Amphibienschutzmaßnahmen im Bodenseekreis
Ein Vergleich mit der 1990 vom Bund Kreisverband erstellten Bericht über Amphibienwanderungen im Bodenseekreis zeigt, dass sich in den zurückliegenden 13 Jahren einiges verändert hat:
1990 wurden an 15 Stellen im Kreisgebiet Wanderungen durch Zäune, Tunnel oder Straßensperrungen betreut. 2003 war an drei dieser Stellen die Betreuung aufgegeben worden (Bermatinger Hungerweiher, L207 bei Immenstaad und die nur 1987 B33-Querung bei Ittendorf), an vier weiteren Stellen bleiben die Wanderungen nach dem mittlerweile erfolgten Einbau von Tunneln sich selbst überlassen. Zu den 8 Stellen, die nach wie vor alljährlich mit Zäunen oder Sperrungen werden, sind weitere 9 Stellen neu hinzugekommen; zusätzlich wurden an einer weiteren Stelle bei einem Straßenausbau Tunnel eingebaut.
1990 waren die Gemeindeverbindungsstraße Daisendorf-Baitenhausen und die Kreisstraße von Mühlhofen nach Grasbeuren die einzigen Straßen im Kreis, die in starken Wanderungsnächten für den Verkehr gesperrt wurden, 2003 waren eine weitere Kreisstraßen, zwei weniger befahrene "Schleichwege" und ein Feldweg hinzugekommen; während 1990 Straßensperrungen noch mit mobilen Schranken gemacht wurden (die oft genug ignoriert wurden), wurden 2003 für alle Sperrungen mit festinstallierte, abschließbare Schranken verwendet.
Der technische Aufwand für den Amphibienschutz hat sich seit 1990 erhöht: waren es 1990 noch zwei Querungen, die mit Hilfe von (kleinen und wenig wirksamen) Tunneln geschützt waren, so waren es 2003 bereits 8 Querungen mit zum Teil groß dimensionierten Tunneln, die zum Teil (wenn auch nicht alle) gut angenommen wurden. Eine technische Neuerung ist auch die 2004 in Betrieb genommene automatische, fernsteuerbare Schranke an der K 7782, die das aufwendige pünktliche Öffnen und Schließen von Hand überflüssig macht.
Nicht im gleichen Maße zugenommen hat dagegen der personelle und Arbeitsaufwand an den betreuten Querungen: 1990 waren es 14, 2003 insgesamt 17 Stellen im Kreis, an denen alljährlich in "Handarbeit" (Öffnen und Schließen von Schranken, Aufbau und Kontrolle von Zäunen) Amphibien betreut wurden. Diese "Handarbeit" hat sich in vieler Hinsicht vereinfacht: Während 1990 noch in vielen Fällen Zäune mühsam aus Draht und Folie gebastelt und mit ihrem unteren Ende im (steinhart gefrorenen) Boden eingegraben wurden, werden heute in vielen Fällen standardisierte, kommerzielle Zäune verwendet, die bequem in einem Bruchteil der Zeit aufzubauen sind. Zudem kann bei Aufbau und Kontrolle von Zäunen sowie bei Aufbau und Betrieb von Schranken in vielen Fällen auf die Hilfe der zuständigen Straßenmeisterei zurückgegriffen werden.
Ohne diese Hilfen und Erleichterungen könnten die Amphibienschutzmaßnahmen im Kreis nicht in diesem Umfang durchgeführt werden.
Das öffentliche Interesse an den Amphibien ist nach wie vor groß, die öffentliche Akzeptanz für Schutzmaßnahmen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Inzwischen empfiehlt sogar der ADAC, "bei Straßensperrungen einen Umweg in Kauf zu nehmen, damit der Hochzeitszug der Kröten nicht gestört wird" (ADAC Motorwelt Heft 2/2004).