Die Initiative „Queer im Bodenseekreis“ hat das Ziel, Respekt für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu schaffen. Denn es gibt viel mehr als nur das eine oder das andere. Das beginnt mit Begriffen. Denn viele Begriffe, die mit dem Thema Geschlecht und Sexualität zu tun haben, klingen zunächst fremd, unbegreiflich, unverständlich – wie aus einer anderen Welt. Es ist aber die Lebenswelt und der Alltag sehr vieler Menschen, auch im Bodenseekreis. Es ist das bunte Leben in all seiner Vielfalt. Diese Begriffe mal gehört zu haben und sie zu verstehen, ist ein großer Schritt hin zu einem freundlichen und fairen Miteinander in der Gesellschaft.
Zwischen 2,5 und 14 Prozent der Bevölkerung Deutschlands ist queer.
(LSBTIQ*-Länderstudie der OECD)
Was bedeutet eigentlich … ?
A
agender, genderneutral, neuter
sind Menschen, die sich keinem Geschlecht zuschreiben lassen wollen, also kein Geschlecht bzw. keine Geschlechtsidentät besitzen. allosexuell ist das Gegenstück zur Asexualität.
Allosexuell
sind Menschen, die eine voll ausgeprägte sexuelle Anziehungsfähigkeit und Lust auf Sex besitzen. Häufig wird dies als Norm angenommen.
androgyn
ist eigentlich kein typisch „queerer“ Begriff, führt aber häufig zu Verwirrung. Androgyne Personen sind optisch nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugehörig, allerdings möglicherweise durchaus cisgeschlechtlich weiblich oder männlich. Der Begriff bezieht sich allein auf das Erscheinungsbild, nicht auf das tatsächliche oder gefühlte Geschlecht der Person.
asexuell
ist ein Spektrum. Menschen, die asexuell sind, empfinden keine oder kaum sexuelle Anziehung und spüren keine oder kaum Lust auf Sex.
aromantisch
sind Menschen, die kaum oder keine romantische Anziehung verspüren. Nicht zu verwechseln mit Asexualität.
B
bisexuell
ist eine sexuelle Orientierung, die beschreibt, dass ein Mensch sich sowohl von Menschen seines eigenen Geschlechts als auch eines weiteren Geschlechts sexuell angezogen fühlt.
biromantisch
meint eine romantische Orientierung, bei der Menschen sich sowohl zum eigenen als auch einem anderen Geschlecht romantisch hingezogen fühlen.
C
cis
ist das Gegenstück zu „trans“ und bezeichnet Menschen, deren gelebtes/soziales Geschlecht mit ihrem Geburtsgeschlecht übereinstimmt, das in der Geburtsurkunde anhand äußerer Merkmale eingetragen wurde. Das Adjektiv wird vor dem Geschlecht genannt, z. B. cis Mann oder cis weiblich. (ausgesprochen „tsiss“)
D
demisexuell
sind Menschen, die sich nur sexuell zu einem Menschen hingezogen fühlen, wenn sie zuvor Liebesgefühle für diesen Menschen entwickelt haben.
divers
ist eine seit 2018 gesetzlich verankerte Geschlechtsbezeichnung in Personenstandsregistern für Menschen, die weder eindeutig männlich noch weiblich sind. Die Kategorie soll die Diskriminierung von Menschen beenden, die mit nicht eindeutig weiblichen oder männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Früher wurden an ihnen teilweise (auch zwangsweise) Angleichungsoperationen zu einem der beiden binären Geschlechter durchgeführt. Heute wird die Kategorie auch für Menschen genutzt, deren aktuelle Körperlichkeit und/oder Identität nichtbinär ist. 2020 gab es dazu ein positives Urteil des Bundesgerichtshofs.
G
gender
steht für das soziale, gelebte und empfundene Geschlecht und wird oft als Geschlechtsidentität bezeichnet. Der Begriff wird von dem des Geburtsgeschlechts abgegrenzt, das aufgrund bestimmter äußerer Merkmale am Lebensanfang zugewiesen wird.
Geschlecht
ist die Gesamtheit körperlicher Merkmale, die die Fortpflanzung betreffen. Üblich war es, sie den Kategorien „weiblich“ oder „männlich“ zuzuordnen. Heute werden auch nicht-eindeutige Ausprägungen anerkannt.
H
heteronormativ
bezeichnet eine Weltanschauung, die darauf ausgerichtet ist, cisgeschlechtliche Männer und Frauen sowie Paare aus Mann und Frau als Normalität anzusehen und alles andere als Abweichung. Daher ist diese Sichtweise problematisch für queere Menschen und führt häufig zu Diskriminierung.
heterosexistisch
basiert auf der Idee, dass nur gesund und normal ist, was in ein heteronormatives Weltbild passt. Menschen, die nicht in dieses Weltbild passen, werden abgelehnt, abgewertet und diskriminiert.
homosexuell
ist eine sexuelle Orientierung, bei der jemand sich zum eigenen oder einem ähnlichen Geschlecht hingezogen fühlt. Manche lehnen die Bezeichnung ab, da sie in der Vergangenheit als krankhaft eingestuft wurde. Viele homosexuell Männer bezeichnen sich stattdessen als schwul, Frauen als lesbisch.
