Gemeinde, Straße, Netzknotenpunkte:
Immenstaad, L207 zwischen Immenstaad und FN-Kluftern8322-003 / 8322-004
DTV:
5230 Kfz/24h
Wanderung:
Zuwanderung aus den Waldgebieten Speckholz, Hundsbühl, Schlättle westlich der L207 zu den "Heger-Weihern" (FFH-Gebiet 8221-301, NSG "Lipbachsenke", WBK Biotop 0056)
Länge des überquerten Abschnitts:
1.200 m, Zaunlänge bis 1997 max. 530 m
Schutzmethode:
Bis 1997 saisonaler Folienzaun, ca 500 m lang; ab 1998 Leitzaun im Wald, ganzjähriger (unbetreuter) Folienzaun an der Straße, 130 m lang, und eine Unterführung
Größenordnung:
In den 80er Jahren durchschnittlich 500 - 1.000 Frühjahrsanwanderer, stark abnehmend
Wandernde Arten:
Überwiegend Erdkröte (> 90 %), wenig Grasfrosch, vereinzelt Molche
Aktueller Stand:
Die Wanderung bleibt seit dem Bau von Tunnel und Dauerzaun sich selbst überlassen
Ansprechpersonen:
BUND Immenstaad, Frau Eckstein, Tel.: 07545 3202, und Herr Lindemann, Tel.: 07545 11155
Gemeinde Immenstaad, Herr Weiser, Tel.: 07545 201127
Wanderung aus Waldgebieten westlich der Straße zu den "Heger Weihern", etwa 15 Teichen in einem aufgelassenen, auwaldartig verwilderten Ziegeleigelände unmittelbar am Lipbach (FFH-Gebiet 8221-301, NSG "Lipbachsenke", WBK-Biotop 0056).
Die Wanderung überquert einen etwa 1,2 km langen Straßenabschnitt; sie wurde von 1987 bis etwa Mitte der 90er Jahre vom BUND Immenstaad betreut; die Betreuung erfolgte durch einen zunächst einseitigen, ab 1988 beiderseits der Straße verlaufenden, maximal etwa 500 m langen Folienzaun mit Fanggefäßen.
Wegen mehrerer auf beiden Seiten einmündender Feldwege und Zufahrten war dieser Zaun nie ganz dicht, so dass trotz Zaun alljährlich zahlreiche Tiere auf der L207 überfahren wurden; zwischen 1988 und 1990 wurden in mehreren Nächten Zählungen von überfahrenen Tieren durchgeführt. Zählungen abgefangener Tiere an den Zäunen (1987 - 1990, 1993 - 1995) und überfahrener Tiere auf der Straße ergaben insgesamt eine Größenordnung zwischen etwa 600 und 2000 wandernden Tieren (siehe Tabelle 10); dabei handelte es sich überwiegend um Erdkröten.
Ergebnisse der Zählungen an der l207 nördlich Immenstaad (Daten vom BUND Immenstaad):
1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991* | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Erdkröte hin | 451 | 349 | 457 | 567 | --- | 431 | 508 | 319 | 567 |
M/W-Verhältnis hin | 2,0 | 2,3 | 3,3 | 2,7 | --- | --- | 2,8 | 3,8 | 2,7 |
Erdkröte rück | 57 | 236 | 197 | 308 | --- | 24 | 55 | 73 | 308 |
Grasfrosch hin | --- | 35 | 7 | 63 | --- | --- | --- | 3 | 63 |
Grasfrosch rück | --- | 60 | 32 | 23 | --- | --- | 3 | 1 | 23 |
Nicht abgefangene | > 50 | ? | 410 | 547 | --- | > 71 | ---Keine Zählung--- | ||
Davon überfahren | --- | 152 | 327 | 531 | --- | > 71 | ---Keine Zählung--- | ||
Herbstwanderung | --- | > 70 | ? | ~ 100 | --- | -------Keine Zählung------- | |||
Davon überfahren | --- | > 60 | ~ 200 | ? | --- | -------Keine Zählung------- |
* 1991 keine Daten vorhanden ** seit 1996 keine Zählungen mehr
Durch den Bau des Gewerbegebiets Ziegelei West Ende der 90er Jahre verkomplizierte sich die Situation. Die anwandernden Amphibien mussten nun nicht nur die L207 überqueren, sondern auch das zwischen Wald und Straße liegende Gewerbegebiet mit zwei großen Bürohäusern, einer Tiefgarageneinfahrt und zahlreichen Bordsteinen, Gullys, Kellerfenstern und anderen Hindernissen.
