anbieten. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine PV-Anlage, die genügend Energie für die Beheizung und Kühlung über eine Wärmepumpe bereitstellt. Die Wärmepumpe ist an einen Eisspeicher gekoppelt, der sich im Sommer über eine passive Kühlung (Flächenkühlung über die Fußbodenregister) regeneriert. Unterhalb der aufgeständerten PV-Anlage befindet sich eine Dachbegrünung. Diese trägt zur sommerlichen Verbesserung des lokalen Mikroklimas bei und erhöhen die innerstädtische Biodiversität. Bewässert werden die Pflanzen über gesammeltes Regenwasser. Der weitere Strombedarf zum Betrieb des Gebäudes (Licht, EDV, Bürogeräte) wird über den Anschluss der Stadtwerke am See mit 100 % Ökostrom aus Wasserkraft bedient. Insgesamt kann so das Gesamtgebäude eine klimaneutrale CO2-Bilanz vorweisen.

2. Bauabschnitt
Mit der kraftvollen Setzung des quadratischen Baukörpers zeigen die Verfasser zum einen eine sehr selbstbewusste, aber mit der feinen Ausgestaltung zum anderen eine zurückhaltende städtebauliche Herangehensweise für den Neubau des Landratsamts an der Stadtein-/ausfahrt. So entsteht ein gelungenes Gegenüber zu dem Hochhaus des derzeitigen Landratsamts. Die klare geometrische Ordnung stärkt die Prägnanz und Präsenz des neuen Gebäudes. Da im Erdgeschoss der beachtliche Höhensprung von 3,5 m zwischen der Glärnischstraße und der Zeppelinstraße mit einer großen Freitreppe elegant überwunden wird, entsteht ein einladendes, großzügiges Entree und gleichzeitig wird ein großer öffentlicher Raum geschaffen. Dies ist eine sehr einladenden Geste und das Amt öffnet sich wirklich für die Bürger. Man sieht förmlich vor sich, wie in diesem schönen Foyer die unterschiedlichsten Veranstaltungen stattfinden können. Ganz anders ist die Lage und Ausgestaltung des Sitzungsraums zu beurteilen: Das spitze Dreieck, das sich in den Straßenraum Richtung Innenstadt schiebt, nimmt der Prägnanz des Hauptgebäudes auf ungute Art ihre Wirkung. Auch sind der Grundrisszuschnitt und die Teilbarkeit nicht gelungen. Leider fällt die Weiterentwicklung des 3. und 4. Bauabschnitts im Hinblick auf den Städtebau mit niedrigem Quadrat und eher unmotiviertem Rechteck deutlich ab. Die Arbeitsplätze in den verschiedenen Geschossen sind gut erschlossen, es lassen sich unterschiedliche Bürokonzepte entwickeln, jedoch hinsichtlich der natürlichen Querlüftung und der Belichtung der innenliegenden Büroräume stellen sich viele Fragen. Sehr begrüßt werden die Kantine und die Dachterrasse mit Blick zum See. Insgesamt hat das Gebäude einen ruhige, elegante und nahbare Ausstrahlung, die eine angenehme Arbeitswelt erwarten lässt. Das starke Gebäude wird mit differenzierten Freiflächen in die Gesamtstadt eingefügt und auch die unterschiedlichen Plateaus und Ebenen sind hervorragend miteinander verknüpft. Erwähnenswert ist zudem die intensive Beschäftigung mit der Auswahl der Gehölze, die an diesem Ort gedeihen können, und dass dieses Gebäude die geringste GRZ aller Arbeiten aufweist. Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte der Arbeit liegen im Wettbewerbsmittel. Während die Ausführung der Doppelfassade als effizienter Schallschutz dient, wird jedoch die Tageslichtversorgung hierdurch gemindert. Auch die teilweise innenliegenden Flure sowie Besprechungsräume sind nur über Kunstlicht zu versorgen und mechanisch zu belüften. Der Sonnenschutz im Scheibenzwischenraum ist mäßig effizient. Eine wetterunabhängige Nachtluftkühlung wird durch die zur Verfügung gestellte Speichermasse und die gut positionierten Öffnungen in der Primärfassade gewährleistet. Durch die Holz-Beton-Hybrid-Konstruktion weist der Beitrag einen hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe auf. Aufgrund der geringen Dachfläche und der vorgesehenen Sekundärfassade, sind wenig Solartechnikflächen vorhanden und der Reinigungsaufwand erhöht sich. Die Betriebskosten liegen somit über dem Durchschnitt.

1. Bauabschnitt
Wenn bei der Begutachtung des Landratsamts einige Zweifel hinsichtlich der durchgehenden Qualität bestehen, besticht der 1. BA auf ganzer Linie: Die Entscheidung, im 1. BA zwei unabhängige Baukörper zu entwickeln, ist richtig. Der Kindergarten mit den umgebenden Freiflächen ist auch aufgrund seiner geringen Höhe eine gelungene Überleitung zu der kleinteiligen umgebenden Bebauung und das höhere Wohnhaus vermittelt richtig zu dem großen Gebäude des Landratsamts selbst. Selbstverständlich kann man sich die Frage stellen: muss die geometrische Form wiederholt werden? Aber da dieses Grundstück die Infrastruktur (TG) des Landratsamtes beherbergt, ist dieser formale Verweis richtig und zeigt, dass die Verfasser sich mit der gesamten Umgebung intensiv auseinandergesetzt haben. Zudem nehmen die Gebäude die Körnung der Umgebung auf. Die Grundrisse des Kindergartens sind so aufgebaut, dass die Nutzflächen sehr gut belichtet sind und in der großzügigen Mittelspange alle Nebennutzungen untergebracht werden können. Auch die Entscheidung, die Leitstelle im EG des Wohnhauses unterzubringen, unterstreicht die Haltung, alle notwendigen Nutzungen störungsfrei und unkompliziert anzuordnen. Ebenso sind die Freiflächen des Kindergartens optimal positioniert. Insgesamt eine Arbeit, die sich mit allen Nutzungen sowie deren Bedürfnissen auseinandergesetzt hat und dies in eine selbstverständliche, elegante, ja fast heitere Architektur mit den dazugehörigen Freiflächen umsetzt.

Architekturbüro

Arge Harris und Kurrle Architekten, Stuttgart mit
Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart

www.harriskurrle.de

Wettbewerbsdokumente