I
intersexuell
ist die Bezeichnung für Menschen, die mit Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die weder nur dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben werden. In der Vergangenheit gab es Zwangsoperationen, die intersexuelle Menschen entweder ans männliche oder ans weibliche Geschlecht „angleichen“ sollten.
K
kryptoqueer
beschreibt eine Person, die eigentlich queer ist, das aber heimlich/verborgen. Auf die Außenwelt wirkt sie, als sei sie heterosexuell und cisgeschlechtlich, obwohl eigentlich etwas anderes auf sie zutrifft. Häufig ist Furcht vor Diskriminierung oder Scham der Grund, seine Geschlechtlichkeit oder Seyualität zu verleugnen.
L
lesbisch
vgl. „homosexuell“
M
monogam
ist eine Beziehungsform, die sich auf zwei feste Partner beschränkt.
multisexuell
ist eine sexuelle Orientierung, der sich Menschen zuordnen, die sich zu Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern hingezogen fühlen.
N
neuter
vgl. agender
nichtbinär
sind Menschen, die sich von der binären Geschlechtsordnung gelöst haben, sich also weder als Mann noch als Frau einordnen lassen wollen.
O
omnisexuell
sind Menschen, die zu allen Geschlechtern Anziehung empfinden können.
P
pansexuell
ist eine sexuelle Orientierung, bei der das Geschlecht der anderen Person für die sexuelle Anziehung unbedeutend ist.
platonisch
ist eine Beziehung, wenn sie sich rein unsexuell abspielt, aber gleichzeitig dennoch eine tiefe Bindung darstellt.polyamor bezeichnen sich Menschen, die sich in mehr als eine Person gleichzeitig verlieben können.
polygam
ist eine sexuelle Beziehung mit mehr als zwei Menschen.
Q
queer
ist ein Sammelbegriff für alle Menschen, die nicht heterosexuell und/oder nicht eindeutig männlich oder weiblich sind und/oder deren gelebte Geschlechtsidentität nicht mit dem Geburtsgeschlecht übereinstimmt. Das Wort stammt aus dem Englischen und meinte ursprünglich „seltsam“, ist aber inzwischen als positive Selbstbezeichnung queerer Menschen verbreitet. (ausgesprochen „kwier“)
S
schwul
vgl. „homosexuell“
T
trans (transsexuell / transgeschlechtlich)
sind Menschen, die ein anders Geschlecht haben oder sich damit identifizieren, als in der Geburtsurkunde eingetragen ist/war. In Deutschland ist eine Geschlechtseintragsänderung auf das passende Geschlecht möglich, aber derzeit noch mit sehr viel Aufwand verbunden. Trans Menschen durchlaufen häufig, aber nicht immer, geschlechtsangleichende Operationen oder Hormontherapien.
Häufige Abkürzungen
Lesbisch, schwul (gay), trans, bisexuell, inter, queer Sammelbegriff für Menschen, die nicht im heteronormativen/binären Weltbild inbegriffen sind
AMAB: assigned male at birth / DMAB: designated male at birth = bei Geburt männlich zugewiesen
AFAB: assigned female at birth / DFAB: designated female at birth = bei Geburt weiblich zugewiesen das
„c“ steht für coercively, also zwangsweise/unfreiwillig (wird nur teilweise verwendet)
Getränkeuntersetzer-Aktion: Kannst du „queer“?
In teilnehmenden Kneipen und Gastwirtschaften im Bodenseekreisen liegen auf den Tresen und Tischen die bunten Getränkeuntersetzer (häufig auch Bierdeckel genannt, obwohl auch alle möglichen anderen Getränke darauf abgestellt werden). Sie laden zum Quizzen ein - gefragt sind bekannte und auch weniger geläufige Begriffe aus den Bereichen Sexualität und Geschlechtlichkeit. Auf der Rückseite werden ausgewählte Begriffe verständlich erklärt. Den Untersetzer gibt es in drei Inhalts-Varianten.
Quiz-Lösungen
- PANSEXUELL
- PLATONISCH
- TRANS
- DEMISEXUELL
- ANDROGYN
- LESBISCH
- OMNISEXUELL
- KRYPTOQUEER
- ASEXUELL
- POLYAMOR
- HOMOSEXUELL
- QUEER
- GENDER
- GESCHLECHT
- CIS
- HETEROSEXISMUS
Finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat.
Frauenbeauftragte
- Telefon
- +49 7541 204 5475
- veronika.waescher-goeggerle@bodenseekreis.de
- Gebäude
- Friedrichshafen, Albrechtstraße 75
Kneipen-Quiz erklärt sexuelle Vielfalt
Für Gastwirtschaften
Sie wollen die bunten Getränkeuntersetzer für Ihr Lokal kostenlos bestellen?
E-Mail an veronika.waescher-goeggerle@bodenseekreis.de