Die Schutzmaßnahmen konzentrieren sich seit 1998 darauf, die Wanderung umzulenken. Dazu wurde westlich des Gewerbegebietes noch innerhalb des Waldes ein ganzjähriger Folienzaun aufgebaut, der die wandernden Tiere am Gewerbegebiet vorbei auf die südlich davon gelegene Wiese lenken soll; diese Wiese ist ihrerseits gegen die Straße mit einem weiteren ganzjährigen Folienzaun von rund 130 m Länge abgesperrt. Im nördlichen Teil des Folienzauns befindet sich eine einzelne Kleintierunterführung (Rundrohr, ca. 60 cm Durchmesser). Fanggefäße werden an diesem Zaun nicht aufgestellt; bis auf gelegentliche Beobachtungen in regnerischen Frühjahrsnächten bleibt die Wanderung seitdem sich selbst überlassen.
Nach Einschätzung der örtlichen BUND-Gruppe ist die straßenüberquerende Wanderung inzwischen sehr stark zurückgegangen; auch in wanderungsgeeigneten Nächten sind allenfalls wenige Tiere zu beobachten (auf der Westseite des Zauns überraschenderweise vor allem Grasfrösche und Bergmolche, ECKSTEIN mdl.); auch bei nächtlichen Beobachtungen der Unterführung wurden keine nennenswerten Wanderungen beobachtet.
Die ganzjährigen Zäune sind in mehrfacher Hinsicht problematisch: Sie verhindern die Straßenquerung in beide Richtungen, verhindern also auch, dass Tiere, die auf die Straße geraten sind (Rückwanderer u. a.), diese wieder verlassen können; sie behindern darüber hinaus ganzjährig Arten wie Dachs, Marder, Iltis, Igel und andere bei der Straßenüberquerung (die für diese Arten normalerweise möglich ist). Zudem werden die Straßenzäune auf der straßenabgewandten Seite und der Waldzaun im Sommer leicht überwachsen (wegen des Folienmaterials ist maschinelles Freischneiden schwierig), so dass Kleintiere zwar auf die Straße, aber nicht wieder zurück gelangen können.
Gleichzeitig wurde im Gewann Steigwiesen westlich der Straße 1998 ein zusätzliches Gewässer angelegt, das von den hier übersommernden Tieren ohne Straßenüberquerung angewandert werden kann. Um die Besiedlung zu beschleunigen, wurde 1999 und 2000 Erdkröten-, Grasfrosch- und Wasserfrosch-Laich eingesetzt. Überraschenderweise wurden schon im ersten Jahr auch rufende Laubfrösche beobachtet (ECKSTEIN 2001). Allerdings wurden, ebenfalls im ersten Jahr, von Unbekannten große Karpfen und andere Fische eingesetzt, so dass das Gewässer außer für die Erdkröte für alle anderen Amphibienarten nur eingeschränkt nutzbar ist.
Schwer zu beurteilen ist die Situation beim Laubfrosch. Die Art kommt nicht nur östlich der L207 (in den Hegerweihern und in den Tümpeln auf dem abgedeckten Teil der ehemaligen Hausmülldeponie), sondern auch westlich der L207 vor (die mehrere Jahre lang offenliegende Baugrube im heutigen Gewerbegebiet Ziegelei West beherbergte Ende der 90er Jahre die bei weitem größte Kolonie von rufenden Laubfrosch-Männchen in der Immenstaader Umgebung). Unklar ist, ob es straßenüberquerende Wanderbewegungen von Laubfröschen in diesem Bereich gibt; Laubfrosch-Zaunbeobachtungen und Funde von überfahrenen Laubfröschen liegen nicht vor.